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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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waren vom Gesang ergriffen, obwohl sie die besondere Bedeutung dieses Liedes nicht kannten. Ludmillus wurde nicht umsonst gerühmt als der Spielmann, der die Lachenden zum Weinen und die Weinenden zum Lachen brachte.
    »Aber nun etwas Fröhliches, sonst lasse ich dich auf der Stelle fortjagen!«, befahl Sophia angesichts ihrer schluchzenden Gesellschaft. »Du sollst uns hier vergnügen und nicht in Trübsinn versetzen.«
    »Wie Ihr wünscht, schönste Fürstin«, entgegnete Ludmillus lächelnd und verneigte sich erneut tief. Er entlockte seiner Laute eine harmonische Tonfolge und schien dabei zu überlegen, was er als Nächstes darbieten sollte. Dann begann er einen Lobgesang auf die Schönheit der Frauen, wobei sein gepriesenes Bild unübersehbar Ähnlichkeit mit Sophia aufwies.
    Clara kannte auch dieses Lied und wusste, dass sich Ludmillus einen Spaß daraus machte, den Text jedes Mal passend auf die Frau des Gastgebers umzudichten. Sie erinnerte sich, dass er einmal erzählt hatte, ihre Mutter sei eine der wenigen gewesen, die das bemerkt und verlegen unterbunden hatten.
    Kaum war der letzte Ton verhallt, klopfte es laut.
    Clara fuhr zusammen. Das Klopfen riss sie zurück aus ihren Träumen in diese kalte, bedrohliche Welt. Die Worte des Dieners an der Tür bestätigten ihr ungutes Gefühl.
    »Die Herrin von Reinhardsberg hat umgehend vor Fürst Albrecht zu erscheinen.«
    Claras Magen schien sich vor Grauen in einen Steinklumpen zu verwandeln.
    Wieso wurde sie zu Ottos Sohn befohlen? Und wieso sollte sie allein kommen? Das widersprach allen Regeln!
    Selbst der hasserfüllte Blick Sophias und das neugierige Wispern der anderen Hofdamen waren bedeutungslos angesichts der Angst, die sie beherrschte, während sie dem Diener folgte. Ihre einzige Hoffnung bestand jetzt darin, dass ihr Mann in Albrechts Gesellschaft weilen würde. Aber konnte Reinhard ihr beistehen? Oder war er am Ende selbst in Gefahr?
    Innerlich aufs Schlimmste gefasst, betrat sie den Rittersaal und kniete in großem Abstand vor Albrecht nieder.
    Bereits ein erster Blick hatte ihr gesagt, dass Reinhard nicht da war. Steckte er womöglich schon im Verlies? Unten auf dem Burghof war er nicht; sie hatte am Fenster gesessen und immer wieder hinausgespäht in der Hoffnung, ihren Stiefvater zu sehen.
    Ottos Sohn betrachtete sie kalt.
    »Ihr werdet eine Woche lang allein sein, meine Teure. Euer Gemahl musste sich auf eine dringende Reise begeben«, verkündete er. »Ich hoffe, Ihr werdet ihn nicht allzu sehr vermissen, frisch vermählt, wie Ihr seid.«
    Es waren weniger die Worte als der Unterton, der Clara das Gefühl von höchster Gefahr vermittelte – und das anzügliche Grinsen von Elmar und Giselbert. Hilfesuchend sah sie zu Gerald, dem Marschall. Immerhin war er Lukas’ Schwager. Doch in seinem Gesicht ließ sich kein Mitgefühl entdecken. Er hatte ihre Familie noch nie leiden können, und Lucardis, seine Frau, war die schlimmste und gehässigste unter den Hofdamen.
    Als Marthes Tochter nicht antwortete, meinte Albrecht streng: »Ich entdecke kein Bedauern auf Eurem Gesicht. Seid Ihr am Ende froh, ihn für eine Weile los zu sein?«
    Allen Mut zusammennehmend, blickte Clara auf. »Wenn er Euch zu Diensten sein kann, Durchlaucht, füge ich mich gern in mein Schicksal und warte geduldig, bis Gott ihm eine glückliche Heimkehr schenkt.«
    »Dafür beten wir alle«, entgegnete Albrecht zynisch.
    Unvermittelt trat Elmar einen Schritt näher.
    »Vielleicht … wollt Ihr nun Eure Gemahlin selbst von der bevorstehenden Abreise unterrichten?«, schlug der Truchsess dem Markgrafen vor.
    Clara begriff sofort, dass die unverhohlene Aufforderung eines Untergebenen an den Fürsten in diesem Fall nicht als Verstoß gegen höfisches Benehmen zu werten war. Sonst würde Albrecht ihn kurzerhand in den Kerker werfen lassen. Elmar hatte etwas vor, bei dem sein Dienstherr besser nicht zugegen war. So konnte dieser später ohne Meineid behaupten, von nichts gewusst zu haben.
    Clara, die immer noch kniete, hatte Mühe, nicht zusammenzuzucken, als Albrecht kalt lächelnd auf sie zuschritt.
    »So schreckhaft, meine Liebe? Euer Gemahl hat womöglich eine allzu strenge Hand mit Euch.«
    Als die anderen lachten, blieb Albrecht vor ihr stehen und sah auf sie herab. Dann drehte er sich zu Elmar um. »Verfahrt nach Belieben!«, rief er und verließ mit langen Schritten den Raum.
    Als die Tür hinter ihm zufiel, war Clara, als triebe das Geräusch einen Dolch in ihr Herz.
    Sie war

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