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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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bezweifelte, dass sie alleine ihren Weg zurück durch das Labyrinth des nordischen Trosslagers gefunden hätte.
    »Wie lange wird das, was Ihr getan habt, Boiorix helfen?«
    »Ich weiß es nicht. Ein paar Nächte bestimmt, womöglich sogar länger. Vielleicht ist der Fluch aber auch zu stark, und die Träume kehren schneller zurück. Ich konnte das Netz nicht zerstören, nur seine Wirkung mildern.«
    »Der König wird Euch sehr dankbar sein.«
    »Das erwarte ich auch von ihm!«
    Der Krüppel schwieg nach ihrem Ausbruch einen Moment lang. Als er schließlich weitersprach, klang eine seltsame Mischung aus Vorsicht und Mahnung in seinen Worten mit, die Sumelis nicht nachvollziehen konnte. Was für ein Verhältnis hatte dieser Helvetier zu dem nordischen König, für den er Geisel, Ratgeber und lächerlicher Narr zugleich war?
    »Unser König, der Kimbernkönig, ist kein einfacher Mann, Herrin. Er ist voller Mut und Tatendrang, der größte Krieger, den ich kenne. Er ist Stier, Keiler und Bär in einem. Unerschrocken. Jähzornig. Er ist kein ungerechter Mann, Sumelis, er kann auch sehr großzügig sein.«
    »Was wollt Ihr mir sagen?«
    »Reizt ihn nicht! Nehmt ihn für Euch ein! Erzählt ihm morgen oder übermorgen, wenn er Euch zu sich ruft, in aller Deutlichkeit, was Ihr für ihn getan habt. Rascil wird Eure Tat herunterspielen, also seid nicht zu bescheiden! Ihr braucht Boiorix’ Schutz hier in diesem Lager, andernfalls weiß ich nicht, was Rascil Euch antun würde. Sie hasst Euch schon jetzt, und ich kann Euch nicht beschützen, so gerne ich das tun würde.«
    Sumelis blickte in seine eindringlichen Rehaugen und bemühte sich um ein zittriges Lächeln. »Ich weiß Eure Sorge sehr zu schätzen, aber bitte macht Euch keine Gedanken! Es gibt noch einen anderen außer dem König, auf dessen Schutz ich zählen kann.«
    »Wen? Ich dachte, Ihr kennt hier niemanden?«
    Jetzt war es an Sumelis, überrascht die Stirn zu runzeln. »Nando natürlich. Er hat mich hierhergebracht.«
    Stolpernd blieb der Krüppel stehen. Seine Hand schoss vor und schloss sich um ihr Handgelenk. Sein heftiges Kopfschütteln hätte durch den unverhältnismäßig großen Schädel lächerlich gewirkt, wäre seine Stimme nicht so eindringlich gewesen. »Zählt nicht auf Nando, Herrin! Bitte! Nando ist Boiorix’ Hund, er würde sich niemals gegen ihn stellen. Er würde Euch auf einen Wink seines Königs hin töten!«
    »Das würde er nicht tun!« Müdigkeit und Kopfschmerzen ließen den Widerspruch zu einem Aufschrei werden. Sumelis löste ihre Hand aus dem Griff des Krüppels und verschränkte trotzig die Arme vor dem Körper. Ein Ausdruck von Bitterkeit huschte über das Gesicht des Helvetiers. Plötzlich sah er so alt aus, wie er wahrscheinlich in Wirklichkeit war.
    »Ich wünschte, ich könnte Euch etwas anderes sagen, Sumelis, aber Nando ist kein guter Mensch, wie Ihr es seid. Ich habe keinen Streit mit ihm, im Gegenteil, in Anbetracht der Umstände behandelt er mich nicht so schlecht wie viele andere.« Der Krüppel verzog das Gesicht, und es war klar, dass er das eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. »Wie dem auch sei: Nando hat Dinge getan, die –«
    »Das weiß ich selber! Ich bin kein Narr! Aber ich kenne ihn, ich habe seine Seele gesehen.« Ihre Stimme erlahmte. So ganz stimmte das nicht. Sie hatte niemals Nandos Seele gesehen, immer nur ein Aufblitzen, eine Ahnung von Wärme. Oder eine Hoffnung.
Wir sehen, was wir sehen wollen.
    Nein, sie ließ diese Zweifel nicht zu. Sie kannte Nando. Vielleicht kannte sie ihn sogar besser als er sich selbst.
    »Nando würde mich nicht im Stich lassen. Er hat mir sein Wort gegeben, dass mir kein Leid geschehen wird.«
    »Hat er das?« Der Krüppel schien ehrlich erstaunt. »Nun, sein Wort bricht er gewöhnlich nicht. Er ist ehrenhaft. Doch Euch sollte klar sein, dass sein Eid auf seinen König immer Vorrang haben wird.«
    »Nicht, wenn Boiorix mir unrecht tut. Das würde Nando niemals zulassen. Aber lasst uns nicht streiten! Ich bin müde und dankbar für Eure Hilfe und Euren Rat. Ich werde einfach alles tun, was ich kann, um den Fluch von Boiorix zu nehmen. Dann wird auch Nando sein Versprechen mir gegenüber einhalten, Ihr werdet sehen.«
    Sie waren vor Sumelis’ Zelt zum Stehen gekommen. Der Krüppel hielt ihr den Eingang auf, wollte ihr jedoch nicht in die Augen sehen, zumal er sich mit den Worten von ihr verabschiedete: »Mögen die Götter Euch erhören, Herrin. Wenn Nando in der Lage war,

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