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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Dalton
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wollten?
    „Michelle, verdammt, los jetzt!“
    Bereits jetzt war das Getöse so intensiv geworden, dass klares Denken kaum noch
möglich war. Nie hätte sie geglaubt, dass diese Stimmen binnen Sekunden ein solches
Ausmaß an destruktiver Kraft entwickeln könnten und doch war es so.
    Noch bevor sie sich selbst die Watte hineinstopfte, warf sie Keith die Hälfte davon in
hohem Bogen zu und der verschwendete keine Zeit. Sobald er versorgt war, entspannten
sich seine Gesichtszüge auch schon wieder und er konzentrierte sich unerschütterlich
auf die Treppe. Wenn Keith die Situation nehmen konnte, wie sie war, dann konnte
sie das auch. Weinend zusammenzubrechen wäre keine Alternative gewesen und alles
Jammern würde ihre Situation keinen Deut verbessern.
    Mit verstopften Ohren schaffte es Michelle, ihre Gedanken neu zu ordnen und die Alternativen
abzuwägen. Der bisherige Plan bestand darin, dass sie an einem fixen Punkt
wartete und lauschte. Diese Option konnte sie jetzt vergessen. Die Alternative konnte
daher nur lauten, dass sie ihren Posten aufgeben und von jetzt an Patrouille laufen
musste. Sie ging den Grundriss des Erdgeschosses im Geiste durch. Wenn sie sich im
leichten Laufschritt bewegte, dürfte es kein Problem sein, jedes Fenster alle zwei Minuten
zu inspizieren. Eine reine Sichtkontrolle reichte da natürlich nicht aus. Sie musste
jeweils überprüfen, ob die Vorhänge noch straff gespannt waren und ob sich irgendetwas
bereits gelöst hatte und repariert werden musste.
    Also los jetzt. Genug gegrübelt.
    Natürlich hatte sie gewusst, dass es mit ihrer Fitness nicht weit her war, aber sie war
dennoch überrascht, wie schnell sie außer Atem kam, obwohl sie nicht mal ein mittleres
Jogging-Tempo anschlug. Große Sorgen bereitete ihr das aber nicht, denn etwas sagte
ihr, dass sie nicht mehr allzu lange würde durchhalten müssen. Der Showdown stand
unmittelbar bevor, das konnte sie mit jeder Faser ihres Körpers spüren. Kaum, dass sie
das gedacht hatte, ging auch schon alles ganz schnell.
    Als Erstes fiel wieder die Temperatur. Fallen war dieses Mal aber kaum das richtige
Wort – die Temperaturen stürzten regelrecht ab. Schon konnte Michelle ihren Atem in
der Luft kondensieren sehen, wie an einem kalten Wintertag im Freien.
    Ihre Hände wurden von der Kälte besonders aggressiv angegriffen und es bereitete ihr
regelrechte Schmerzen, die Waffe umklammert zu halten.
    Durchhalten Michelle, durchhalten! Es dauert nicht mehr lang. Bald geht alles zu Ende,
du musst nur durchhalten.
    Die Vorhänge im Wohnzimmer waren alle in Ordnung. In der Küche angekommen
stellte sie fest, dass auch hier bisher nichts geschehen war, worüber man sich sorgen
musste. Sie wollte sich gerade vom Zustand der Stahltür zum Wäscheraum überzeugen,
als trotz der Watte in ihren Ohren ein durchdringender und Beachtung gebietender
Schrei aus dem Wohnzimmer zu ihr drang:
    „Es geht los! Sie kommen! Michelle, komm, und zwar jetzt!“
    Mit einem Mal wurde sie noch eine ganze Stufe ruhiger. Ihre Augen verengten sich zu
Schlitzen und neue Hitze durchströmte ihren Körper. Es war die Hitze des Zorns.
    Ihr kommt also, ja? Dann wartet, bis ihr mir begegnet!
    Mit ihrer Wut und der entsicherten Waffe stürmte sie los. Jetzt galt es. Jetzt gab es kein
Zurück.

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    17. KAPITEL
    Im Wohnzimmer stand Keith vor seinem Lehnstuhl und hatte den rechten Arm weit ausholend
hinter den Kopf geführt. Die Flamme brannte kerzengerade. Michelle stellte fest,
dass die Stimmen verschwunden waren. Die Zeit der Ablenkungsmanöver war also
vorbei.
    Grimmig befreite sie ihre Ohrmuscheln von der Watte und warf sie achtlos hinter sich.
Sie hob die Waffe und richtete sie auf die Treppe. Sollte es wider Erwarten doch einem
dieser Monster gelingen, nach unten zu ihnen zu gelangen, würde sie die passende
Begrüßung parat haben.
    Aus dem Obergeschoss drangen beunruhigende Geräusche. Es hörte sich nach
mindestens einem Dutzend Füße an, die da oben über den Korridor stapften. Michelle
konnte es zwar nicht wissen, war aber überzeugt davon, dass sie durch das Arbeitszimmer
eingedrungen waren. Der Korridor war nicht lang und die Schritte kamen immer
näher. In der nächsten Sekunde mussten sie am oberen Treppenabsatz auftauchen.
Michelle platzierte sich ein Stück weiter rechts von Keith. So hatte sie sowohl die
Treppe als auch die Terrassentür im Blick. Sollten sie aber tatsächlich gleichzeitig aus
zwei Richtungen angreifen,

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