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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagte Dr. Mohr. »Sie mit Ihren Versetzungen, wir mit unserer freiwilligen Gegenwart. Irgendwie sind wir verrückt, so offiziell einzumarschieren!«
    »Vorschlag!« rief Pater Cristobal. »Wir nennen uns ›Die idiotischen Vier‹. Bedenkt: Gott ist bei denen, die schwach im Geiste sind …«
    »Daß Gott mir das antut: einen Pater in meinem Bezirk!«
    Major Gomez schlug die Hände zusammen. »In die Wagen! Ich funke zu meinem Bataillon, daß ich erst morgen in Muzo eintreffe und in Penasblancas übernachte.«
    »Ihre Männer werden sich bereits zur Trauerfeier rüsten!« sagte Cristobal. »Wer fährt vor?«
    »Sie!« Polizeileutnant Salto grinste breit. »Gott ist immer der erste.«
    Sie trafen gegen Mitternacht in Penasblancas ein.
    Das erste kleine Wunder hatte sich vollzogen: Niemand belästigte die beiden Wagen auf der Fahrt. Niemand beschoß die Insassen. Keine Straßensperre hielt sie auf. Es lag eine seltsame Ruhe über der Berglandschaft und in den von Urwald überwucherten Niederungen und Schluchten. Selbst die vielstimmigen Nachtgeräusche der Wildnis schienen verstummt. Mit in der Stille geradezu donnernden Motoren rumpelten die beiden Autos durch die von Schlaglöchern übersäten Straßen in die Stadt.
    Wenn man Penasblancas eine Stadt nennt, sind die Slums von Rio oder Hongkong eine Anhäufung königlicher Paläste. Natürlich gibt es Häuser in Penasblancas. Flach gebaut wie zur Zeit der Siedler im amerikanischen Westen, Holzschuppen, den alten Goldgräbersiedlungen wie am Sacramento in Kalifornien oder am Klondike in Alaska ähnlich. Es gab ein paar Straßen aus festgestampfter Erde, an denen das Magazin lag, die Polizeistation, ein paar Läden, Werkstätten, Schuppen und ein großer Bau, dessen beleuchtetes Schild ›Bar and Dancing‹ grell in die Nacht leuchtete.
    Überhaupt Licht!
    Als die Minen stillgelegt wurden, schnitt man auch Penasblancas den Strom ab. In Muzo gab es noch Elektrizität, desgleichen in Chivor und Cozques, überall, wo Militär stationiert war. Die Generatoren in Penasblancas jedoch hatte man stillgelegt. Bis auf geheimnisvolle Weise eines Tages dann doch wieder das Licht anging, wenn auch nur im ›Stadtinneren‹. Monteure flickten die Leitungen, brachten die Generatoren, mit Benzin betrieben, wieder in Gang, und Christus Revaila, der große Orts-Boß, der mit seiner Leibwache herumzog und Penasblancas als seinen Besitz betrachtete, ließ verkünden, daß jeder, der Licht aus der Leitung haben wollte, dafür Pesos bezahlen müsse. Da wußte man, von wem die Wohltat in die Berge gekommen war. Der große Don Alfonso …
    Ein halbes Jahr herrschte Anarchie. Man versuchte, heimlich die Leitung anzuzapfen und eine Strippe in seine Berghöhlen zu ziehen, in die Waldhütten, in die Erdwohnungen der Ärmsten der Armen unter den Guaqueros. Christus Revaila unterband solch, seiner Meinung nach, unfeines Tun sehr schnell. Neun Stromdiebe wurden erschossen, und siehe da, die anderen klemmten schnell ihre heimlichen Leitungen wieder ab. So kam es, daß einige Straßen in Penasblancas Licht hatten, strahlendes Licht, und direkt daneben die tiefe Nacht begann. Teilweise fehlte sogar das Schummerlicht der Kerzen und Petroleumlampen, und es herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Hier lebte man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Nur in den Bergen selbst loderten noch, wie in Urzeiten, die Feuer und gaben Wärme, Licht und Schutz. Dort wohnten Tausende in blättergedeckten Hütten, in ausgebauten Höhlen, auf vorspringenden Plateaus, Vogelnestern gleich. Familien mit neun, zehn Kindern, Hühnern, Schweinen, Ziegen, Mulis, menschliche Termiten, die in den Bergfalten herumkriechen, Tag und Nacht hämmern und bohren und sich in den Fels fressen: Smaragde! Smaragde!
    Der Traum vom Reichtum.
    In Penasblancas war man auf den Neuzugang vorbereitet. Das Nachrichtensystem funktionierte einwandfrei. Unsichtbare Wächter, die die vier ahnungslos passiert hatten, gaben per Funk durch: »Es kommen Fremde. Militär. Nur zwei Wagen. Sollen wir sie in die Luft jagen?«
    Christus Revaila stoppte die sonst übliche Begrüßung, von der genug Kreuze am Straßenrand zeugten. »Passieren lassen!« brüllte er in sein Funkgerät. »Wehe, wenn etwas in die Hosen geht! Das sind besondere Kerle.«
    Die ›idiotischen Vier‹ hielten dort an, wo sie hingehörten: vor der Polizeistation. Die vier, bisher verwaisten Polizisten standen in der Tür und salutierten. Sie trugen Uniform, nach sieben Wochen zum ersten

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