Der Fluch der Hebamme
Tode verängstigten Magd das dunkle Geheimnis entrissen hatte.
Albrecht erstarrte mitten in der Bewegung, über sein Gesicht zog ein Wetterleuchten. »
Mein Weib?!
Ihr denkt,
mein Weib
hat sie vergiftet? Diese Hure!«
Nun lief er zur Tür, riss sie auf und brüllte Rutger an: »Meine Gemahlin soll hierherkommen, sofort!«
»Wollt Ihr nicht erst diese Marthe nach Einzelheiten befragen?«, schlug der Truchsess vor.
»Wozu? Um die Sache vor aller Augen und Ohren breitzutreten? Wir werden auch ohne sie gleich erfahren, ob Euer Verdacht berechtigt ist!«
Beide warteten schweigend, bis es an der Tür klopfte und die junge Markgräfin um Einlass bat.
»Ihr wolltet mich sehen, Hoheit?«, fragte sie leicht beunruhigt und sank vor ihrem Gemahl in einen Knicks.
Der war mit zwei Schritten bei ihr, riss ihr den Schleier vom Kopf und packte sie bei den Haaren.
»Du hast mich um meinen Erben gebracht, du Hexe!«, brüllte er und zwang sie in die Knie.
Sophia schrie vor Schmerz. Tränen schossen ihr in die Augen, und sie wimmerte, doch sie sagte kein Wort des Widerspruchs.
Das genügte Albrecht als Beweis – und Elmar ebenfalls, der das Ganze mit verschränkten Armen genau beobachtete.
Albrecht stieß seine Frau so grob zu Boden, dass sie sich krümmte. Dann packte er sie wieder an den Haaren und zerrte sie halb hoch.
»Hör mir genau zu!«, brüllte er so nah an ihrem Gesicht, dass sie zusammenzuckte. Er griff hart nach ihrem Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Du hast Glück, dass ich keine Zeit habe, mit den Böhmen Krieg zu führen, sonst würde ich dich abstechen wie räudiges Vieh. Morgen reite ich zum König, und du wirst hierbleiben und die neue Regentin spielen. Unter Elmars Befehl und Aufsicht. Er hat von mir jede Vollmacht, mit dir zu tun, was ihm beliebt, sollte er nicht zufrieden sein. Und du wirst Tag für Tag meinen Untertanen in Erinnerung bringen, dass
ich
jetzt Herr der Mark Meißen bin. Ist das klar?«
Wimmernd bejahte Sophia.
»Dann danke Gott und
mir,
dass ich dich nicht auf der Stelle totschlage! Vielleicht sollte ich es tun. Und das werde ich, wenn ich wiederkomme und Elmars Bericht nicht zufriedenstellend ausfällt.«
Vor Wut keuchend ließ er sie los und drehte sich zu seinem Truchsess um.
»Ihr habt es gehört. Ihr könnt mit ihr tun, was Ihr wollt. Aber wenn Ihr sie durchprügelt, verschont vorerst ihr hübsches Gesicht, damit meine Untertanen weiter ihre Schönheit bewundern können. Das Volk hat gern zu gaffen. Wenn Ihr sie besteigen wollt – nur zu. Ihr werdet allerdings wenig Freude an ihr finden.«
»Das wird sich zeigen«, erwiderte Elmar vieldeutig. Er verspürte wenig Neigung, das Bett ausgerechnet mit der Fürstin zu teilen, das brachte nur Schwierigkeiten. Mit Huren oder ein paar der Hofdamen konnte er viel mehr Spaß haben. Für seine Zwecke reichte es vollkommen, wenn sich Sophia vor ihm fürchtete – und sie fürchtete sich
sehr
vor ihm.
Endlich war Albrecht wieder er selbst!
Besser hätte es nicht verlaufen können.
»Kommt, mein Freund. Gehen wir hinunter und geben wir die Neuigkeiten bekannt«, meinte Albrecht und öffnete die Tür. Elmar folgte ihm zufrieden.
Schreckensstarr blieb Sophia in der Kammer zurück, bis sie zitternd und schluchzend zusammenbrach.
Lukas und Marthe saßen mit Raimund und einigen anderen Rittern beieinander in der Halle und tauschten einmal mehr leise Vermutungen aus, wie wohl Albrechts unerwartet zurückhaltendes Verhalten zu erklären sei.
Reinhard hielt bewusst Abstand von ihnen und tafelte zusammen mit Giselbert und Gerald. Sie wussten, dass er am liebsten längst nach Freiberg aufgebrochen wäre, denn Claras Niederkunft würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das Kind hatte sich bereits gesenkt. Doch nie war es wichtiger als jetzt, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass Reinhard Albrecht treu ergeben war. Allerdings hatte nicht einmal er etwas herausfinden können, was das merkwürdige Verhalten von Ottos Erben erklärte.
Auch Marthe würde jetzt lieber bei ihrer Tochter sein und ihr beistehen. Doch solange Albrecht sich nicht zu seinen Zukunftsplänen geäußert hatte, durften Lukas und sie den Burgberg nicht verlassen.
»Will er uns in Sicherheit wiegen und dann aus dem Nichts zuschlagen?«, fragte Raimund gerade. »Will er uns glauben machen, er sei durch die neue Würde zu einem anderen Menschen geworden?«
»Er scheint nicht einmal auf Elmar zu hören, und
das
macht mich stutzig«, erwiderte
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