Der Fluch der Finca
Pistole.
„Geht es jetzt weiter?“
„Ja, ich denke schon. Es ist da draußen.“
„Was ist es?“
„Keine Ahnung, aber es ist böse und es ist kein Geist, der durch Wände geht.“
„Glaubst du, man kann es erschießen?"
Die Pistole wippte in seiner Hand, als könne sie es nicht erwarten, zum Einsatz zu
kommen.
Draußen ging die Poolbeleuchtung an und ein schwacher Lichtschein drang durch die
Vorhänge.
„Da!“, schrie Michelle und deutetet zum Fenster. Gerade noch rechtzeitig drehte Keith
sich in diese Richtung, um den Schatten vorbeihuschen zu sehen, den Michelle
entdeckt hatte.
„Es schleicht wieder ums Haus, Keith. Wir müssen alle Fenster kontrollieren.“
Obwohl Michelle es schon einmal erlebt hatte, die Situation für Keith aber vollkommen
neu war, verfiel sie nun wieder in Panik, wohingegen er vollkommen ruhig wurde. Er
hatte vermutlich schon weitaus mehr bedrohliche Situationen erlebt, als Michelle in
ihrem ganzen Leben würde durchstehen müssen.
Er hielt die Waffe mit beiden Händen, den Lauf nach oben und begann, das
Wohnzimmer in Richtung Flur zu durchqueren.
„Was hast du vor?“
„Ich werde raus gehen und es mir holen, das Drecksding.“
Er ist verrückt geworden. Das darf ich nicht zulassen!
„Keith, nein, auf keinen Fall! Das ist zu gefährlich!“
Doch er war bereits durch die Flurtür und aus Michelles Sichtfeld verschwunden.
Wieder erklang dieses Poltern von der Haustür her und in derselben Sekunde brach ein
Höllenlärm los. Keith hatte auf das Poltern reagiert, indem er begann, sein gesamtes
Magazin in schneller Folge leer zu schießen. Als Michelle in den Flur gestürzt kam,
stand Keith breitbeinig und die Waffe immer noch auf die Tür gerichtet dort und wartete
vollkommen regungslos ab. Die Tür war von Schüssen durchsiebt.
„Hast du es erwischt?“
„Wenn es einen Körper hat, dann habe ich ihm mit Sicherheit ein paar große Löcher
verpasst“, gab er grimmig zurück.
„Michelle, geh´ nach oben und schließ dich ein. Ich werde jetzt die Tür öffnen und
nachsehen. Wenn es noch da draußen ist, gebe ich ihm den Rest.“
Während er das sagte, warf er das leere Magazin aus und ersetzte es durch ein neues.
Michelle rührte sich nicht von der Stelle.
„Mach schon“, zischte er.
„Kommt nicht in Frage. Ich bleibe hier und du hörst jetzt mit diesem Unsinn auf. Die Tür
bleibt zu. Wir wissen doch gar nicht, um was es sich handelt. Und überhaupt: wenn da
draußen noch mehr von diesen Dingern sind, was dann? Du öffnest die Tür und dann
stürzen sich Dutzende von denen auf dich und zerreißen dich in Stücke.“
Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, begann es plötzlich an allen Wänden und
Fenstern gleichzeitig zu klopfen. Auch die Stimmen waren wieder da, nur dieses Mal
nicht hier drinnen bei ihnen, sondern draußen vor dem Haus.
Sie unterhalten sich. Es sind viele und sie beratschlagen, was zu tun ist. Gott steh´ uns
bei!
Auch Keith war jetzt nicht mehr so entschlossen, wie zuvor. Verunsichert drehte er
seinen Kopf Michelle zu, behielt aber mit der Waffe weiter die Tür im Visier.
„Was sollen wir dann tun? Die werden nicht von selbst verschwinden!“
„Doch, werden sie. Sobald es hell wird, sind sie weg. Wir müssen sie nur draußen
halten, dann kann uns nichts geschehen.“
Darüber schien Keith kurz nachdenken zu müssen. Schließlich senkte er seine Waffe
und steckte sie wieder ein.
„Hilf mir, die Kommode hier vor die Tür zu schieben. Für den Fall, dass das Schloss
etwas abbekommen haben sollte, ist es sicherer, wir verbarrikadieren uns damit.“
Die nächste halbe Stunde verbrachten die beiden damit, alle potenziellen
Schwachstellen im Haus zu identifizieren und zusätzlich notdürftig zu sichern. Das
Klopfen hielt die ganze Zeit weiter an und auch das Gewisper ging weiter. Michelle war
sicher, dass sie früher oder später versuchen würden, zu ihnen ins Haus zu gelangen.
Das durfte unter keinen Umständen geschehen.
Schließlich saßen sie erschöpft in der Küche und wussten nichts mehr, was sie noch
unternehmen konnten. Jetzt hieß es abwarten.
Sie saßen noch keine fünf Minuten, als das Klopfen weniger wurde und das Wispern
sogar ganz aufhörte.
„Ich glaube, sie geben für heute auf“, flüsterte Keith.
„Sie können unsere Sicherungen nicht überwinden und außerdem habe ich einen von
ihnen erwischt. Die haben genug.“
Michelle hörte nur mit halbem Ohr hin, denn etwas lenkte
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