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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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für ein Mensch der Mann ist, den du Herr nennst.«
    Nando wusste, was Kritik war. Sie war nur noch nie so sanft ausgesprochen worden.
    »Lass uns gehen!«, befahl er brüsk. »Der König wartet.«
    Nando führte Sumelis den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Sobald sie den Kern des Lagers erreichten und in den Schein mehrerer Kochfeuer traten, zeigte ihm ein Seitenblick, wie erschöpft und mitgenommen sie tatsächlich war. Schatten umgaben ihre Augen. Unter der zarten Bräune, die die Sonne auf ihre Haut gebrannt hatte, war ihr Gesicht bleich, die Züge angespannt. Ab und zu massierte sie mit Daumen und Zeigefinger die Stelle am inneren Ende ihrer Brauen mit kleinen kreisförmigen Bewegungen. Bei den Unterkünften der Priesterinnen blieb Sumelis stehen und bat eine der weißgewandeten Frauen um Johanniskraut. Die Priesterin musterte sie abschätzend von oben bis unten. Sie schien zu überlegen, ob sie nicht einfach so tun sollte, als hätte sie Sumelis’ auf Helvetisch vorgetragene Bitte nicht verstanden, dann zuckte sie mit den Achseln. »Ich weiß nicht, ob wir Johanniskraut dahaben, aber ich werde unserer Hohepriesterin von deinem Anliegen berichten.«
    Sumelis’ Brauen zogen sich noch ein wenig mehr zusammen, aber es waren vor allem ihre plötzlich schärfer unter der Haut gezeichneten Wangenknochen, die ihren Ärger verrieten.
    »Ich wäre Euch sehr verbunden, Weise Frau«, sagte sie laut und deutlich in der Sprache, die Atharic sie gelehrt hatte und die dem Kimbrischen ähnlich genug war, damit die Frau, wenn schon nicht jedes Wort, so doch den Sinn verstand. »Es wäre mir unangenehm, den König mit solchen Kleinigkeiten behelligen zu müssen.«
    Sumelis achtete nicht auf das abrupte Rucken von Nandos Kopf, sein Stirnrunzeln und wie er einen Moment später das, was er zu hören gemeint hatte, mit einem Achselzucken verwarf. Ihre Aufmerksamkeit war auf die Priesterin gerichtet, die ihr nach wie vor den Rücken zugewandt hatte. Sumelis wartete noch ein paar Atemzüge länger auf eine Reaktion, doch vergebens. Kurz darauf setzten sie und Nando ihren Weg fort.
    Auf dem Weg zu Boiorix’ Halle fiel Sumelis auf, dass Nando sich diesmal ihrem Schritt angepasst hatte. Obwohl ihre Beine gleich lang waren, hatte sie sonst fast immer rennen müssen, um mit ihm Schritt zu halten und gleichzeitig den unzähligen kleinen Hindernissen des Lagers – Herdstellen, Zelten, Wägen, Kindern, Hunden, Handkarren, Kot und Abfallgruben – auszuweichen. Diesmal jedoch war etwas Zögerliches in seinem Gang. Sobald ihnen ein Trupp Berittener entgegenkam und sie sich, um nicht unter die Hufe zu geraten, eng an einen grob gezimmerten Schweinepferch pressen mussten, nutzte Sumelis daher die Gelegenheit, Nando kurz zu berühren.
    Sie war einer spontanen Eingebung gefolgt, deshalb wusste sie nicht, was sie erwartet hatte. Die Schatten, die Nandos Seele mit Düsternis sprenkelten, kreisten wie Sturmwolken über dem erstarrten Ozean darunter, dessen Oberfläche gleichwohl glatt und kalt war wie zuvor. Enttäuscht zog Sumelis ihre Hand zurück. Vielleicht hatte der Krüppel ja doch recht, und sie war die größte Närrin, über die die Götter je gelacht hatten.
    Eine Kleinigkeit war anders als die ersten beiden Male, da man sie in Boiorix’ Schlafkammer geführt hatte, um dessen Alpträume zu bannen. Diesmal betraten sie das Gebäude nicht durch den Haupteingang zur Halle hin, sondern durch eine lediglich von schwerem Leder verschlossene schmale Öffnung am hintersten Ende, wo die Bediensteten und Sklaven schliefen. Sumelis war froh darüber, denn sie hasste es, sich von Boiorix’ Günstlingen angaffen zu lassen, die offene Frage in den Gesichtern, wieso sie nicht wie alle anderen Huren in der großen Halle des Haupthauses schlief und was Boiorix überhaupt an ihr fand, schließlich war sie bei weitem nicht die schönste Frau im Zug. Rascil, der Krüppel und Boiorix waren einhellig der Meinung gewesen, dass einzig die Priesterinnen von Sumelis’ wahrer Aufgabe wissen durften. Niemand sonst sollte ahnen, wie verheerend die Alpträume waren, die ihren König heimsuchten und seine Kraft schwächten.
    »Diese Halle ist ein widerwärtiger Ort!«, flüsterte Sumelis Nando zu, das Gesicht angeekelt verzogen. Das Stroh von Bettlagern verfing sich in ihren Sandalen, pikte in die Haut ihrer Füße. Wie immer roch es nach menschlichen Ausdünstungen, Wein und mannigfaltigen Speisen. Ein Sklave trug in Metsauce eingelegten Schweinebauch

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