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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Dalton
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ihre Aufmerksamkeit ab.
    Es riecht nach Rauch.
    Auf dem Tisch standen zwei Kerzen, doch die Flammen brannten vollkommen ruhig
und sie rußten auch nicht. Der Geruch passte nicht hierher.
    „Keith, riechst du das“
    Er schloss die Augen und sog Luft durch die Nase ein.
    „Das ist Rauch. Es riecht nach verbranntem Plastik, oder?“
    Noch bevor sie realisierten, was das hieß, quoll der erste sichtbare Rauch durch die Tür
hinein.
    „Es brennt“, schrie Michelle und sprang auf, um nachzusehen, woher das kam. Doch
Keith hielt sie zurück.
    „Stopp, nicht so schnell. Wir gehen gemeinsam. Nimm ein Tuch, mache es nass und
halte es dir vor Mund und Nase. Die wenigsten Leute verbrennen bei einem Feuer. Sie
ersticken.“
    Sie nickte, nahm zwei Geschirrtücher vom Haken und hielt sie unter den Wasserhahn
und wrang sie aus. Eines warf sie Keith zu und eines behielt sie für sich.
    Mit vorgehaltenen Tüchern machten sie sich auf den Weg.
    Im Flur war die Sicht bereits relativ schlecht, auch wenn die Rauchentwicklung nicht
nach einem großen Brand aussah. Es brannte hauptsächlich in den Augen, aber das
war ein echtes Problem. Die Augen zu schützen, hatten sie vergessen. Das konnte sich
rächen, wenn es ihnen nicht sehr schnell gelingen sollte, den Brandherd zu finden und
zu löschen.
    Am stärksten war die Rauchentwicklung anscheinend im Wohnzimmer. Dort mussten
sie schnellstens hingelangen. Michelle hatte bereits einen Hustenkrampf und konnte
hinter dem feuchten Tuch kaum noch atmen. Die Tränen schossen ihr in die Augen und
verschleierten ihre Sicht zusätzlich. Keith dagegen schien weniger Probleme zu haben.
Sicher war er bei der CIA entsprechend trainiert worden, jedenfalls ging er entschlossen
voran, ohne sein Tempo zu verringern. Michelle blieb nichts anderes übrig, als ihm halb
blind hinterher zu stolpern, um den Anschluss nicht zu verlieren. Mit der rechten Hand
presste sie das Tuch vor ihr Gesicht, während sie mit der Linken nach vorn tastete, um
nirgends anzustoßen. Dabei bekam sie endlich einen Hemdzipfel von Keith zu fassen
und hielt sich krampfhaft aber glücklich daran fest. Sie ließ sich von ihm voran ziehen
und hoffte, dass er durchhalten würde.
    „Der Fernseher!“
    „Was?“
    „Kurzschluss. Wir brauchen einen Feuerlöscher.“
    Woher sollte sie jetzt einen Feuerlöscher nehmen? Der Einzige, von dem sie wusste,
befand sich in einem Abstellraum im Flur und den hatten sie gerade mit Mühe und Not
hinter sich gelassen, um hierher zu gelangen. Zu allem Überfluss schwanden Michelle
jetzt auch noch die Sinne. Sie würde in wenigen Augenblicken zusammenbrechen und
ersticken, wenn nichts geschah. Ein neuer Hustenanfall schüttelte sie und ihr Hals
brannte. Dann begann sie zu würgen und die Luft blieb ihr weg.
    „Abstellraum“, krächzte sie mit letzter Kraft und dann klappten die Beine unter ihr
einfach weg. Auch Keith war nicht mehr da. Sie tastete verzweifelt in den
undurchdringlichen Rauchschwaden herum, doch sie fand ihn nicht. Er musste auch
bewusstlos geworden sein. Man würde ihre Leichen finden und einen bedauerlichen
Unfall verantwortlich für ihren Tod machen. Juanita wäre dann auch verloren. Letztlich
war alles ihre Schuld. Warum musste sie auf diese Insel und in dieses gottverdammte
Haus kommen? Sie hätte sich, wie tausend andere Witwen auch einfach
zusammenreißen und weitermachen können. Einfach zu Hause bleiben und es
aushalten – das hätte sie tun sollen. Jetzt war es zu spät. Sie würden beide hier
sterben. Eine tiefe Traurigkeit umfing sie. Harry würde nicht wollen, dass sie so starb.
Was sollte sie ihm sagen, wenn sie ihm im Jenseits gegenübertrat?
    „Achtung!“ das war Keith. Der klang seiner Stimme jagte einen Adrenalinstoß durch
ihren Körper.
    Er lebt!
    „Keith“, wollte sie schreien, doch es kam nur ein Röcheln, das in einem plötzlich
einsetzenden Zischen unterging. Das Zischen riss ab, setzte wieder ein und riss
abermals ab. Ein feiner, merkwürdig riechender Nebel schlug sich auf Michelles Stirn
und Armen nieder.
    Dann hörte sie, wie ein Fenster geöffnet wurde und gleichzeitig erklang das Geräusch
einer Waffe, die entsichert wurde. Michelles Verstand arbeitete auf Hochtouren, um zu
ergründen, was vor sich ging. Das Zischen muss ein Feuerlöscher gewesen sein. Keith
hatte es also geschafft, in den Abstellraum und mit dem Löscher wieder
zurückzugelangen.
    Jetzt verzog sich auch der Rauch. Michelle wandte sich

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