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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der königliche Ministeriale ihn sogar aufbrechen und kann berichten, dass Ihr den Befehl umgehend ausgeführt habt.«
    »Soll ich also jetzt gleich losreiten?«, fragte Reinhard.
    »Ja«, entschied Albrecht ohne Zögern. Jedes Mittel schien ihm recht, um den unausweichlichen Zorn seines Vaters zu dämpfen. »Macht Euch zunutze, dass der alte Mann und sein Weib Euren Schwiegereltern wohlgesinnt sind.«
    Er zog den Mundwinkel verächtlich herab. »Dies sollte Euren Seitenwechsel einigermaßen glaubwürdig erscheinen lassen.«
    »Wünscht Ihr, dass ich meiner Gemahlin befehle, hier inzwischen bei Fürstin Hedwig ein gutes Wort einzulegen?«, bot Reinhard an.
    »
Das
dürfte wohl ganz und gar vergeblich sein«, warf Albrecht hasserfüllt ein. »Eher ließe sich ein Stein erweichen, als dass meine Mutter ein gutes Haar an mir findet.
Sie
trägt die Schuld an allem! Hätte sie nicht ständig meinem Vater eingeflüstert, Dietrich die Mark zu vererben …«
    Wütend trank er seinen Becher in einem Zug leer und starrte an die hölzerne Decke.
    »Zu niemandem ein Wort, bevor du aufbrichst, nicht einmal zu deinem Weib!«, befahl Elmar Reinhard. »Vergiss nie: Du gibst dich als heimlichen Verbündeten Ottos aus und darfst keinen Verdacht erregen, solange wir noch hier sind. Verschwiegenheit macht dich glaubwürdiger.«
    »Natürlich.« Reinhard nickte zustimmend.
    Elmar löste nun die vor der Brust verschränkten Arme und lächelte vieldeutig. »Übrigens: Du musst zwar unverzüglich aufbrechen, damit der Plan gelingt. Doch du solltest dein Pferd nicht über Gebühr zur Eile treiben. Das Tier ist kostbar und verdient Schonung. Und das des Boten auch. Legt öfter eine Rast ein. Es ist schon ein Dreitagesritt nach Döben.«
    »Ich verstehe.« Reinhard verzog keine Miene, während die anderen grinsten.
    »Das verschafft uns sechs Tage, bis Euer Vater hier eintrifft«, fuhr Elmar fort, zu Albrecht gewandt. »Zeit genug, zu verschwinden, ohne dass uns jemand so bald finden kann. Sollte Euer Vater auf den Einfall kommen, uns bei Giselbert zu suchen, wird Reinhard uns warnen. Darauf können wir uns doch verlassen, mein Freund?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Reinhard.
    »Und findet heraus, wer heimlich noch zu meinem Vater steht – für die Zeit meiner Rückkehr!«, befahl Albrecht bissig.
    »Wenn Ihr erlaubt, breche ich jetzt also auf, Durchlaucht.«
    Gnädig nickte der junge Markgraf und entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Kam war Reinhard hinaus, befahl Elmar einem Diener, ihm unauffällig zu folgen und zu beobachten, ob der Mann wirklich zu den Ställen ging und ob er dort mit jemandem redete.
    »Könnte sein Weib uns denn nützlich sein?«, fragte Albrecht, nachdem der Truchsess zurückgekehrt war. »Wenn sie nach ihrer Mutter kommt, darf man ihr nicht trauen …«
    »Das werden wir gleich herausfinden«, entgegnete Elmar mit siegessicherem Lächeln. »Lassen wir sie holen, sobald Reinhard den Burgberg verlassen hat. Die Damen sind bestimmt noch auf und lauschen in der Kemenate diesem Spielmann, der heute eingetroffen ist.«

Die Drohung
    C lara fühlte sich in ihrem neuen Leben auf dem Meißner Burgberg so fremd und verloren, wie sie es zuvor nie für möglich gehalten hatte.
    Ihr fehlten nicht nur ihre Eltern, Brüder, Freunde und ihre Arbeit, das ganze vertraute Leben in Freiberg. Dies hier war eine vollkommen andere Welt: bedrückend und gefährlich. Eine Welt, in der sie kein gelittener Gast war, sondern als unerwünscht und minderwertig angesehen wurde. Das ließ man sie spüren, und es machte ihr Angst. Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie sehr ihre Eltern sie behütet hatten und wie unbekümmert sie dort trotz ihrer Herkunft leben konnte.
    Hier schützte sie nur noch der Stand ihres Mannes. Bald fühlte sie sich so von Gefahr bedroht, dass sie auf dem Burgberg nie auch nur einen Schritt ohne Begleitung ging. Falls jemand ihr auflauerte, wenn sie allein war, würde sie sich nicht wehren können, und niemand würde ihr Glauben schenken. Und manches – zum Beispiel die Art, wie Rutger sie ansah – ließ sie genau das fürchten. Daran änderte sich auch nichts, nachdem Reinhard den jungen Ritter vor aller Augen und Ohren aufgefordert hatte, seiner Gemahlin gefälligst mehr Höflichkeit entgegenzubringen. Das hatte nur zur Folge, dass Rutger noch mehr Hass und Verachtung für sie empfand, auch wenn er das nun sorgfältig vor Reinhard verbarg.
    Fürstin Sophia, deren Gefolge Clara durch Albrechts Befehl zugewiesen

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