Der Fluch der grünen Steine
nicht. Nur sein Blick wurde hohl und glasig. Vom Höhleneingang her erklang rhythmisches Gemurmel. Dort lagen Margarita und Maria Dolores auf den Knien und beteten ein Vaterunser.
Pater Cristobal rieb sich die Faust und schüttelte sich dann. »Er hat ein Eisenkinn!« sagte er anerkennend. »Pebas, fahr fort mit deiner Beichte. Du mußt noch einen Mord hinzufügen. Du mußt jetzt deinen Beichtvater umbringen.«
Pebas antwortete nicht mehr. Er drehte sich um, schwankte zu seiner Wohnung zurück und machte um die betenden Frauen einen Bogen, um an den Eingang zu kommen. Erst als er im Dunkel untergetaucht war, ließ Dr. Simpson seinen Revolver sinken. »Er muß behandelt werden!« sagte er in die Stille hinein.
»Sein Arm ist nicht gebrochen!« Dr. Mohr hob Pebas' Gewehr auf. »Nur einen schönen blauen Fleck wird er zwei Wochen lang mit sich herumtragen!«
»Psychisch, meine ich! Man muß ihm Beruhigungstabletten geben! Du lieber Himmel, der Mann platzt ja vor Jähzorn! Außerdem hat er einen zu hohen Blutdruck!«
»Miguel, komm einmal her!« sagte Dr. Mohr hart.
Miguel, der Boxer und Türsteher, erhob sich aus seiner Deckung und kam langsam näher. Die Augen in seinem zerschlagenen Bulldoggengesicht waren ratlos und kindlich hilflos.
»Ich weiß nicht, was Pebas will. Ich weiß nicht …«, stotterte er.
»Was hattest du mit Perdita Pebas zu tun?«
»Nichts! Ich schwöre … nichts! Nur einmal, da wollte sie weglaufen …«
»Aha! Und dann?«
»Sie kam zu mir. Sie wollte Geld. Señora Ordaz behielt ja alles Geld zurück, nur ein paar Pesos bekamen die Mädchen. ›Geh zurück in die Berge‹, habe ich Perdita gesagt. Aber sie wollte nicht. ›Dort bin ich tot!‹ sagte sie. ›Mein Vater schlägt mich tot!‹ Und das stimmt! Das traue ich dem alten Pebas zu! Nach Bogotá wollte sie fliehen, wenn möglich noch weiter, an die Küste, aber dazu brauchte sie Geld. Ich habe ihr keins gegeben. Ich hatte selbst nichts. Dann kam ›Mamá‹ und alles war aus! So war es. Man kann mich doch nicht erschießen, weil ich keine Pesos hatte! Ich habe Perdita nie gezwungen, bei Señora Ordaz zu bleiben!«
»Ich glaube ihm«, sagte Pater Cristobal, als Dr. Mohr, durchaus nicht überzeugt, schwieg. »Bevor er mit in die Berge kam, habe ich ihn durch die Mangel gedreht. Auf dem Weg hierher habe ich angehalten und ihn auf der Straße niederknien lassen. Er hat alles erzählt! Gott muß es den Atem verschlagen haben! Miguel hat sich von allem befreit, dafür bürge ich als Priester.«
»Wir müssen Pebas beruhigen«, fiel Dr. Simpson ein. »Der Kerl macht Dummheiten. Ich kenne diese Typen.«
»Das übernehme ich!« Dr. Mohr sicherte Pebas' Gewehr. »Es tut mir leid, Cris, daß du so unfreundlich empfangen worden bist. Aber das wird sich ändern.«
»Wir wußten vorher, wohin wir kommen würden. Um nur die Hand geküßt zu bekommen, hätte ich im Kloster bleiben können. Diese Menschen hier kann man nicht überreden, man muß sie erobern!«
Dr. Mohr ging in die Höhle zurück. Draußen bauten Dr. Simpson, Pater Cristobal und Miguel weiter an dem merkwürdigen Gebilde aus Brettern und Zelten, in dem der Priester vorerst wohnen wollte.
In der großen Wohnhöhle hatte Maria Dolores die Petroleumlichter angezündet und starrte Dr. Mohr entsetzt an, als dieser den Wohnteil der Pebas betrat. Adolfo saß an dem Holztisch, hatte den rechten Arm in eine um den Hals gelegte Schlinge gehängt und trank mit der Linken gerade einen Becher Wasser, gemischt mit Rotwein. Mohr setzte sich ihm gegenüber, warf ihm das Gewehr vor die Füße und schob ihm eine Packung Zigaretten über die Tischplatte zu.
»Wann willst du mich töten?« fragte er. »Es wäre gut, wenn ich das vorher weiß. Es ist noch allerhand zu erledigen.«
»Vergiß es!« sagte Pebas kleinlaut. »Mein Gott, du könntest mit deiner Handkante ganze Gliedmaßen abhauen! Hast du so in den Krankenhäusern amputiert?«
»Noch nicht. Aber vielleicht werde ich diese Methode hier einführen. Ihr scheint eine Sorte von Menschen zu sein, die man zu ihrem Wohlergehen hinprügeln muß! Von mir aus, ich halte das durch!«
»Ich habe mich dämlich benommen, was? Aber als ich den Namen Miguel hörte, da zerriß etwas in mir.«
»Das ist gut«, sagte Dr. Mohr gefaßt. »Da wir gerade beim Zerreißen sind, macht es nichts aus, wenn wir weitere Fetzen fliegen lassen.« Er machte eine kurze Pause und sagte dann ganz klar: »Ich liebe Margarita.«
Im Hintergrund hörte man einen leisen
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