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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Muskelfaser. »Ich komme mir vor wie Bonifazius, bevor er die Donar-Eiche fällte.«
    Es klopfte an der Tür.
    Dr. Mohr und Pater Cristobal sahen sich erstaunt an. Daß man in Penasblancas anklopfte, bevor man eintrat, hatten sie nicht erwartet. Der dicke Türriegel verriet da andere Umgangsregeln. Als nicht sofort eine Antwort erfolgte, klopfte es noch einmal.
    »Ein höflicher Mensch«, sagte Pater Cristobal.
    »Herein!« rief Mohr.
    Dieses Mal flog die Tür weit auf und knallte gegen die Wand. Ein Mann trat ein, bei dessen Anblick ein vernünftiger Mensch sofort in Deckung geht. Das graue Haar war kurzgeschnitten wie eine Bürste. Darunter folgte ein Gesicht, geprägt von dem Wissen, daß dieses Leben absolut nichts wert ist, wenn man es nicht in jeder Minute mit einem Colt verteidigen kann. Dieser Colt hing denn auch sichtbar am Gürtel neben einem langen Messer in einer Lederscheide. Das war das einzig Kriegerische an dem Mann. Er trug einen normalen Anzug, etwas zu derbe Schuhe, aber nach guter spanischer Herrensitte Hemd und Krawatte. Vielleicht war es die einzige Krawatte, die in Penasblancas existierte. Kalte, grüngraue, unter buschigen Brauen eingeschobene Augen musterten Dr. Mohr und Pater Cristobal.
    »Christus Revaila!« sagte der muskulöse Mann. »Sie sind der Arzt … Sie sind der Pfaffe!«
    »Oh, er ist intelligent!« rief Pater Cristobal begeistert. Revailas Augen verengten sich sofort wie bei einem gereizten Tier. »Waren Sie als Kind einmal Meßdiener?«
    »Mercedes hat mit Ihnen gesprochen. Das wollte ich verhindern! Sie hat Ihnen sogar Zimmer gegeben. Auch das wollte ich nicht! Wenn Sie anderes gesagt hat, lügt sie. Sie sollten bei mir wohnen …«
    »Können Sie mir auch so süße Nachbarschaft bieten, Revaila?« fragte Dr. Mohr sarkastisch. Revaila winkte ab.
    »Wenn Sie scharf sind auf diese … diese …« Er verschluckte das unschöne Wort, das er im Sinn hatte und lehnte sich gegen die Tür. »Wenn's Sie überkommt, Doktor: In den Bergen gibt es Mädchen genug, die für eine Dose Schweinefleisch nicht mit der Uhr neben dem Bett schlafen. Für viele Eltern wird es eine Ehre sein, wenn ihr Töchterchen dem feinen Médico ein paar Stunden versüßt. Das Alter spielt keine Rolle. Es gibt Zwölfjährige, die halten Sie für zwanzig!« Revaila lachte Montero an. »Sie stehen ja noch senkrecht, Pater?!«
    »Ich komme aus einer Gegend, in der Kinderprostitution zum täglichen Brot gehörte. Warum soll es gerade in Penasblancas anders sein?«
    »Sie ziehen um!« Revaila zeigte mit dem Daumen nach hinten zur Tür. »Der Donnerbusen steht auf der anderen Seite und lauscht …«
    »Wie sind Sie überhaupt an ihr vorbeigekommen?« fragte Dr. Mohr.
    »Wir kennen uns zu gut.« Revaila lachte verhalten. »Unten an der Bar sitzen zehn Freunde. Hat sie Ihnen erzählt, wer sie ist?«
    »In groben Zügen …«
    »Es gibt zwei Transportwege von hier bis nach Bogotá, die vollkommen sicher sind. Der eine bin ich, der andere ist die ›Mama von Penasblancas‹. Es gab einmal eine Zeit – das war vor drei Jahren, kurz nach Schließung der staatlichen Minen –, da tauchten hier Idioten auf, die glaubten, Mercedes sei nur eine Frau mit besonderen Maßen. Sie versuchten, ihr die Smaragde, die sie aufkaufte, abzujagen. Was passierte? Nicht der Rede wert. Wenn Sie morgen in der Stadt Spazierengehen, sehen Sie gleich am Eingang zum Friedhof vier Gräber mit vier gleichen Kreuzen. Auf jedem steht: Sie waren zu dumm! – Weiter nichts! Aber seitdem hat ›Mamá‹ Ruhe.«
    »Es gibt hier tatsächlich einen Friedhof?« fragte Pater Cristobal.
    »Einen großen –«
    »Natürlich! Und Kreuze auf dem Grab?«
    »Ja …«, sagte Revaila gedehnt.
    »Am Grab wurde auch gebetet?«
    »Ich kann es nicht verhindern!« schrie Christus.
    »Eine brave Stadt.« Pater Cristobal faltete die Hände. »Mein Sohn, am Sonntag um 11 Uhr ist Messe …«
    »Scheiße!«
    »Das kannst du vorher oder hinterher tun.«
    »Wir ziehen also um!« rief Revaila.
    »Ich bleibe«, sagte Montero.
    »Im Hurenhaus!«
    »Gott ist überall …«
    »Es ist noch gar nichts entschieden«, sagte Dr. Mohr. »›Mamá‹ hat uns mit den Zimmern überrumpelt, Sie werfen uns auch die Betten nach. Vorher müssen wir mit unseren Reisekameraden sprechen.«
    »Die Offiziere sind untergebracht.« Revaila zupfte an seiner Jacke. »Ich würde mich da aufhalten, Señor Médico, wo die Lebenserwartungen länger sind.«
    »Ich werde es den anderen raten.«
    »Tun Sie das!«

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