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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sie als Geiseln festhielt, bis er einsehen musste, dass ihm kein anderer Ausweg blieb, als sich dem Kaiser zu Füßen zu werfen und um Gnade zu bitten. Dass Heinrichs Truppen während dieser Zeit halb Thüringen verwüstet hatten, dürfte auch Hermann nicht vergessen haben.
    Umso erstaunlicher fand Hedwig, dass er bisher noch keine Bereitschaft erklärt hatte, sich an der erneuten Reichsheerfahrt gegen den aus der Verbannung zurückgekehrten Löwen zu beteiligen.
    Den Grund dafür glaubte sie zu erahnen. Deshalb brachte sie das Gespräch scheinbar beiläufig darauf, dass Hermanns Bruder Ludwig, der Landgraf von Thüringen, ebenso wie ihr Sohn Dietrich das Kreuz genommen hatte und auf dem Weg ins Heilige Land war. Allerdings hatte Ludwig beschlossen, nicht mit dem Heer des Kaisers den Landweg über Ungarn, Byzanz und das Seldschukenreich zu nehmen, sondern von Brindisi aus mit dem Schiff zu reisen.
    »Ist es wahr, dass der Kaiser es abgelehnt hat, Euch Thüringen zu übertragen, falls Euerm Bruder auf dem Kriegszug nach Jerusalem etwas zustößt?«, fragte sie leise, als das Mahl fortgeschritten und die Gäste in ihrer Nähe abgelenkt waren.
    »Ihr seid für eine Frau sehr klug … und sprecht eine sehr deutliche Sprache, Markgräfin«, antwortete Hermann verstimmt und ließ seinen Becher sinken.
    »Die Leute zerreißen sich die Mäuler darüber, dass Euer Bruder wegen dieser Zurückweisung einen anderen Weg ins Heilige Land wählte als sein Vetter, der Kaiser«, erwiderte Hedwig leichthin.
    Hermann lächelte etwas bemüht. »Die gültige Erklärung lautet, dass mein Bruder genügend Geld hat, um seine Männer von den Pisanern oder Genuesen übersetzen zu lassen. Das wäre, wie Ihr wisst, eine zu kostspielige Angelegenheit für ein Heer von der Größe des kaiserlichen. So sind die thüringischen Truppen nur ein paar Wochen unterwegs, statt monatelang durch Wüsten und über gefährliche Gebirgspässe zu ziehen.«
    »Dann versteht Ihr vielleicht meine Sorge um meinen jüngeren Sohn.«
    »Ich verstehe Eure Sorge um Eure beiden Söhne«, meinte Hermann doppelbödig. Dann führte er das Gespräch sofort in eine andere Richtung, indem er nach vorn deutete, wo eine Gruppe Spielleute Lieder zum Besten gaben.
    »Wirklich ausgezeichnete Sänger. Mein Kämmerer soll gleich morgen mit ihnen aushandeln, dass sie an meinen Hof kommen.«
    »Ich weiß einen hervorragenden Sänger und Lautenspieler, der oft in Meißen für uns aufspielt. Soll ich ihn zu Euch schicken?«, bot Hedwig an.
    Hermann, der wie sein Bruder am Hof des französischen Königs erzogen worden war, galt als jemand, der Musik und Gesang sehr schätzte und immer auf der Suche nach guten Spielleuten war. Auch wenn er sich gerade sehr abweisend gezeigt hatte, wollte sich Hedwig Hermanns Gewogenheit erhalten. Das Verhältnis zu Ludwig von Thüringen war angespannt, weil Otto über einigen wettinischen Besitz in der Landgrafschaft verfügte, um den es auch schon bewaffnete Streitigkeiten gegeben hatte. Vor ein paar Jahren hatte der Landgraf ihren Gemahl sogar auf der Wartburg gefangen gehalten. Vielleicht konnte sie die Verbindung etwas aufhellen, indem sie Ludmillus zu Hermann schickte. Ganz nebenbei würde der auch die Ohren spitzen und sie warnen, falls die Ludowinger etwas gegen ihren Gemahl planten. Seit der Beteiligung ihres Bruders und ihres Schwagers an Albrechts Handstreich gegen seinen Vater war ihr Misstrauen umfassend geworden.
    Doch in Hermann erhoffte sich Hedwig einen möglichen Verbündeten für ihren Sohn Dietrich, sollte dieser aus dem Heiligen Land zurückkehren.
     
    Unzählige Trinksprüche auf das Wohl des Königs und das Gelingen des Heerzuges gegen den Löwen wurden bei dem Festmahl ausgebracht. Mit Verweis auf den Waffengang und den dafür nötigen klaren Verstand erlaubte es Heinrich schließlich seinen Fürsten zeitiger als sonst, sich zurückzuziehen, wenn sie das wünschten.
    Otto wollte niemandem den Triumph gönnen, ihn als Ersten gehen zu sehen. Solche Schwäche durfte er gerade heute nicht zeigen, auch wenn er am liebsten das Tafelgeschirr heruntergefegt hätte und wütend davongestapft wäre. Sein Kopf dröhnte, und in seinen Ohren schien etwas zu rauschen, so dass er kaum hörte, was die Leute um ihn herum redeten.
    Hedwig brachte ihn wieder zu sich, indem sie leise sagte: »Ihr seht nicht wohl aus, mein Lieber. Es war ein anstrengender Tag. Ihr solltet nun ruhen.«
    Sie gab einem der Schenken ein Zeichen, noch einmal Wasser in den

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