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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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einen Grashalm zwischen die Zähne und streckte sich der Länge nach neben ihr aus. »Aber ein Mann über vierzig wird mich im Zweikampf bestimmt nicht besiegen!«
     
    Talia hatte die Sandalen ausgezogen und ließ die Wellen des Sees über ihre Zehen schwappen. Die Kälte des Wassers sandte eine Gänsehaut ihre Füße und Waden hinauf; ein belebendes Prickeln, das sich ihr Rückgrat entlang bis zum Hals fortsetzte. Sie krümmte die Zehen und versuchte, mit ihnen einen dünnen Ast hochzuheben, der mit den Wellen herantrieb. Einen Moment lang balancierte sie wie ein Storch auf einem Bein, dann erinnerte sie sich daran, dass sie immerhin als Carans Tochter hier war, und nahm schnell wieder eine vornehmere Haltung ein.
    Ein Windstoß strich über die gewaltige blaue Fläche vor ihr, fuhr in ihr Haar und weiter das Ufer entlang, flüsterte im Schilf und in den Gebäuden und Wegen Brigantions, das sich schützend zwischen Wasser, Sümpfe und Berge schmiegte. Brigantion war die wichtigste Stadt der Briganter, einem vindelikischen Stamm am Fuße des Gebirges mit besten Beziehungen sowohl zu den Helvetiern wie auch zu den Bergstämmen und mit einem Fürsten an der Spitze, der einer der wichtigsten Verbündeten und besten Freunde Carans war.
    »Gefällt es Euch hier?«
    Talia seufzte – sie hatte die Ruhe, das Plätschern der Wellen und die menschenlose Weite vor ihr als Wohltat empfunden – und drehte sich mit einem Anflug von Bedauern über die Störung um.
    Der Mann vor ihr war alt, mit schlohweißen Haaren und Augen, deren Schärfe rapide nachließ. Seine Haltung war jedoch noch immer die eines Kriegers, selbstbewusst und aufrecht, mit sehnigen Armen und einem flachen Bauch.
    »Es ist schwer, sich einen besseren Platz vorzustellen. Auch wenn ich die Schönheit und Vorzüge Brigantions nicht ganz so würdigen kann, wie ich es gerne täte.«
    »Denkt Ihr an Eure Tochter?«
    »Ja. Und an diese da!« Sie deutete über die Schulter des brigantischen Fürsten hinweg, wo sich in der Ferne gezackte Gipfel erhoben. »Von hier aus betrachtet, sehen sie wunderschön aus, friedlich. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie sie wirklich sein können: unbeherrschbar, wild, grausam in ihrer Gleichgültigkeit.«
    Der Fürst folgte ihrem ausgestreckten Finger. »Ich könnte Euch die Namen all der Götter nennen, die auf diesen Gipfeln herrschen, wenn Ihr ihnen ein Opfer bringen wollt und meint, Eure Reise dadurch sicherer zu gestalten.«
    »Nein danke!« Talia gestattete sich ein Lächeln. »Opfer erregen die Aufmerksamkeit der Götter. Meiner Meinung nach ist es besser, ungesehen durch ihr Gebiet zu huschen und zu beten, dass sie einen nicht bemerken.«
    Der Briganter lachte. »Ihr seid wahrlich die Tochter Eures Vaters! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Caran mir anders geantwortet hätte.«
    »Ich mag vielleicht nicht Eure Hilfe bei der Besänftigung der Berggötter erbitten, aber was die Bergstämme anbelangt, sind wir für jeden Rat und jede Unterstützung dankbar.«
    Der Fürst wurde sofort wieder ernst. »Der Bote, den Euer Vater vorausgeschickt hat, um Eure Ankunft anzukünden, hat mich von diesem Anliegen unterrichtet. Ich habe bereits eine Eskorte für Euch zusammengestellt, die Euch bis zu den Suaneten begleiten wird. Die Vennonenser und Caluconen werden keine Probleme bereiten, deren Gebiet grenzt an unseres, und wir halten gute Beziehungen zu ihnen.« Er verzog das Gesicht. »Das soll heißen, mit genügend Gold können wir alles von ihnen bekommen. Die Bergstämme sind gierig.«
    »Ihr werdet für Eure Hilfe reich entlohnt werden.«
    »O ja!« Der Fürst lachte abermals. Die unzähligen kleinen Fältchen um seine Augen und Mundwinkel verrieten, dass er das gerne zu tun schien. »Das hat mir Euer Vater bereits mitgeteilt.«
    Talia verzog das Gesicht. »Ich verstehe nicht, wieso er Euch das schreiben musste. Man sollte meinen, eine normale Nachricht genügt.«
    »Nun, es geht um ein paar delikate Details … Wie auch immer, gönnt Eurem Vater seinen Spaß! Er hat ein neues Spielzeug und ist dankbar, wenn er einen Grund hat, es auszuprobieren.«
    Caran, schon immer fasziniert von den geheimnisvollen Zeichen der Griechen und Römer, hatte vor zwei Jahren begonnen, das Schreiben zu erlernen. Diese Kunst begeisterte ihn, und er hatte sehr schnell ihren gewaltigen Nutzen erkannt. Da er jedoch den Druiden weder traute noch auf deren Dienste angewiesen sein wollte, hatte er sich an einen seiner engsten Verbündeten gewandt: den

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