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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Großknecht. Peter hatte als Kind unter Dieben aufwachsen müssen, bis sich Christian seiner annahm. Niemand war besser geeignet als er, andere Diebe zu erkennen und zu überführen. Außerdem war er der Anführer einer ganzen Gruppe junger Männer, allen voran die Söhne des Schmiedes Jonas, die mit ihrem mutigen und listenreichen Einsatz in Christiansdorfs schlimmsten Zeiten schon mehrfach Menschenleben gerettet hatten.
    Dem Vogt schien dieser Vorschlag wenig zu gefallen. Doch unübersehbar war Heinrichs Geduld erschöpft.
    »Damit wäre wohl alles gesagt«, verkündete er und wedelte mit der Hand zum Zeichen dafür, dass die Unterredung beendet war.
    Stumm erhoben sich die drei Ratsherren, verneigten sich tief und verließen den Raum. Das Gespräch hatte nichts von den gewünschten Ergebnissen gebracht; im Gegenteil, nun hatten sie noch mehr Schwierigkeiten am Hals.
     
    Kaum waren die drei zur Tür hinaus, wandte sich Heinrich Lukas zu, erneut vor Wut schnaubend.
    »Euch habe ich nicht hinzugerufen, damit Ihr Euch für dieses Gesindel einsetzt!«, schnauzte er ihn an. »Überlegt nächstes Mal besser, auf wessen Seite Ihr steht und welchem Stand Eure Ergebenheit gehört!«
    Darauf hätte Lukas eine Menge erwidern können, doch er verbiss sich jedes Widerwort. Damit hätte er jenen nur geschadet, die er schützen wollte.
    »Ich dachte, es sei in Eurem Sinne, die Diebe aufzuspüren«, entgegnete er und setzte die harmloseste Miene auf, zu der er fähig war.
    Der Vogt kniff die Augen zusammen und sah ihn grimmig an.
    »Denkt ja nicht, ich falle auf Eure Spiele herein!«, fauchte er. »Ihr werdet mir binnen zehn Tagen die Diebe ausliefern, damit ich sie hängen kann! Oder ich lasse mir etwas Besonderes einfallen, das weder Euch noch Euren dahergelaufenen Freunden gefallen wird.«
    »Gewiss«, meinte Lukas vieldeutig mit einem kühlen, höflichen Lächeln.
    Vielleicht sollte er sich zusammen mit Peter, diesem gerissenen Schelm, und seiner Bande auch etwas Besonderes für den Burgvogt einfallen lassen. Allmählich wurde der ihm mit seiner Großmäuligkeit und schlechten Laune lästig.
    »Ich frage mich, wie sich jemand aus einem so ehrwürdigen und alteingesessenen Geschlecht mit diesem Gesindel verbünden kann«, meinte Heinrich abfällig. »Jetzt verstehe ich, warum Euer Vater Euch enterbt hat.«
    Mit diesen Worten hatte der Vogt bei Lukas eine Grenze überschritten. Weshalb er kein Land besaß, sondern seinem jüngeren Bruder Jakob das Familienerbe zugesprochen wurde, ging Heinrich nun wirklich nichts an.
    »Ihr wirkt angegriffen, Herr. Soll ich meine Gemahlin auf die Burg schicken, damit sie Euch einen heilenden Trank zubereitet?«, fragte er mit kaum verborgener Häme.
    »Danke, das wird nicht nötig sein«, wehrte der Vogt erwartungsgemäß ab, plötzlich aus der Fassung gebracht.
    Er schickte Lukas und den reich gekleideten, dunkelhaarigen Ritter hinaus, der die ganze Zeit kein einziges Wort von sich gegeben hatte, dessen Haltung und Miene aber unmissverständlich die herablassende Überlegenheit seines Standes ausdrückten.
    Kaum waren die beiden außer Hörweite, rief Heinrich einen Diener zu sich. »Hol den Bader, er soll mich zur Ader lassen«, befahl er schroff.
    Ihm war, als könnte er schon spüren, wie die schlechten Säfte seinen Körper vergifteten. Aber um nichts in der Welt würde er sich in die Hände dieser Kräuterhexe begeben, diesem unheimlichen Weib seines Vorgängers, das seiner Meinung nach unter Edelfreien nichts zu suchen hatte.
    Rasch schlug er ein Kreuz und ließ sich am Tisch nieder, um auf den Bader zu warten.

Zur gleichen Zeit auf dem Burgberg in Meißen
    D u und du, tretet vor!«
    Der Waffenmeister, ein grauhaariger Ritter namens Hartmut, deutete auf diejenigen unter den ältesten Knappen, die am weitesten voneinander entfernt standen, und tat so, als würde er das jäh einsetzende Raunen unter den anderen nicht bemerken.
    »Holt euch jeder einen Buckler und zeigt den jungen Dachsen, was ihr gelernt habt! Und ich muss euch nicht erst daran erinnern: Sollte einer von euch vergessen, dass dies ein Übungskampf ist, wird er sich zurück in den Mutterschoß wünschen, noch bevor ich mit ihm fertig bin.«
    Die beiden Neunzehnjährigen, an die diese Ansprache gerichtet war – einer mit schwarzen Haaren, der andere mit flammend roten –, traten mit eisigen Mienen aufeinander zu. Keiner von ihnen ließ auch nur durch einen Blick aus dem Augenwinkel erkennen, dass er die Drohung des

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