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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jetzt allein mit Elmar, Giselbert und Gerald. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hinausgerannt.
    Reglos blieb sie knien, bemüht, sich nichts von ihrer Furcht ansehen zu lassen. Aber diese Männer wollten, dass sie sich fürchtete. Sollte sie ihre Angst zeigen, um sie zufrieden zu stimmen?
    »Steh auf!«, befahl Elmar.
    Wankend kam sie hoch und hielt die Lider gesenkt. Dass der Truchsess – bester Freund des Todfeindes ihres Vaters – sie nun mit einem verächtlichen »Du« anredete, war ein unheilvolles Zeichen.
    Mit verschränkten Armen stellte er sich unmittelbar vor ihr auf. »Wir wissen, dass du entgegen den Befehlen des Markgrafen – des
neuen
Markgrafen – heimlich in Verbindung mit der alten Fürstin stehst.«
    Rasch wog Clara ab, ob er tatsächlich etwas wissen konnte oder nur geraten hatte. Doch sie kam gar nicht dazu, den Vorwurf abzustreiten. Elmar umfasste mit hartem Griff ihr Kinn, hob es an und starrte ihr in die Augen. »Hast du geglaubt, schlauer zu sein als wir? Hast du geglaubt, irgendetwas hier könnte dich schützen? Deinen Mann kümmert es nicht, ob du verreckst. Der findet leicht etwas Besseres. Und bilde dir ja nichts auf deinen Stand ein. Dein Vater war ein Niemand, deine Mutter eine Hure!«
    Er hielt sie immer noch am Kinn; sein Griff schmerzte, und sein Gesicht war ihrem jetzt so nah, dass sie jedes einzelne Barthaar sehen konnte und den Leberfleck über seiner Lippe.
    »Vergiss niemals: Auch wenn wir jetzt für eine Weile fort sind, wir kommen wieder! Nach Ottos Tod ist Albrecht auf königlichen Entschluss unwiderruflich Herr der Mark Meißen. Gibt es auch nur das geringste Anzeichen dafür, dass du Hedwig etwas eingeflüstert hast, das ein schlechtes Licht auf ihren Erstgeborenen wirft, wirst du dir wünschen, du seist tot. Ist das klar?«
    Er löste seinen Griff und stieß sie zurück, so dass sie beinahe stürzte.
    Clara nickte, ohne jemanden anzublicken.
    »Wir sollten ihr die Angelegenheit etwas eindringlicher vermitteln«, sagte Giselbert und trat nun ebenfalls näher.
    Sie wich zurück, aber Elmar griff erneut zu. Er legte seine Rechte um ihren Hals und schob sie an die Wand. Röchelnd rang Clara nach Luft.
    »Ich überlege gerade, ob ich dich erwürgen oder schänden werde«, sagte der Truchsess und drückte noch fester zu. »Aber eines von beiden werde ich tun, sollten wir nach unserer Rückkehr nicht zufrieden mit dir sein. Und kein Hahn wird in Meißen nach dir krähen.«
    In Claras Ohren rauschte es, ihr wurde schwarz vor Augen. Unvermittelt ließ Elmar sie los. Sie fiel auf die Knie, legte sich die Hände um den schmerzenden Hals und holte keuchend Luft.
    Der Truchsess musterte sie mit eiskaltem Blick. »In sechs Tagen sollten die Male verschwunden sein. Und wenn nicht – Reinhard sollte unsere Freundschaft wichtiger sein als du. Sofern er wiederkommt.«
    Nun trat Gerald zu ihr und hob sie mit hartem Griff auf. »Erzähle deinem Mann besser nichts hiervon!«, riet er. »Wir würden dafür sorgen, dass er dich verstößt und mit Schimpf und Schande davonjagt. Dann kannst du auch nicht nach Freiberg zurück.«
     
    Gerald führte Clara in ihre Kammer. Auf dem Weg sagte sie kein Wort zu dem Schwager ihres Stiefvaters. Wozu auch? Er würde ihr nicht helfen. Vor der Tür packte er sie erneut am Arm. »Vergiss nicht: ein Wort, und wir machen dich zur Hure!«
    Sie versuchte, seinem Griff zu entkommen, aber er hielt sie fest und starrte ihr unnachgiebig in die Augen, bis er endlich losließ. In Todesangst stürzte sie in ihre Kammer und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Nur langsam beruhigte sich ihr hämmerndes Herz.
    Zittrig griff sie nach dem kupfernen Spiegel und begutachtete die Würgemale, die Elmars unnachgiebige Hand hinterlassen hatte. Die würde sie in den nächsten Tagen mit einem Gebende verbergen müssen.
    Clara tränkte einen Leinenstreifen mit kaltem Wasser aus einem Krug und wand ihn sich um den geschundenen Hals, um die Schwellung und die Blutergüsse zu mindern.
    Muss Albrecht für länger fort, weil der alte Markgraf wiederkommt?, überlegte sie, als sie endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Also hatten Thomas und Roland Erfolg mit ihrem Auftrag! Dann hatten sie es auch geschafft, lebend aus Albrechts Herrschaftsgebiet zu entkommen. Ob sie nun bei Graf Dietrich waren? Zogen sie vielleicht sogar gemeinsam mit ihm ins Heilige Land?
    Vor ihr flackerte ein Bild auf: ihr Bruder und Raimunds Sohn zusammen mit Dietrich von Weißenfels

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