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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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durch Boiorix’ breite Gestalt vor ihm verdeckt war, fragte sich, woran der Mann das festmachte, aber da die Aussage von ihrem Übersetzer stammte, musste es wohl stimmen. Es verwunderte auch nicht, denn die Veneter waren Verbündete der Römer, Aquileia eine Kolonie mit besten Verbindungen über das Meer sowie nach Norden zu den Norikern.
    Der Übersetzer hatte sich unterdessen an Nando vorbeigeschoben, bis er schräg hinter dem König stand. Boiorix begrüßte die Händler förmlich und dankte ihnen für ihr Kommen. Speis und Trank wurden von Hand zu Hand gereicht, um das Gastrecht für die Ankömmlinge zu besiegeln. Der Platz vor dem großen Gebäude war frei gehalten, sogar gekehrt worden, damit die Händler hier ihre Waren aufbauen konnten. Einzig die Fürsten und Anführer, Günstlinge und deren Ehefrauen hielten sich am Rande des Platzes auf, um den Händlern bei ihren Vorbereitungen zuzusehen und schon aus der Ferne abzuwägen, welcher Händler die interessantesten Schätze anbot. Das gemeine Volk wurde von Boiorix’ Leibwache ferngehalten.
    Einige Händler trugen Togen, die sie als römische Bürger auswiesen, dazu schwere Siegelringe an den Ringfingern der linken Hand. Ihre Kurzhaarfrisuren schienen den andere Haar- und Barttrachten gewohnten Kimbern simpel. Nando hatte gehört, dass Römer ständig badeten, und obwohl er im Gegensatz zu Boiorix niemals eine ihrer Badestätten aufgesucht hatte, wusste er doch, dass sich die Vornehmen dabei nicht des kühlen Wassers von Brunnen und Gewässern bedienten, sondern gewärmtes, ja, sogar heißes Wasser bevorzugten. Weich und keine Härten gewohnt, urteilte er verächtlich, bevor seine Aufmerksamkeit von den sich im Hintergrund haltenden Dienern der Besucher gefesselt wurde: Diese hielten nämlich mit kunstvollen Phaleren geschmückte Pferde an den Zügeln. Es handelte sich um wahrlich prachtvolle Tiere, die ebenfalls zum Verkauf standen und augenblicklich hinter einer Traube begeisterter kimbrischer Männer verschwanden.
    Was die Händler darüber hinaus vor den Augen der Kimbern ausbreiteten, ließ so manchen Nordmann denken, dass sie vielleicht lieber Aquileia erobern sollten, anstatt sich so auf Rom zu konzentrieren. Bernstein in allen Facetten entlockte den Frauen Entzückungsrufe, eine Erinnerung an die Strände des Nordens, die sie hinter sich gelassen hatten, dazu Ketten, Ringe, Ohrringe aus Gold, Glas, Perlen, Spiegel, Edelsteine. Holzfässer und Amphoren voll mit Wein, feinwandige Keramik, Bronzegeschirr. Äpfel, Käse, Essig und teures Olivenöl. Betörende Düfte in kleinen Schälchen, in Honig eingelegte Früchte, Gewürze, darunter eine Wurzel, deren Geruch einem, sobald man sie anschnitt, die Tränen in die Augen trieb.
    »Was wohl die Römer dazu gesagt haben, als diese Händler an ihnen vorbeizogen, um zu uns zu gelangen?«, überlegte der Krüppel laut. »Empfinden sie das nicht als Verrat durch ihre eigenen Leute?«
    Nando verstand es ebenfalls nicht. »Vielleicht denken die Aquileienser einfach praktisch, weil es sowieso keinen Unterschied macht. Sollten wir Italien erobern, ist es für sie nur von Vorteil, wenn sie schon jetzt gute Beziehungen zu uns unterhalten.«
    »Ich glaube, sie denken anders.«
    »Und das wäre wie?«
    »Wenn die römischen Legionen uns vernichten, wird unser aufgehäuftes Beutegut, alles, was wir haben, nach Rom fließen oder in die Taschen der Feldherren und Soldaten. Diese Händler wollen noch an uns verdienen, bevor es nichts mehr zu holen gibt.«
    Abgelenkt von den unzähligen Waren, blitzenden Silbermünzen, dem aufgeregten Schnattern der feilschenden Frauen und der Überlegung, auf welches der in der Sonne funkelnden Schmuckstücke wohl Sumelis’ Wahl fallen würde, brummte Nando ohne besonderen Nachdruck: »Das, Krüppel, ist Verrat.«
    Der Krüppel zuckte mit den Achseln. »Die Teutonen und Ambronen sind doch auch besiegt worden.«
    »Sie hatten auch nicht Boiorix als Anführer. Sie waren schon immer schwächer als wir.« Nando sah sich um, ob ihnen auch niemand zuhörte. »Sprich nicht darüber, Krüppel! Boiorix hält die Nachricht von der Vernichtung der Teutonen noch immer geheim. Er will nicht, dass es die Runde macht.«
    »Ein schlechter Plan. Wahrscheinlich wissen es sogar schon diese Händler. Sie werden darüber sprechen, und dann werden Gerüchte aufblühen.«
    »Diese Händler werden mit niemandem reden, dafür wird Boiorix sorgen. Er wird nicht zulassen, dass sie uns ausspionieren.«
    Sie

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