Der Fluch der Finca
müsste sie sich ganz und gar auf die unten eindringenden
Gegner konzentrieren und hoffen, dass das Feuer den Angriff von oben allein aufhalten
würde.
Dann sah sie die Ersten von ihnen. Jeder von denen hätte der sein können, den sie im
Arbeitszimmer am Fenster gesehen hatten. Alle sahen gleichermaßen tot, aber trotzdem
gefährlich agil aus.
In lehmiger Erde konserviert und mumifiziert. Ist euch das passiert? Seht ihr deshalb so
aus, als wäre der Verwesung auf halbem Weg die Puste ausgegangen?
Tatsächlich sahen die Gestalten aus, wie aus einem schlechten Zombiefilm entsprungen.
Im Kino hätten diese Erscheinungen niemanden mehr schockiert. Doch die Realität
benötigt keine ausgefallenen Spezialeffekte. Ein abgetrennter Kopf in einem Film,
und ist er noch so gut präpariert, schockt kaum jemanden. Liegt aber eines Abends ein
echter Kopf vor unseren Füßen, dann kennt das Grauen keine Grenzen.
So ging es auch Michelle mit diesen Kreaturen. Ihre Eingeweide verkrampften sich bei
ihrem Anblick. Ein paar Sekunden lang starrten sie sich einfach gegenseitig an. Die
Monster starrten aus toten Augen unverwandt auf Keith und Michelle hinab und beide
starrten zwischen Entsetzen und blanker Wut zurück. Dann rissen plötzlich die ersten
drei, die aufgetaucht waren ihre ausgezehrten Leichenarme in die Höhe und stimmten
ein infernalisches und atonales Kreischen an, als wollten sie die kleinen Menschen, die
sie anstarrten allein durch ihre Stimmen töten. Nur einen Wimpernschlag später stürmte
die Horde los und gab den Blick auf fünf weitere Untote frei, die sofort nachrückten. Sie
stoben in einem Pulk die Treppe hinunter und registrierten nicht, wie Keith eiskalt den
richtigen Augenblick zum Wurf abpasste.
Erst, als die ersten drei Ungeheuer die Holzscheite fast erreicht hatten, warf er die
Fackel.
Die Verpuffung war gewaltig. Hätten sich Michelle und Keith nicht instinktiv abgewendet,
hätte der grelle Blitz sie für Minuten geblendet, was ihre Chancen im darauf folgenden
Chaos zu überleben drastisch reduziert hätte. Die verzehrende Kraft der Flammen war
allumfassend und die angreifenden Ungeheuer waren von einer Sekunde auf die
andere einer Flammenwand gefangen. Das infernalische Kreischen veränderte schlagartig.
Statt herausgebrüllter Wut war es jetzt ein wahnsinniges Schmerzgeheul, das
Michelle die Tränen in die Augen trieb. Alle acht Angreifer waren von den Flammen
erfasst und in brennende Fackeln verwandelt worden. Sie stürzten zuckend und um
sich schlagend übereinander und rutschen zusammen mit ihrem Scheiterhaufen wie
eine Lawine die Treppe hinunter. Am Fuß der letzten Stufe kamen sie zum Stillstand
und wanden sich in letzten Zuckungen auf den Fliesen.
Schon hatte auch das Treppengeländer Feuer gefangen und die Flammen drohten sich
in Richtung Obergeschoss durchzufressen. Gerade als der letzte Schrei der verbrennenden
Monster auf der Treppe verklungen war, erhob sich ein von wahnsinniger Wut
getragenes Brüllen derer, die draußen vor den Fenstern lauerten.
Aus den Augenwinkeln registrierte Michelle, dass Keith bereits mit einem Feuerlöscher
die Flammen erstickte, um zu verhindern, dass das ganze Haus in Flammen aufging.
Gleichzeitig brach die zweite Angriffswelle los, die sie nun allein abwehren musste,
wenn sie eine Chance haben wollten, am Leben zu bleiben.
Sie kamen durch die Terrassentür. Es gab einen gewaltigen Krach, als die Scheibe
unter ihrem Ansturm barst und der Türrahmen gleich mit herausgesprengt wurde. Der
festgetackerte Vorhang wurde zerfetzt und bot überhaupt keine zusätzlich verzögernde
Wirkung.
Eine ganze Horde dieser zombieartigen Wesen quoll in den Raum. Michelle stand breitbeinig
da, hielt die Waffe vor sich gestreckt und begann zu schießen. Sie schaffte es,
drei oder vier von ihnen zu erledigen, indem sie ihnen die Köpfe wegschoss, doch der
Flut der Angreifer war sie nicht gewachsen. Jetzt kamen sie auch aus der Küche und zu
allem Überfluss drängten auch von oben wieder welche nach und konnten jetzt
ungehindert hinuntergelangen, weil Keith den Brand auf der Treppe gelöscht hatte. Sie
waren verloren.
Michelle wich rückwärts vor ihnen zurück und stieß mit ihrem Rücken gegen Keith, der
sich ebenfalls in die Mitte des Raumes zurückzog. So standen sie Rücken an Rücken
und waren umzingelt. Keith hatte nur noch den Feuerlöscher und Michelle die leergeschossene
Pistole, die sie aber noch drohend von einem zum anderen
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