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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seiner Manneskraft, mit großem, herausgeputztem Gefolge, und genoss sichtlich den begeisterten Empfang, den ihm die Männer bereiteten. Unverkennbar sahen sie in ihm denjenigen, der ihnen endlich zum schwer erkämpften Sieg verhelfen würde – noch dazu vermutlich mühelos, denn er galt als großer Feldherr, brachte frische Truppen, und die Stadt war sturmreif. Seit Tagen schon warteten sie, dass der Stadtkommandant jemanden auf die Mauer schickte, der um Verhandlungen zu den Übergabebedingungen bat.
    So richteten sich unzählige Augenpaare auf das Zelt, in dem beide Könige und Konrad von Montferrat verschwanden, um die Lage zu besprechen. Und die Gespräche an den Lagerfeuern an diesem Abend drehten sich nur um eines: Würden sie morgen oder übermorgen endlich in Akkon Einzug halten?
     
    Die meisten Männer des fränkischen Heeres waren wie Roland überzeugt davon: Nach der Ankunft des englischen Königs würden sie die Stadt im Handumdrehen einnehmen oder zur Kapitulation zwingen.
    Doch nichts dergleichen geschah. Der große Richard Löwenherz wünsche erst den berühmten Saladin höchstselbst kennenzulernen, und vielleicht ließe sich ja durch Verhandlungen Frieden schließen, hieß es. Saladin lehnte es ab, zu erscheinen, bevor nicht wenigstens ein vorübergehender Waffenfrieden abgeschlossen sei. Seinen Bruder könnte er schicken, bot er an.
    Doch auch dieses Treffen fand nicht statt, denn nun wurden beide Könige von Fieber befallen, Richard wie auch Philipp.
    Also beschossen die Franken weiter mit ihren Wurfmaschinen die Stadt, während Saladin noch mehr Verstärkung heranführte: das Heer von Sindschar, frische Truppen aus Ägypten und die gefürchtete Streitmacht des Herrn von Mossul.
    Und im christlichen Lager wurde unverdrossen weitergestritten, wer das Anrecht auf die Krone habe: Guido oder Konrad. Die
     Pisaner schlossen sich Richard an, also bot die frisch eingetroffene genuesische Flotte Philipp ihre Dienste an.
    Als Philipp Ende Juni – wieder genesen – einen Großangriff auf die Stadt führen wollte, lehnte Richard ab, dass sich seine Leute daran beteiligen würden.
    Philipps Angriff schlug fehl. Nur mit Mühe konnte Saladins Gegenschlag auf das fränkische Lager abgewehrt werden, und bei diesem Kampf entkam Thomas nur knapp einem tödlichen mameluckischen Schwertstreich. Nur das Geschick eines erfahrenen Kämpfers ließ ihn die Ausrichtung des Hiebes erahnen, er trug lediglich eine leichte Schulterwunde davon, die ihm Bruder Notker unter dem Segel der Hansekaufleute säuberte und verband.
    Die Kranken hier waren nun zumeist keine Seucheopfer mehr, sondern Männer, die bei Kämpfen so schwer verwundet worden waren, dass ihnen ein Bein oder ein Arm abgenommen werden musste oder sie unter Qualen an ihren Bauchverletzungen starben.
    Seit wieder gekämpft wurde, war Thomas aus dem Feldhospital abgezogen worden. Jetzt hatte er mit dem Schwert zu kämpfen, wenn auch zu Fuß wie fast alle anderen Ritter hier auch.
     
    Mittlerweile konnte es jedermann im Lager sehen, riechen, fühlen: Die Entscheidung lag in der Luft, es konnte nur eine Frage von Tagen sein. Am 3. Juli schlugen Philipps Männer eine gewaltige Bresche in den Wall, mussten sich unter dem Druck der Sarazenen aber wieder zurückziehen.
    Am nächsten Tag schickte der Befehlshaber von Akkon Abgesandte zu Friedensverhandlungen. Doch König Richard lehnte ihre Vorschläge ab.
    So ging es ergebnislos hin und her, und Thomas’ Groll wurde immer größer – wie auch der des Grafen von Weißenfels, der allmählich Mühe hatte, angesichts der unablässigen Zänkereien unter den Heerführern Haltung zu bewahren.
    Gerüchteweise sollte ein schwimmender Bote Saladin einen letzten Hilferuf aus der Stadt überbracht haben; die Besatzung könne Akkon nicht länger halten. Nun schien die Entscheidung unausweichlich.
     
    Dietrich und seine Ritter saßen bei ihrer kargen Abendmahlzeit, als sie Kampfgetümmel aus Richtung der Stadt hörten. Der Graf befahl seinen Männern, sich für den Kampf zu rüsten, und ging mit eiligen Schritten zu den Zelten der Oberbefehlshaber, um zu erfahren, wer wo gegen wen kämpfe.
    »Die Engländer und Pisaner wollten es im Alleingang versuchen«, rief er, als er wiederkam, und der Ärger war ihm anzusehen. »Aber sie werden zurückgeschlagen.«
    »Diese Narren, diese gierigen, dummen Narren!«, brach es aus Roland heraus, und wütend ließ er seine Faust auf den Tisch krachen. »Nur um Beute zu machen, versuchen sie

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