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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Gelände es zuließ, dann kauerten sie sich am Fels aneinander und warfen ihre Decken über sich. Trotzdem begann Talia schon bald zu frieren. Atharic nahm ihre klammen Hände und steckte sie unter seine Achseln.
    »Geht es dir gut?«
    »Nein. Kalt.«
    »Ich weiß.«
    »Könnten wir hier erfrieren?«
    »Ja.«
    »Dies wäre ein guter Moment gewesen, um zu lügen, Atharic!«
    »Du hast selber in den Bergen gelebt. Du weißt, wie sie sind. Aber wir werden nicht erfrieren. So kalt ist es noch nicht. Wenn du nicht so erschöpft wärst, wäre die Kälte gar nicht so schlimm.«
    Talia versuchte, in ihren mitgenommenen Schuhen mit den Zehen zu wackeln, doch die Kälte hatte sie und das Leder bereits steif werden lassen. Atharic bemerkte es, legte seine Beine über ihre und stopfte ihre mittlerweile fast leeren Proviantbeutel um Talias Füße.
    »Was ist, wenn es nicht aufhört zu schneien?«
    »Es reicht, wenn Wind aufkommt.«
    »Wenn Wind aufkommt, wird es erst recht kalt.«
    »Links und rechts ragen Berge empor, der Wind hat also einen klaren Pfad über diesen Pass. Heute Mittag noch wehte der Wind von Süden her. Wenn er uns ins Gesicht schlägt, kann es schneien, wie es will, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wind ist besser als diese Suppe!«
    Sie schwiegen eine Zeitlang. Um sie herum war alles grau: die Wolken, der Schnee, der Fels, sogar die Farbe ihrer Haut. Talia vergrub ihr Gesicht an Atharics Hals und wärmte die kalte Nasenspitze an der Stelle, wo sein Nacken in die Schulter überging.
    »Glaubst du, dass Sumelis die Reise gut überstanden hat?«, murmelte sie.
    »Natürlich. Weshalb die Kimbern sie auch immer entführt haben, sie wollten sie offenbar unbedingt lebendig. Außerdem haben sie, wenn wir recht haben, den einfachsten Weg über die Berge genommen. Das lässt sich mit unserer Situation überhaupt nicht vergleichen.«
    »Ich hasse die Kimbern!«
    »Versuchst du, dir heiße Gedanken zu machen?«
    »Ja. Verdammt sollen sie sein! Sie mit ihrer Gier, ihrer Gleichgültigkeit, dem Anspruch, dass die ganze Welt ihnen gehören müsste. Ihrem selbstgefälligen Kriegswahn!«
    »Das ist nicht ganz gerecht.« Atharic verlagerte sein Gewicht und zwinkerte in das Schneetreiben. Irrte er sich, oder wurde die Sicht tatsächlich besser? »Nicht alle Kimbern sind so. Immerhin waren wir – mein Rabenvolk und ich – auch einst Teil ihres Zugs. Dabei wollten wir nichts anderes als ein besseres Leben. Wir haben gesehen, wie unsere Kinder im Norden starben. Jahrelange Missernten, Überflutungen, das Wild, das aus den Wäldern verschwand, Krankheiten. Wir mussten unser Land verlassen, und so ging es auch vielen Kimbern. Glaubst du, es sind damals alle gegangen, weil ein jeder auf Raubzüge aus war? Ein paar ja, Menschen wie Boiorix, aber die Gründe von Anführern und jungen Kriegern sind meist andere als die von Familien, von Vätern oder einfachen Bauern.«
    »Es hätten auch andere umkehren und in den Norden zurückkehren können. So wie ihr es damals getan habt.«
    »Vielleicht, aber im Norden hätte sie wieder Hunger erwartet. Du weißt selbst, dass es auch für uns nicht einfach war, zurückzukehren, und wir waren nur noch wenige. Irgendwann gab es für die Kimbern einfach kein Zurück mehr. Nein, ich verstehe die einfachen Krieger und ihre Familien. Ich verstehe sogar die jungen Männer, die herangewachsen sind, ohne eine Erinnerung an den Norden zu haben, die während des Zugs erst geboren wurden. Sie haben niemals etwas anderes kennengelernt als Herumziehen oder sich als Söldner Verdingen. Möglicherweise wissen sie gar nicht, wie man Felder länger als einen Sommer bestellt! Seit einer ganzen Generation sind die Kimbern unterwegs, manche nur auf der Suche nach Land, das ihre Familien ernähren kann, andere getrieben von Gold, Reichtum, Macht und Eroberung. Das macht sie aber nicht zwangsläufig schlechter als die übrigen Stämme des Nordens oder dein Volk, Talia.«
    Talia kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hörte ihm schon längst nicht mehr zu. »Was wirst du tun, wenn du ihm gegenüberstehst?«, fragte sie unvermittelt.
    Atharic zuckte mit den Achseln, womit er sich gleichzeitig den Schnee von den Ärmeln schüttelte. Er brauchte nicht zu fragen, von wem Talia sprach. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in das Schneetreiben und zog die Füße an, als klatschend einige dampfende Pferdeäpfel zu Boden fielen. »Hoffen, dass er mich am Leben lässt. Und Sumelis. Und dich.«
    »Was ist, wenn er schon wusste,

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