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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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beiseitestieß. Die Verbindung zwischen Sumelis’ Fingern und Boiorix’ Handgelenk löste sich, zurück blieben ein paar bleiche Abdrücke auf der gebräunten Haut. Rascil schüttelte den König, drängend seinen Namen rufend. Sumelis war in die Zimmerecke geschleudert worden, wo sie sich zusammengekrümmt an den Wänden festhielt. Ihre Glieder zitterten so stark, dass die Nägel über den hellen Verputz schabten.
    »Er verliert«, hauchte sie. »Der Fluch ist zu stark, er kann ihn nicht besiegen. Ich habe versucht, ihn … Ich habe seine Seele gestärkt!«
    »Du hast versucht, ihn zu töten!« Unter Rascils Händen zuckte Boiorix’ Oberkörper in die Höhe, als hätte ihm jemand einen Tritt in den Rücken versetzt. Seine Lider zitterten, die Augäpfel darunter schimmerten blutunterlaufen.
    »Nein! Es war sein Wille! Er wollte kämpfen, aber –«
    »Aber du wusstest, dass er verlieren würde? Du hast ihn in seinen Tod geführt! Verdammte keltische Hexe! Es war eine von deinem Schlag, die den Fluch beschworen hat, und jetzt meinst du, ihr Werk vollenden zu können. Aber ich habe gemerkt, was du tust! Ich habe gesehen, wie du ihn immer weiter gedrängt hast. Wie er aufwachen wollte und du es nicht zuließest!«
    Nando drängte sich zwischen Rascil und seinen König. Boiorix’ Körper war erneut in sich zusammengesackt. Er bewegte sich nicht. Als Nando eine Hand auf die glatte, vom Schweiß glitschige Haut legte, spürte er keinen Herzschlag.
    »Du Miststück! Dafür wirst du büßen!«
    Nandos Faust fuhr hoch, den Schlag, den Rascil Sumelis versetzen wollte, zur Seite wischend, bevor sie noch in derselben Bewegung nach unten schoss, um kurz und hart auf Boiorix’ linken Brustkorb zu hämmern. Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Taumelnd kam Sumelis auf die Füße. »Noch einmal!«, krächzte sie. »Er ist noch bei uns!«
    Nando schlug abermals zu. Gleichzeitig legte Rascil eine Hand auf Boiorix’ Stirn und stieß einen Schwall magischer Beschwörungen hervor. Draußen verstummte der Hund.
    Kurz darauf schnappte der König nach Luft.

7 . Kapitel
    T alia und Atharic nächtigten zwischen schlanken Buchen und majestätischen Weißtannen am Rande des Gräberfelds. Man hatte ihnen gesagt, es sei ein uralter heiliger Platz, an dem die Lepontier schon seit Ewigkeiten ihre Toten bestatteten. Es war Zufall gewesen, dass sie gegen Abend auf die Trauergemeinde gestoßen waren, die gerade ein neues Grab ausgehoben und einen ihrer Dorfälteren darin bestattet hatte. Der Tote hatte aufgebahrt auf einem Wagen gelegen, in ein Totenhemd aus grobem Leinen gekleidet, während junge Männer die rechteckige Grabkammer mit Trockenmauern verkleideten. Leichter Verwesungsgestank hatte die Luft durchzogen, bis die Leiche in das Grab gelegt wurde, den Kopf mit dem bronzenen Helm nach Nordosten ausgerichtet. Eisen blitzte im ausklingenden Tageslicht, da die Hinterbliebenen der Leiche Schild, Schwert und Lanze beilegten und schließlich an Kopf- und Fußende mit Essensgaben gefüllte bauchige Flaschen und Schalen aufstellten. Die Grabkammer wurde mit großen Steinplatten aus Gneiss bedeckt, danach schaufelten junge Männer unter den Klagerufen der Frauen aufgeworfene Erde zurück in die Grube und errichteten mit weiteren Steinen eine Markierung um das frische Grab herum. Unterdessen hatten Kinder die beiden Reiter bemerkt, die im respektvollen Abstand am Wegrand standen und darauf warteten, dass die Trauernden diesen freigaben. Ein wenig geschäftige Aufregung entstand, bis jemand gefunden wurde, der sich mit Talia und Atharic verständigen konnte. Der Dorfälteste, der letztlich die Unterhaltung bestritt, war ein fülliger Mann mit einem gemütlichen Gesicht und einer fast weibisch anmutenden Schmuckausstattung mit silbernen Spiralfingerringen, Bernstein- und Glasperlenschnüren und ebenfalls mit Bernsteinperlen versehenen Ohrgehängen. Bereitwillig gab er über den Weg vor ihnen Auskunft, desgleichen, was er über die Kimbern wusste. Zwar waren die Nordmänner nicht von der Ebene aus in die Täler vorgedrungen, trotzdem schien der Mann gut informiert.
    »Wichtige Handelsstraßen hier entlanglaufen«, plauderte er, lässig auf den Stiel seiner martialisch aussehenden Streitaxt gelehnt, die so gar nicht zu seinem sonstigen Äußeren passen wollte. »Sonst viel Verkehr, aber mit Kimbern in Poebene und Suaneten in Kriegslust Handel so schlecht wie seit Jahren nicht.« Es schien ihn nicht weiter zu bekümmern, denn er grinste und klopfte dabei auf

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