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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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diesen Tag überleben.
    Der Junge war von Fieberkrämpfen geschüttelt, doch der fast ununterbrochene Durchfall und das Erbrechen waren es, die ihn noch heute zu Gott berufen würden.
    Rupert war klug genug zu erkennen, wie es um ihn stand.
    »Da wollte ich Ruhmestaten zu Ehren Gottes vollbringen, und stattdessen scheiße ich mich hier zu Tode«, sagte er kläglich. »Ob mich der Allmächtige wohl freundlich aufnehmen wird für meine Wallfahrt, auch wenn ich keinen einzigen Ungläubigen getötet habe?« Diese Frage schien ihm ernsthaft zu schaffen zu machen.
    Thomas unternahm einen mühseligen Versuch, den Sterbenden zum Lächeln zu bringen. »Du hast zwar mehr gerauft als alles andere – aber wenn ich das richtig zusammenzähle, hast du doch bei der Mehrzahl deiner Prügeleien die ritterliche Ehre gegen Plünderer und andere Übeltäter verteidigt. Das sollte Gott dir anrechnen.«
    »Meint Ihr das ehrlich?«, fragte Rupert matt, aber erleichtert.
    »Bei allem, was mir heilig ist«, versicherte Thomas ernst.
    »Ich muss mich bei dem Kleinen entschuldigen, dass ich nicht besser auf ihn aufgepasst habe«, murmelte der einstige Knappe.
    »Auf den wirst du dann dort oben aufpassen können. Er wird sich freuen, dich zu sehen. Soll ich dir jetzt Bruder Notker holen?«
    Ein neuerlicher Krampf würgte Rupert, dann nickte er.
    Was für eine fürchterliche Art zu sterben, noch dazu für so einen jungen Burschen, dachte Thomas, ohne zu bedenken, dass er selbst nur ein Jahr älter war und erst vor ein paar Wochen beinahe auf eine kaum weniger schlimme Weise gestorben wäre.
    Er stand auf und legte seinem einstigen Knappen die Hand auf die Schulter, und es schien ihm, als komme der Krampfende dadurch etwas zur Ruhe. Mit einem Blick vergewisserte er sich, dass der Junge wohl noch durchhalten würde, bis der Benediktiner zu ihm kam, und hielt dann Ausschau nach dem Mönch.
    Entgegen seinen Vermutungen war Bruder Notker nicht irgendwo zwischen den Schlafplätzen, um einem Sterbenden Linderung und Trost zu verschaffen. Er entdeckte ihn, wie er gerade das Hospital betrat, die Kutte von Regentropfen völlig durchgeweicht, Gesicht und Haarkranz triefend nass. Seine Tonsur saß immer noch schief, wie damals in Pressburg bei ihrer allerersten Begegnung.
    Schon von weitem sah Thomas dem Benediktiner an, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Er ging auf ihn zu und ließ ihm keine Möglichkeit, auszuweichen.
    Seinem bohrenden, fragenden Blick konnte Notker nicht widerstehen. Vielleicht wollte er es auch gar nicht, weil er viel zu aufgewühlt war.
    »Der Herzog von Schwaben ist gestorben«, flüsterte der Mönch, und nun war eindeutig, dass es nicht Regentropfen, sondern Tränen waren, die über sein schmales Gesicht rannen. »Was soll nun noch aus uns werden?«
    Ja, was soll nun noch aus uns werden?, fragte sich Thomas, während er das Gefühl hatte, jemand hätte ihm einen Knüppel in die Kniekehlen gehauen. Es würde eine Messe geben, noch ein Begräbnis …
    Dann riss er sich zusammen und besann sich auf sein ursprüngliches Anliegen. »Bruder, bitte geh zu unserem Freund Rupert. Er braucht dich jetzt beim Sterben. Für den Herzog von Schwaben können wir nur noch beten.«
    Der Mönch nickte, rieb sich mit dem Ärmel seiner Kutte übers Gesicht, setzte eine gefasste Miene auf, so gut es ihm möglich war, und ging zu Ruperts Lager.
    Dann warf Thomas einen letzten Blick auf Roland und war erleichtert, dass der Freund immer noch schlief. Sonst hätte dieser vielleicht an seinem Gesicht erkannt, was er jetzt vorhatte, und er konnte und wollte darüber jetzt nicht streiten. Der Sohn des Kaisers war tot, Rupert vermochte er nicht mehr zu retten.
    Von all denen, mit denen er losgezogen war, waren kaum mehr als Graf Dietrich, Roland und zu aller Überraschung der kleine Mönch übrig, der hier seine wahre Bestimmung gefunden zu haben schien. Und Roland würde diesen Tag – noch dazu nach solcher Nachricht – nicht überleben, wenn er nicht etwas zu essen bekam.
    Vielleicht konnte er wenigstens ihn retten.
     
    Im staufischen Lager musste sich die Nachricht vom Tod des Herzogs schon herumgesprochen haben. Überall, wo Thomas auf seinem schnellen, entschlossenen Gang vorbeikam, knieten Männer in dem aufgeweichten, schlammigen Boden und beteten. Doch er ließ sich nicht aufhalten, um nicht doch im letzten Augenblick zu zaudern.
    Er ging zur Koppel, wo kaum noch Pferde standen und mehrere Männer Wache hielten, damit nicht Hungernde

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