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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Belagerung nach fast zwei Jahren zum Erfolg gebracht werden!
    Noch im Verlauf des Februars waren Hunderte Kreuzfahrer an Krankheiten gestorben und noch mehr von ihnen verhungert. Wer kein Pferd mehr zu schlachten hatte, wie die einfachen Soldaten und Knechte, kochte Gras und längst abgenagte, kahle Knochen.
    Doch wie Dietrich von Weißenfels es vorausgesagt hatte, landete im März das erste Schiff vor der Küste, vollbeladen mit Getreide, und seine Besatzung schaffte es, die Ladung ins Heerlager zu bringen. Bald folgten weitere Galeeren mit Proviant und der Kunde, die Könige von England und Frankreich seien auf dem Weg und schon in östlichen Gewässern.
    Das wird auch Zeit!, dachte Thomas vorwurfsvoll, und viele seiner Gefährten teilten diese Meinung. Trotz aller Versprechen und Schwüre waren die beiden jungen Herrscher mit ihren Flotten erst aufgebrochen, nachdem der römische Kaiser schon mehr als ein Jahr unterwegs gewesen und schließlich im Fluss ertrunken war.
    Und während Friedrich von Staufen von seinen Rittern gefordert hatte, dass sie sich und ihre Männer unterwegs von ihrem eigenen Geld verpflegen mussten, ließen sich Richard Löwenherz und auch Philipp von Frankreich ihren Kriegszug vollständig von ihren Untertanen bezahlen – sie hatten dafür eine Sondersteuer erhoben, den Saladinzehnten.
     
    Doch jetzt, an diesem 20. April im Jahr des Herrn 1191, kam König Philipp, erst Mitte zwanzig, aber bereits seit acht Jahren König von Frankreich und dem Ruf nach in Kriegsdingen ein außerordentlich kluger Kopf.
    Thomas und der langsam wieder zu Kräften gekommene Roland waren zusammen mit den anderen Wallfahrern angetreten, um den König von Frankreich und Konrad von Montferrat – künftiger König Jerusalems – zu begrüßen.
    Philipp schien wenig Wert auf zeremonielle Empfänge zu legen. Seine Kleidung war für einen König eher schlicht, ebenso die seiner engsten Begleiter. Dafür nahm die Belagerung der Stadt unter seinem Kommando sofort einen völlig neuen Lauf.
    Philipp hatte Belagerungsgerät mitgebracht, zum Teil von ihm selbst ersonnen oder verbessert. Dieses ließ er zusammen mit Türmen von den Männern aufstellen, und rasch zeigte sich, dass seine Wurfmaschinen beeindruckend schreckliche Durchschlagskraft erzielten.
    Dietrich von Weißenfels bekam das Kommando über eine Gruppe deutscher Ritter, die unter dem unmittelbaren Befehl des französischen Königs kämpften. Der Herzog von Burgund, die Templer und die Johanniter konnten nun eigene Belagerungsgeräte zum Einsatz bringen, denen die Männer besondere Namen gegeben hatten: »böser Nachbar« beispielsweise oder – für die gewaltigste – »Gottes höchsteigene Stimme«.
    Nun schossen die Belagerer Tag für Tag auf die starken Mauern Akkons ein, und es gelang ihnen, dort beträchtlichen Schaden anzurichten. Dann folgte jedes Mal umgehend ein heftiger Angriff von Saladins Mamelucken aus dem Hinterland. Das wiederum zwang die Kreuzfahrer, sich den Gegnern vor der Stadt zuzuwenden. So gewannen die Stadtbewohner Zeit, das beschädigte Mauerwerk auszubessern.
    Dennoch wuchs endlich wieder Hoffnung unter den Männern, die viele Monate lang hier unsäglich gelitten hatten und viele ihrer Kameraden sterben sehen mussten. Früher oder später würden sie eine so große Bresche in die Mauern schlagen, dass sie in die Stadt eindringen konnten. Einen Großangriff wollte Philipp von Frankreich allerdings erst wagen, wenn auch das englische Heer unter seinem König eingetroffen war.
    Deshalb wurde die Frage immer lauter gestellt: Wo blieb König Richard? Er hatte ein Schiff nach Akkon geschickt mit der Nachricht, seine Flotte sei bei rauher See auseinandergetrieben worden, und er werde sie vor Zypern sammeln. Philipp schickte einen Gesandten, der Richard mahnte, mit seinen Schiffen dringend nach Akkon zu kommen. Der Angriff auf die belagerte Stadt könne nur mit vereinten Kräften gelingen.
    Doch der Gesandte kam nicht etwa mit der englischen Flotte, sondern mit beunruhigenden Nachrichten zurück. Zum einen wusste er zu berichten, dass Richard, dessen Truppen unterwegs schon in Messina hemmungslos geplündert hatten, im ernsthaften Streit mit dem selbsternannten Kaiser Zyperns liege, der die Schwester und die Verlobte Richards als Geiseln genommen hätte, wären die beiden Frauen nicht klug genug gewesen, auf ihrem Schiff zu bleiben, statt an Land zu gehen. Inzwischen habe Richard seine Verlobte Berengaria geheiratet und werde Zypern erst

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