Der Fluch der Druidin
vorbei, in der anderen Hand balancierte er eine Platte mit Rinderlebern, von der roter Saft unbeachtet auf den Boden tropfte. Am Hallenende sang eine klare Männerstimme ein Lied über Schlachtenglück und reiche Beute, ging jedoch im lauten Gerede und Grölen der anderen fast unter. Krachend fiel eine Liege um.
Zu Nandos Überraschung erwartete Rascil sie vor der Tür zu Boiorix’ Kammer. »Ihr habt lange gebraucht!«, schnappte die Priesterin anstelle einer Begrüßung. »Ich habe die beiden Mädchen schon vor einer Ewigkeit zu ihm geschickt.«
»Welche Mädchen?«
Rascil antwortete nicht. Sie gab der Wache einen Wink, die Besucher passieren zu lassen, doch bevor sie eintreten konnten, legte die Priesterin eine Hand auf Sumelis’ Schulter.
»Sieh hin, kleine Zauberin!«, flüsterte sie ihr ins Ohr. »Schau dir an, wie Boiorix’ Seele in voller Kraft und Blüte strahlt, wenn er Gewalt über alles hat, was ihn umgibt!«
Verwirrt schüttelte Sumelis den Kopf. Sie wollte fragen, was das bedeuten sollte, da schlugen auch schon die Geräusche und Düfte der Kammer über sie herein: Boiorix’ triumphierendes Stöhnen, die kleinen Laute der beiden Frauen, die sich um seinen gewaltigen Körper wanden, der Geruch nach Schweiß und Beischlaf. Sumelis’ erschrockener Blick zuckte fort, zu Boden, aber Rascils Ellbogenstoß jagte ihren Kopf wieder in die Höhe. Taumelnd prallte sie gegen Nando, der hastig zurückwich und mit den Schatten der Kammer verschmolz.
»Das, was du jetzt in Boiorix’ Seele siehst, wirst du ihm später zurückgeben!« Rascils Zischen war zu leise, um zu den drei verschlungenen Körpern auf der Lagerstatt zu dringen. »Diese Gefühle, diese Gewissheit, das Feuer seines wahren Selbst! Nimm dieses Bild seiner Seele und merke es dir gut! Daran wirst du ihn später erinnern! Das wird ihn stark machen, ihm das nötige Rüstzeug verleihen, um seinen Gegnern in der Anderen Welt entgegenzutreten. Du sagtest, du wüsstest nicht, wie seine Seele früher aussah, vor dem Fluch? Also schau sie dir jetzt an, Mädchen!«
Sumelis gelang es nicht, Rascils Worten zu folgen. Keine drei Schritte vor ihr drehte Boiorix eines der beiden Mädchen auf den Bauch. Er riss ihr Gesäß zu sich empor, dann drang er mit einem zufriedenen Grunzen von hinten in sie ein. Sumelis hatte Pferde dabei beobachtet, sie hatte auch gewusst, was ihre Eltern unter ihren Decken taten, wenn sie eigentlich schlafen sollten, aber noch niemals hatte sie aus solcher Nähe beobachtet, wie ein Mann eine Frau nahm.
»Sieh dir seine Seele an!«
Und dann verstand Sumelis, worum es Rascil und Boiorix hier ging: Dies erfüllte nicht den Zweck – sie zögerte –, Liebe zu machen. Es war ein Kampf, selbst wenn es Huren sein mochten, die sich freiwillig hingaben. Genauso gut hätten sie ihr Boiorix im Gefecht vorführen können, im Siegesrausch, trunken vor Triumph, ein Fest der eigenen Stärke und Gewalt über sich selbst und alle anderen.
Nando musste das Halblicht in der Kammer nicht mit den Augen durchdringen, um zu erahnen, wie Sumelis die Röte ins Gesicht schoss. Rascils Krallen legten sich in ihren Nacken, um sicherzustellen, dass sie dem Schauspiel auch tatsächlich folgte. Nando konnte nicht wissen, was Sumelis wahrnahm, ob der Plan des Königs aufging, dennoch zweifelte er keinen Augenblick daran. Er kannte seinen König. Boiorix war ein Stier: Einmal entfesselt, gab es keine Furcht, keine Zweifel, lediglich einen unbändigen Willen, der alle Hindernisse beiseitefegte – und alle Netze, die ihn zu binden trachteten, zerriss.
Nando beobachtete, wie Boiorix nach dem zweiten Mädchen griff, es an sich zog, wie er es bestieg. Er sah Boiorix’ von Lust verhangenen Blick dem von Sumelis begegnen, und Nando wünschte sich nur noch, Sumelis wäre weit fort und er hätte sie niemals zu seinem König gebracht. Dann war es vorbei, die beiden Mädchen glitten von der Lagerstatt, um unter glucksenden Verbeugungen nach draußen zu eilen. Boiorix stützte sich auf die Ellbogen, die abschlaffende Erektion ein nasses Stück Fleisch auf seinen Schenkeln.
»Ich werde jetzt schlafen«, verkündete er. Ein träges Strecken spannte seine Muskeln, die Lider senkten sich halb über die glänzenden Augen mit ihren geweiteten Pupillen. »Und sowie ich schlafe, werde ich träumen, Sumelis. O ja, ich kann spüren, wie der Fluch auf mich lauert. Aber wenn er diesmal kommt, um mich zu quälen, will ich, dass du mir das zurückgibst, was er mir nimmt und was
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