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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Sagen auf dem Burgberg hat. Mit Marthe hätte er ein Unterpfand, das er nach Belieben einsetzen kann. Er kann sie bei sich verborgen halten, um die Angst des Fürsten zu schüren, aber vielleicht übergibt er sie ihm auch, wenn er sich einen richtig guten Handel dafür verspricht. Deshalb glaube ich an Hilberts Vermutung.«
    Je länger Raimund sprach, umso mehr legte sich Lukas’ jäher Zorn, und er begann, den Überlegungen seines Freundes Glauben zu schenken.
    »Also müssen wir sie da herausholen, so schnell es geht!«, brachte er hervor. »Sie hockt dort nun schon Monate, und jeden Tag kann es sich dieser Kerl überlegen, sie Albrecht auszuliefern! Abgesehen davon wird ihr die Kirche die Sache mit dem Fluch nicht einfach nachsehen. Sie werden alles versuchen, um sie zu brechen!«
    Er ging zurück in die Hütte und kam gleich darauf mit dem Schwert in der Hand zurück. »Pater Hilbert weiß doch, wo genau sie steckt, in welcher Kammer, nicht wahr? Wie viele Leute können wir zusammenbringen, um sie im Handstreich herauszuholen?«
    Diesmal war es Raimund, der den Freund zügeln musste.
    »Du weißt so gut wie ich, dass es unmöglich ist, uns auf dem Burgberg durchzukämpfen – erst recht mit dir als Anführer. Nein, das müssen wir anders lösen. Hilbert meint, er könne die Sache am einfachsten und sichersten mit Bestechungsgeld regeln. Allerdings wird er dafür eine ziemliche Summe benötigen.«
    »Hedwigs Silber!«, sagte Lukas sofort. »Aber ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, dass ich hier untätig sitzen bleibe und abwarte, was passiert?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Raimund und überlegte, wie er die folgenden Worte herausbringen konnte, ohne dass der Freund den nächsten Wutanfall bekam.
    »Hilbert und die Schmiede wissen schon ziemlich genau, wie sie vorgehen werden. Der stumme Diener ist sehr empfänglich für Silber. Hilbert wird ihn nach dem Handel in die Kammer sperren und Marthe verkleidet aus dem Palas schaffen. Das dürfte vorerst keinen Verdacht erregen, auch nicht, wenn sie das Tor verlassen. Hans und Friedrich werden mit einem vollbeladenen Karren kurz vor Meißen stehen, darin kann sich Marthe verstecken. Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wo ihr euch trefft und wohin ihr geht.«
    »Ich soll also bei ihrer Befreiung nicht die geringste Rolle spielen?«, fragte Lukas aufgebracht. »Nachdem sie meinetwegen in Todesgefahr geraten ist, soll ich es auch noch anderen überlassen, ihretwegen das Leben zu wagen, und mich derweil hier verkriechen wie der letzte Feigling?«
    Raimund suchte nach Worten, wobei er den Freund nicht aus den Augen ließ. Er konnte ihn zu gut verstehen. Aber wenn Lukas jetzt irgendwo in Meißen oder Freiberg gesehen würde, konnte das ganze Unterfangen scheitern.
    »Wenn du in ihrer Nähe auftauchst, würde das ihren Tod bedeuten«, warf er ein.
    »Ich bin ein Kämpfer, und wenn es hart auf hart kommt, werdet ihr jeden Kämpfer brauchen«, widersprach Lukas. Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er mitkommen würde.
    »Wir können keine bewaffneten Männer in die Sache hineinziehen«, beharrte Raimund. »Kuno und Bertram hatten schon Not, ihre Abwesenheit für die Zeit zu erklären, als sie Clara begleitet hatten. Wir müssen uns darauf verlassen, dass es Pater Hilbert gelingt, Marthe unbemerkt vom Burgberg zu schaffen. Hans und Friedrich bringen sie dann fort.«
    »Gut, also werde ich vor Meißen auf der Lauer liegen und die Sache beobachten. Sollte jemand Verdacht schöpfen, kämpfe ich sie frei.«
    »Einverstanden«, stimmte Raimund zögernd zu. Er sah ein, dass es nichts gab, das den Freund davon abhalten könnte. »Ich werde zur Sicherheit mitgehen. Du lässt dich erst dort blicken, wenn ich dir ein Zeichen gebe. Habe ich dein Wort?«
    »Du hast es.«
    »Wohin wollt ihr, wenn alles wirklich so glückt, wie ihr es euch vorstellt?«, mischte sich Elisabeth wieder in die Unterhaltung ein. »Das Beste wäre, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Aber wir wissen nicht … in welchem Zustand Marthe ist. Vielleicht hat man sie gefoltert, vielleicht ist sie krank nach den Monaten der Haft. Besser wäre es, ihr verbringt erst einmal hier in der Hütte etwas Zeit, bis sie wieder bei Kräften ist.«
    »Nein, irgendwann wird jemand Verdacht schöpfen oder sich Ruhm erwerben wollen, indem er den Wilden Mann erlegt, der hier neuerdings angeblich so oft umgeht«, widersprach Lukas. »Ihr seid in letzter Zeit viel zu häufig hier. Ich denke, Raimund

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