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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Gegenwart in sich spürte, wagte sie sich weiter vor.
    Boiorix’ Kern war ein blasses Blau, so hell, dass es fast weiß war, mit einem Hauch von Grau darin. Ein Netz aus schwarzen Fäden durchzog die Seele in feinen Adern, ganz ähnlich dem Netz einer Spinne. Die Schwärze schnitt tief in das Blau hinein, zu eng gezogene Bande, deren Zweck mehr im Quälen denn im Fesseln zu liegen schien. An manchen Stellen pulsierten die Verknüpfungspunkte des Netzes im Takt eines fremden Herzschlags, und dann lief ein Zucken durch die Seele, ein Spiegel der Krämpfe, die Boiorix’ Körper quälten. Probeweise zerrte Sumelis an diesen schwarzen Adern, doch sie ließen sich nicht bewegen, also ließ sie es sein. Noch nie zuvor hatte sie Vergleichbares gesehen.
    Sumelis zog sich etwas zurück und begann leise zu beschreiben, was sie sah. Sie öffnete nicht die Augen, trotzdem wusste sie, dass Rascil und der Krüppel an ihren Lippen hingen. »Ich weiß nicht, wie ich diesen Fluch von ihm nehmen soll. Ich könnte versuchen, mit Gewalt das Netz zu zerreißen, aber selbst wenn es mir gelingen würde, würde ich damit auch seine Seele zerstören. Das Netz hat sie vollkommen eingenommen.«
    »Das kling alles sehr interessant, nützt aber gar nichts!« Rascils schneidende Stimme brachte das Netz dazu, einen Moment lang stärker zu pulsieren, und wie als Antwort stöhnte Boiorix auf. Sumelis hätte beinahe gelacht, wäre die Situation nicht so ernst gewesen. Immerhin hing auch ihr Leben in den giftigen Maschen, die sich um Boiorix’ Seele spannen.
    »Gibt es eine andere Möglichkeit?« Dies war der Krüppel. Sumelis wusste nicht, ob die Besorgnis in seiner Stimme ihr galt oder dem Kimbernkönig.
    »Ich könnte etwas anderes versuchen. Es würde das Netz nicht zerstören, aber vielleicht kann ich ihn abschirmen.«
    »Womit auch immer Ihr ihm helfen könnt, der König wird Euch dankbar sein.«
    Sumelis begann, eine imaginäre Hand über den bebenden Ball hinter Boiorix’ Stirn zu bewegen. Dünne Fingerfäden flossen aus ihr heraus, blaugrünes Licht, das sich Tautropfen gleich um die Stellen schmiegte, wo die schwarzen Adern am heftigsten pulsierten, unter sie sickerte, zwischen die Schwärze und das blasse Blau. Es bildete eine zarte Haut, durchscheinend und dennoch Barriere genug, um das quälende Pochen dämpfen zu können. Nach einer Weile, während sie sich von Knoten zu Knoten vorarbeitete, spürte Sumelis, wie Boiorix ruhiger wurde, sein Schlaf leichter. Er begann, aus der Welt seiner Träume herauszudriften, zurück in seinen Körper und erholsame Ruhe. Sumelis wusste, sie würde das, was sie jetzt tat, bereuen, sobald sie die Augen aufschlug, aber ihr war klar, dass auch die schlimmsten Kopfschmerzen nichts im Vergleich zu dem sein würden, was sie erwarten mochte, wenn sie versagte. Also machte sie weiter, bis sie zwischen sämtliche pulsierende Knoten des Netzes und die schimmernde Kugel, in die sie schnitten, eine dünne Schicht gezwängt hatte, eine Wand aus den Farben ihrer eigenen Seele, beruhigend, lindernd, schützend.
    Als sie die Augen aufschlug, schlief Boiorix. Sumelis legte einen Finger auf die Lippen und glitt von der Lagerstatt hinunter. Ihre Knie gaben unter ihrem Gewicht nach. Sie wäre gefallen, hätte der Krüppel nicht mit einer Kraft, die sie niemals in diesem verstümmelten Zwergenkörper erwartet hätte, nach ihrer Hand gegriffen. Sumelis’ Blick verschwamm, dennoch nahm sie Rascils verkniffene Miene wahr, mit der diese ihr die Tür aufhielt. Der Krüppel strahlte dagegen über das ganze Gesicht, selbst wenn ein Teil seines Lächelns Spott in sich barg, der Rascil galt.
    »Wird sich der König morgen daran erinnern, was Ihr getan habt?«, fragte er.
    Sumelis nickte schwach. »Er wird nicht genau wissen, was ich getan habe, nur dass etwas geschehen ist. Alles andere müsst Ihr ihm berichten.«
    »Oh, das werden wir, keine Angst!« Der Helvetier klang beinahe fröhlich. »Nicht wahr, Rascil?«
    »Was immer Ihr sagt, Krüppel.«
    »Mir geht es nicht gut.« Sumelis schluckte aufsteigende Übelkeit hinunter. »Ich würde mich jetzt gerne hinlegen.«
    »Ich kümmere mich um Euch, sorgt Euch nicht!« Der Krüppel drückte ihre Hand. »Ihr habt für heute genug getan. Ich bringe Euch zu Eurem Zelt.«
    Die frische Luft außerhalb des Gebäudes verdrängte Sumelis’ Übelkeit und klärte ihre Gedanken weit genug, damit sie eigenständig laufen konnte. Trotzdem war sie froh über die Führung des Krüppels, denn sie

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