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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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anderes zu retten. Was, wenn Hari oder Vebromara während ihrer Abwesenheit etwas zustieß? Würde sie sich das jemals verzeihen können? Aber würde sie es sich verzeihen können, nicht alles versucht zu haben, um Sumelis zu finden?
    Manchmal stellte sich Talia die Schicksalsgöttinnen als verschrumpelte alte Maden vor, die sich von Hoffnungen und Träumen der Menschen nährten und diese als dreckige Fäden aus Blut und Tränen wieder ausschieden. Insgeheim hatte Talia sich zudem Vorwürfe gemacht, weil sie ahnte, dass ihr Verhältnis zu Sumelis etwas Besonderes war, fürchtete, die jüngeren Kinder nicht so zu lieben wie das ältere. Sie hatte lange gezögert, diese Gedanken Atharic mitzuteilen, aber am Ende hielt sie den Druck nicht mehr aus. »Unsinn«, hatte Atharic ihre Überlegungen genannt. »Du denkst zu viel. Unsere Kinder sind unsere Kinder!«
    So einfach und klar, so selbstbewusst und sicher. Alle in ihrer Familie waren so – alle, bis auf sie.
    Wo bist du, Sumelis?
     
    Im Grunde war es wohl Sumelis’ eigene Schuld, dass es dazu kam. Sie hätte es besser wissen, hätte in Nandos Nähe bleiben müssen. Schließlich hatten sie darüber gesprochen. Sie hatte die Blicke der Tiguriner gesehen und die eindeutigen Handbewegungen. Doch sie war so dumm gewesen, nicht wahrzunehmen, dass es einzig die Angst vor Nando war, die die Männer zurückhielt und ihr etwas verschaffte, was sie in ihrer Naivität für Respekt hielt.
    Es geschah nach einem Streit mit Nando, obwohl man es kaum einen Streit nennen konnte. Nando besprach mit einem der Tiguriner ihre Route – dem Fluss weiter durch ein enges Tal folgen oder über ein Hochplateau ausweichen –, und sie mischte sich ein. Sie erwähnte heftigen Regen und Gewitter, die in den Bergen oft aus dem Nichts heranrasten, Steinlawinen, Erdrutsche, wie viel Wasser der Fluss führte und überschwemmte Talgründe. Später fragte sie sich, weshalb sie eigentlich versucht hatte, Nando mit ihrem Wissen über die Berge und deren Gefahren zu beeindrucken. Jedenfalls hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, wie ihr vorlautes Benehmen auf die tigurinischen Krieger wirken musste. Schließlich, als sie noch mitten im Satz war, packte Nando ihr Handgelenk und drückte so fest zu, dass sie aufschrie. »Wenn wir deine Meinung hören wollen, Weib, werden wir dich fragen!«, sagte er böse und drohte ihr mit einem Knebel. Leiser, nur für ihre Ohren bestimmt, fügte er noch etwas hinzu, was sie allerdings schon nicht mehr hörte. Beleidigt riss sie an den Zügeln und ließ sich bis an das Ende ihres kleinen Trupps zurückfallen. Sie rieb sich die Handgelenke und verfluchte die Männer im Allgemeinen und Nando im Besonderen. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so fluchte, und um sich von ihrem schmerzenden Handgelenk abzulenken, gab sie sich dabei große Mühe.
    »Ihr kennt da ein paar derbe Ausdrücke.« Der Krieger, der den Abschluss des Trupps bildete, zwängte sein Pferd an ihrem vorbei. Sumelis musste anhalten, um auf dem schmalen Pfad nicht in ihn hineinzureiten. »Vielleicht wollt Ihr, dass ich Euch ihre praktische Anwendung lehre?«
    Sumelis brauchte ein paar Herzschläge, bis sie verstand, was der Mann andeutete. Blässe ersetzte die zarte Sonnenbräune auf ihrem Antlitz. Der rauschende Fluss unterhalb des Pfads war laut genug, um die Geräusche des restlichen Trupps zu verschlucken, und gerade verschwand auch der letzte Krieger vor ihr um eine Kurve. Sie und der Tiguriner, der dem zarten Flaum auf seiner Oberlippe nach zu schließen wahrscheinlich nicht einmal so alt war wie sie, waren allein. Sumelis presste ihrem Pony die Fersen in die Flanken, doch es tänzelte nur auf der Stelle und warf den Kopf hoch, nicht bereit, in das größere Pferd hineinzulaufen, das bereits drohend die Ohren anlegte und mit dem Schweif peitschte.
    »Nando hat gesagt, wir sollen dich nicht anrühren. Du würdest dem kimbrischen König gehören.« Der Mann sprang ab und riss ihr die Zügel aus der Hand. Sumelis trat nach seinem Gesicht, aber er fing ihren Fuß, verdrehte ihn und zerrte sie so zu Boden. Sie schlug hart auf die Schulter auf. Sein Schatten fiel über sie, da er sich bückte und sie auf den Rücken drehte. Benommen hörte sie ihn murmeln: »Aber es würde doch keiner merken, wenn ich deine Brüste anfasse, oder? Das tut dir ja auch nicht weh. Ich will sie nur ein bisschen anfassen. Sie sind hübsch, deine Brüste. Aber du bist sowieso hübsch, vielleicht ein wenig zu

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