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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zerstieben.
    »Jetzt weiß ich, es war nicht das Kraut … Ich bin verflucht – weil ich meinen Vater getötet habe! Die Dämonenfratzen – das ist
er
, weil er mir nicht vergeben hat!«
    »Das hat Euch dieser durchtriebene Pfaffe eingeredet«, widersprach Elmar, so forsch er konnte. »Gott hat Euern Vater zu sich berufen und
Euch
zum Herrn der Mark gemacht. Es ist
Gottes
Wille, dass Ihr über das Land herrscht. Und sollte Euch noch ein letzter Zweifel daran schwächen, dann reitet zum König. Hat er Euch erst die Mark als Fahnenlehen übertragen, kann niemand mehr Eure Herrschaft in Frage stellen.«
    Unnachgiebig schob er die Bratenplatte noch näher zu Albrecht und zückte selbst sein Essmesser. »Und nun esst! Wir werden mit klingender Münze Buße dafür tun, dass wir das Fasten brechen. Das Seelenheil ist käuflich, wie fast alles auf der Welt. Dieser Propst wird sicher nichts gegen ein neues Altarkreuz einzuwenden haben. Und wenn Ihr immer noch Zweifel habt, schickt jemanden an Euer statt auf eine Wallfahrt. Vielleicht trifft er unterwegs auf die zerfallenden Knochen Eures Bruders und erzählt ihnen von Euerm Triumph.«
    Um seinen Schützling zum Essen zu verlocken, schnitt er sich ein üppiges Stück vom Hirschbraten ab und biss hinein.
    »Ich habe jedes einzelne Gericht vorkosten lassen«, beruhigte er Albrecht.
    Dem schien beim Anblick des kauenden Ratgebers doch die Esslust zu kommen, und nach einigem Zögern tat er es ihm nach.
    »So ist es richtig«, lobte dieser. »Ihr müsst bei Kräften sein und dürft Euch nicht von einem machthungrigen Ränkeschmied wie diesem Kittlitz Vorschriften machen lassen. Der glaubt, Euch in die Schranken weisen zu können. Aber er ist nur Propst, nicht Bischof – und Ihr seid Markgraf!«
    »Noch nicht ganz«, wandte Albrecht ein.
    »Pah! Wenn es Euch beruhigt, erledigen wir das umgehend. Doch Ihr müsst Euch den Burgberg sichern, wenn Ihr für zwei oder drei Wochen fort seid.«
    »Ich werde Euch die Befehlsgewalt erteilen. Ihr bleibt in Meißen«, meinte Albrecht nachdenklich. »Gerald soll unterwegs die Leibwache anführen. Ich brauche Euch hier dringender. Ihr seid der Einzige, dem ich ganz und gar vertraue.«
    »Ich weiche nur ungern von Eurer Seite, aber in diesem Fall gebe ich Euch recht«, erwiderte der durchtriebene Ratgeber. »Ich sorge dafür, dass zuverlässige Leibwachen Euch auf der Reise begleiten. Und wenn Euch der König erst belehnt hat, dann seht dies als Bestätigung: Es ist Gottes Wille, dass Ihr über dieses Land herrscht!«
    Doch Albrecht schien immer noch nicht vollkommen überzeugt.
    »Wenn er das will, warum schenkt Gott mir keinen Erben? Zeigt er mir so, dass er mit mir nicht zufrieden ist? Dass ich verdammt bin?«, gestand er seinen letzten Zweifel.
    Elmar seufzte innerlich; er hatte sich wohl zu früh gefreut. Und wusste er auch sonst den zwanzig Jahre jüngeren Fürsten klug und unauffällig zu lenken – in der unangenehmen Angelegenheit, die er jetzt zur Sprache bringen musste, war dessen Reaktion nicht abzusehen.
    »Habt Geduld!«, wagte er sich beschwichtigend vor. »Und sollte sich erweisen, dass Eure Gemahlin unfähig ist, Euch einen Sohn zu gebären – nun, da gibt es … verschiedene Möglichkeiten …«
    »Aber Lucardis trug meinen Sohn – und es ging fehl!«, fauchte Albrecht, stieß das Essmesser in die Tischplatte und stützte den Kopf in beide Hände.
    Elmar musterte ihn genau. Dass den Jüngeren der Verlust des Ungeborenen mehr traf als der seiner Gespielin, war wichtig zu wissen. Wie weit durfte er gehen mit seinen Andeutungen?
    »Ich habe mich gründlich umgehört nach dem Zwischenfall«, sagte er zögernd. »Und wie es aussieht, könnte dabei eher … Gift im Spiel gewesen sein als Gottes Hand. Vielleicht solltet Ihr Lukas’ Weib herkommen lassen und sie befragen. Sie war dabei, als Lucardis starb.«
    Mit jäh aufflammendem Zorn beugte sich Albrecht vor und ließ die Fäuste auf die Tischplatte krachen. »Hat die Hexe meinen Sohn getötet? Sie soll gevierteilt und verbrannt werden, auf der Stelle!«
    Er wollte schon zur Tür stürzen, um den Befehl dazu zu geben, aber Elmar rief ihn zurück.
    »Nein, beruhigt Euch! Die würde nie jemanden töten, dazu hat sie nicht den Mumm. Aber eine der Mägde hat mir zugeflüstert, dass sie sehr erschrocken gewirkt haben soll beim Anblick der Sterbenden …
und
über die Art, wie Eure Gemahlin sie dabei angeschaut hat.«
    Genüsslich rief sich Elmar in Erinnerung, wie er der zu

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