Der Fluch der Finca
wir dann die Tür, richtig?“
Ja, allerdings stellen wir ihn nicht einfach davor. Der Tisch ist länger, als die Tür breit ist.
Wir können ihn also an beiden Seiten noch mit der Wand verdübeln. Das müsste dann
halten.“
„Die Bohrmaschine ist im Arbeitszimmer?“
Michelle hatte nicht die geringste Lust, noch einmal dort hineinzugehen. Der Vorhang
war noch immer halb offen und wenn sie sie sahen, würden sie vielleicht die Scheibe
eindrücken, um sie allein zu erwischen.
„Nein, sie ist im Abstellraum. Ich hole sie selbst, während du den Tisch herbringst.“
Es war ihr deutlich anzusehen, wie sehr sie darüber erleichtert war, nicht nach oben zu
müssen. Keith nickte ihr aufmunternd zu.
„Die Treppe ist dann die nächste offene Flanke, die wir schützen müssen.“
„Keith, die Fenster“, erinnerte sie ihn.
„Die Fenster hier unten machen wir, wenn wir diese Tür und die Treppe gesichert
haben. Und jetzt los!“
Der Transport des Tisches ging leichter vonstatten, als Michelle es befürchtet hatte.
Unter den Tischbeinen waren Filzgleiter angebracht, so dass er sich mühelos über die
Fliesen schieben ließ. Das Anschrauben der Tischplatte links und rechts der Türzargen
war innerhalb weniger Minuten erledigt. Offenbar passte es den ungebetenen Gästen in
der Garage und der Wäschekammer nicht, was sie hörten. Noch während Keith mit den
Bohrungen beschäftigt war, warf sich etwas mit Wucht von außen gegen die Tür. Sie
war allerdings zu stabil, um auch nur einen Zentimeter nachzugeben. Wenn sich das
Ganze aber viele Male wiederholen würde, konnten sie nicht sicher sein, ob der
Rahmen nicht doch nachgeben würde. Die zusätzliche Sicherung war also eine wertvolle
Maßnahme.
Blieb noch das Problem des Treppenaufgangs. Wie sollten sie die ganze Treppe so
blockieren, dass es niemandem gelingen konnte, sie zu überwinden? Michelles technisches
Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, sich vorzustellen, wie sich das bewerkstelligen
ließe.
„Hast du eine Idee, wie wir das machen sollen? Möbel auf die Treppe stellen und
hoffen, dass diese Monster sich die Beine brechen, wenn sie drüber stolpern?“
Keith schnaubte verächtlich.
„So einfach werden wir es diesen Bastarden sicher nicht machen. Komm mit, ich zeige
dir, was ich vorhabe.
Anscheinend hatten die Schmerzmittel ihre Wirkung jetzt voll entfaltet, denn Keith kam
zügig aus dem Sitzen auf die Beine und humpelte durch die Küche in Richtung Wohnzimmer.
Dabei konnte er sogar seinen rechten Fuß wieder ein wenig belasten, so dass
er schneller vorankam, als wenn er nur hätte hinken können.
Was auch immer Keith vorhatte – der Schlüssel dazu befand sich offenbar in dem kleinen
Schränkchen neben dem Kamin. Dort musste er ein wenig herumwühlen, bis er
gefunden hatte, was er suchte. Michelle war hinter ihn getreten und erwartete gespannt,
was Keith zutage fördern würde. Mit einem Schuhkarton in der Hand drehte er sich zu
ihr um. Als er den Deckel abhob, begann Michelle zu verstehen.
„Ist das Brennspiritus?“, fragte sie ihn.
„Allerdings. Es wird zwar nicht empfohlen, damit einen Kamin anzufeuern, aber es geht
halt schön schnell.“
In dem Karton befanden sich insgesamt sechs volle, kleine Plastikfläschchen mit dem
Brandbeschleuniger. Genug, um damit Brände im ganzen Haus zu legen, wenn man es
darauf anlegte.
Keith reichte ihr den Karton und zog sich wieder hoch.
„Also gut, hier ist der Plan: Wir nehmen jetzt das ganze Kaminholz und schaffen es
rüber zur Treppe. Da schichten wir es dann auf halbem Weg nach oben auf und verteilen
den Spiritus darüber. Alles klar?“
Diese Idee gefiel Michelle ausgezeichnet. Sie konnte die Biester schon förmlich brennen
sehen. Dann fiel ihr etwas ein, das unbedingt bedacht werden musste.
„Werden wir uns nicht das Haus über dem Kopf anzünden, wenn wir Feuer auf der
Treppe machen?“
„Im Abstellraum ist ein Feuerlöscher. Noch einer befindet sich in der Garage, also
kommen wir da nicht dran. Ich glaube aber, dass wir mit dem einen schon etwas ausrichten
können, wenn sich die Flammen nicht zu weit ausbreiten, bevor wir mit dem
Löschen beginnen.“
Es war ohnehin die einzige Möglichkeit, die Treppe in kürzester Zeit zu sichern und so
machten sie sich unverzüglich ans Werk. Die meiste Arbeit blieb natürlich an Michelle
hängen, doch das war ihr nur recht. Alles war in dieser Situation besser, als untätig zu
warten und auf sein Glück zu
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