Der Fluch der Finca
untröstlich und
ich habe keine Erklärung dafür, wie mein Mitarbeiter so ein Subjekt in meinen Club
lassen konnte.“
Er funkelte den Door-Man bedrohlich an, als er das sagte. Der machte erst gar keine
Anstalten, sich zu rechtfertigen, sondern sah nur zerknirscht und eingeschüchtert zu
Boden, ehe er weiter seiner Arbeit nachging.
„Sind Sie Jake Thorn?“
„In Fleisch und Blut, ja! Señora Tirado hatte mir eine hübsche junge Frau angekündigt,
aber da hat sie schamlos untertrieben. Kein Wunder, dass diese Schmeißfliege sich
sofort auf Sie gestürzt hat. Der arme Junge konnte wohl überhaupt nicht anders. Nun,
er wird sich künftig bestimmt besser beherrschen. Allerdings nicht mehr in meinem
Club.“
Wieder ein Seitenblick auf den Türsteher. Michelle hätte nicht in dessen Haut stecken
wollen, sollte er später zu seinem Chef ins Büro gerufen werden.
„Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Mr. Thorn. Aber ich denke, ich wäre auch allein mit
diesem unverschämten Kerl fertig geworden.“
„Selbstverständlich wären Sie das. Aber in meinem Haus ist es meine Aufgabe, die
Gäste zu beschützen und das Hausrecht durchzusetzen. Sie sind doch hier, um sich zu
amüsieren, junge Lady.“
Michelle wusste, dass sie diesen Macho schmierig finden müsste. Solche Männer
hatten bei ihr früher immer Abscheu hervorgerufen. Merkwürdigerweise war dem aber
nicht so. Thorn hatte etwas an sich, das seine grobe und gewalttätige Ader übertünchte.
Sie konnte nur nicht sagen, was es war. Er war in jeder Hinsicht zu selbstsicher, zu glatt
und zu undurchsichtig. Dennoch fühlte sie sich wohl in seiner Nähe.
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Reich. Und danach müssen Sie unbedingt einen
Drink mit mir nehmen. Die Freunde der Tirados sind auch meine Freunde, müssen Sie
wissen.“
„Sehr gern, Mr. Thorn. Ich bin sehr gespannt.“
Michelle war wirklich gespannt. Weniger auf den Laden, als darauf, wie sich Jake
Thorns Aura im weiteren Verlauf des Abends auf sie auswirken würde.
Der Club war wirklich exklusiv. Es gab drei große Bars rund um die zentrale Tanzfläche.
Während die Grundstimmung des Ladens durch blaue Neonsäulen und verschiedenfarbige
Röhren, in denen elektrische Blitze zuckten, definiert wurde, hatte jede der drei
Bars ihren eigenen Charakter.
Es gab eine in rotes Licht getauschte, in der hochwertig designte Loungesessel standen,
deren breite Ledersitzflächen mit Chromleisten von den ebenso breiten Armlehnen
abgesetzt waren. Im hinteren Teil dieses Bereichs, zwischen Tresen und einer Wand,
befand sich ein Durchgang, der durch einen Vorhang abgeteilt war.
Vermutlich das Séparée,
dachte Michelle mit gemischten Gefühlen. Einerseits stieß sie
der Gedanke ab, andererseits erregte sie auch die Vorstellung, einen Blick hinter den
Vorhang zu werfen. Sie erkannte sich selbst kaum wieder.
Außer der „roten Bar“, wie Michelle sie insgeheim für sich nannte, gab es noch eine
grüne und eine gelbe.
Die grüne war die normalste der drei Bars. Dort gab es ein paar Barhocker und vier
oder fünf kleine Stehtische davor, an denen die Leute mit einem Drink in der Hand gruppenweise
zusammenstanden und sich angeregt unterhielten.
Dann gab es noch einen Tresen, der in gelbes Neonlicht getauscht war. Dieser Bereich
war einem Beachclub nachempfunden und es gab die an Palmas Stränden allgegenwärtigen
Natursonnenschirme genauso, wie Strandliegen und sogar Sand.
Während an den anderen Theken hauptsächlich Champagner, Wodka in Magnumflaschen
und Bier ausgeschenkt wurden, dominierten hier die Cocktails.
Hinter dem Tresen standen zwei Bikinischönheiten, die artistisch mit den Cocktailshakern
und den Flaschen hantierten. Die Show war dabei mindestens so wichtig, wie die
ausgeschenkten Drinks.
Um diese Zeit war der Andrang an der gelben Bar am größten.
Michelle vermutete, dass sich das Geschehen zu vorgerückter Stunde zunächst an die
grüne und schließlich, wenn der Alkoholpegel am höchsten war, an die rote Bar verlagern
würde.
An die Bar und in die Räume, die hinter dem Vorhang verborgen sind,
musste Michelle
denken und ein Kribbeln breitete sich auf ihren Armen aus.
Jake Thorn führte sie an jede der drei Bars und stellte ihr alle Angestellten persönlich
vor. Er ermahnte die Servicekräfte, immer besonders zuvorkommend zu Michelle zu
sein, und dass er sie als Gast des Hauses betrachtete.
„Nicht doch Mr. Thorn, das kann ich nicht annehmen. Ich brauche keine
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