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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Pokal zu gießen, den sie sich während des Mahles mit Otto teilte. Auf Marthes Rat hin hatte sie darauf geachtet, dass ihr Mann heute nur stark verdünnten Wein trank und bloß etwas weißes Fleisch und Fisch aß statt fettigen Braten.
    Durstig trank Otto von dem kühlen Wasser, ohne seiner Gemahlin zu widersprechen. Dann stemmte er sich hoch, fing gerade noch ein Taumeln ab, reichte Hedwig seinen Arm und verabschiedete sich.
    Er wusste die Blicke der versammelten Fürsten und der Dienerschaft auf seinem Rücken, als sie gemeinsam hinausschritten, er konnte sie beinahe spüren wie Dolchstiche. Aber das war ihm gleichgültig. Jetzt wollte er nichts wie fort von hier.

Notfälle
    A uch Sophia von Böhmen hatte sich mit Verweis auf weibliches Unwohlsein so früh wie möglich von der Tafel des Königs zurückgezogen. So wie ihr Mann sie angesichts dieser Bemerkung gemustert hatte, verkniff er sich wohl nur mit Mühe vor allen Anwesenden die Frage, ob sie endlich schwanger sei. Schließlich könnte es ihm von den anderen Männern auch als eigenes Versagen ausgelegt werden, noch keinen Erben gezeugt zu haben.
    Albrecht war so im Hochgefühl angesichts des Sieges über seinen Vater und der bevorstehenden Kriegsabenteuer, dass er heute noch viele Becher gemeinsam mit den Männern des Königs leeren würde. Sie konnte nur hoffen, dass er zu betrunken war, um einen erneuten seiner widerwärtigen Versuche zu unternehmen, sie zu schwängern, wenn er endlich in die Kammer kam.
    Doch bis dahin blieb noch Zeit – Zeit, die sie brauchte, um endlich eine Angelegenheit zu regeln, die sie schon lange beschäftigte.
    »Geht alle hinaus. Nur die Gemahlin des Marschalls bleibt!«, befahl sie den Frauen in der ihr zugewiesenen Gästekammer.
    Ihr Tonfall sorgte dafür, dass Hofdamen, Bedienstete und die jungen Mädchen, die sie zu erziehen hatte, sofort das Weite suchten, auch wenn den Jüngsten schon vor Müdigkeit die Augen zufielen. Lieber standen sie draußen auf dem eiskalten Gang, statt von der sichtlich schlechtgelaunten Herzogstochter für Säumigkeit bestraft zu werden. Vielleicht ließ sich sogar etwas Aufregendes erlauschen.
    Sophia blieb stehen, bis die Tür von außen sorgfältig wieder geschlossen war. Doch auch dann setzte sie sich nicht hin, was Lucardis zwang, sich ebenfalls zu erheben und vor ihr in einen Knicks zu sinken.
    Sophia ließ sie betont lange in dieser unbequemen Stellung verharren und sah reglos auf die Frau des Marschalls herab. Diese schien zu begreifen, worum es in dem bevorstehenden Gespräch gehen würde, und ihre Miene wandelte sich von höfischer Unterwerfung zu einem kaum verhohlenen Gefühl der Überlegenheit.
    Sophia trat einen Schritt näher, ohne Lucardis zu erlauben, aufzustehen.
    »Du irrst dich, wenn du glaubst, es macht mir etwas aus, dass du dich von meinem Gemahl besteigen lässt«, sagte sie kalt. »Doch du wirst es bitter bereuen, wenn du meinst, dir deshalb mir gegenüber Dreistigkeiten herausnehmen zu dürfen.«
    Unaufgefordert richtete sich Lucardis auf. Sie war größer als Sophia, und dass sie es wagte, jetzt auf sie herabzusehen, zeigte, wie sehr sie sich ihrer Sache sicher glaubte.
    »Euer Gemahl wird nicht zulassen, dass mir etwas geschieht. Ich trage seinen Sohn unter dem Herzen!«, gab Lucardis triumphierend zurück.
    Sophia zog nur verächtlich die Augenbrauen hoch. »Du bist so schamlos
und
so dumm, auch noch zuzugeben, dass du mit einem Bastard schwanger gehst? Mein Gemahl wird deinen ganz gewiss nicht daran hindern, dich für deine Hurerei zu bestrafen. Wer weiß, von wem das Balg wirklich ist …«
    Nun wich Lucardis ein winziges Stück zurück. »Seine Hoheit wird mich schützen! Und er wird mich noch mehr lieben und ehren, wenn ich ihm endlich den ersehnten Sohn geboren habe.«
    »Ich glaube kaum, dass es dazu kommen wird«, entgegnete Sophia kalt. »Dein Mann ist nicht besonders zartfühlend, wenn es um unkeusche Frauen geht, stimmt es? Hat er nicht sogar seine eigene Schwester beinahe totgeprügelt, als er sie mit diesem Lukas erwischte, bevor der sich endlich herabließ, um ihre Hand anzuhalten? Du warst dabei, nicht wahr? Wart ihr damals nicht Freundinnen?«
    Natürlich erinnerte sich Lucardis an diesen Zwischenfall, auch wenn der schon Jahre zurücklag. Sie hatte ihn selbst in die Wege geleitet, damit Adela Lukas bekam und sie Gerald heiraten konnte statt den Greis, den ihr Vater für sie ausgewählt hatte. Die Erinnerung an Adelas Bestrafung, die sie, so gut es

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