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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Konrad von Groitzsch, dessen selbstgefälliges Grinsen Otto den nächsten Stich versetzte. Sofort stand ihm wieder das Bild vor Augen, wie Konrad in Döben an Albrechts Seite aufgetaucht war, um ihn dazu zu bringen, die Abtretungsurkunde zu unterschreiben.
    Der alte Markgraf bekam auf einmal kaum Luft. Ein eisernes Band schien seine Brust zu umklammern, Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Aber er würde seinen Feinden nicht den Triumph gönnen, jetzt irgendein Unwohlsein erkennen zu lassen.
    Hedwig hatte recht: Nach außen hin war nun
er
der Gnädige, derjenige, der dem Übeltäter großzügig Verzeihung gewährt hatte. Mochte Albrecht nur warten, bis er die Geduld verlor! Es sollte ja Menschen geben, die sogar älter als achtzig Jahre wurden. Das hatte er, Otto, nun auch vor.
    Er zwang sich, ganz ruhig zu atmen. Aus purer Willenskraft und seinem Sohn zum Ärgernis würde er weiterleben.
     
    »Es erreicht Uns der Hilferuf des Herzogs von Sachsen angesichts der widerrechtlichen Rückkehr des Welfen Heinrich«, eröffnete der König den wichtigsten Verhandlungspunkt des Merseburger Hoftages. »Wir sind in Kenntnis, dass dieser beabsichtigt, zunächst die reiche Handelsstadt Bardowick einzunehmen und dann ganz Sachsen an sich zu reißen. Mit Zustimmung der Fürstenversammlung rufen Wir zur Heerfahrt gegen Heinrich den Löwen auf. Bei Hornburg werden Wir Unsere Streitmacht mit der Herzog Bernhards vereinigen. Die Erzbischöfe von Mainz und Köln werden an Unserer Seite kämpfen.«
    Mehrere der versammelten Edelleute erklärten umgehend ihre Zustimmung und Beteiligung an der Heerfahrt, darunter auch – wie längst abgesprochen – Albrecht von Wettin und sein Vetter Konrad von Groitzsch.
    »Willkommen an Unserer Seite, Graf von Groitzsch«, sagte der König, um im nächsten Atemzug mit lauernder Stimme zu fragen: »Können Wir auch mit der Streitmacht Eures Vaters rechnen, des Markgrafen der Ostmark?«
    »Majestät, mein Vater ist zu krank, um noch in den Krieg zu ziehen. Aber er wird mir ausreichend gut gerüstete Männer mitgeben«, erwiderte Konrad salbungsvoll.
    Der König sah ihn kalt an. »Ihr meint, er ist zu
fett
, um noch Krieg zu führen«, berichtigte er scharf. Verhaltenes Lachen im Saal löste die Anspannung, die immer noch in der Luft lag.
    König Heinrich dagegen zeigte nicht die Spur eines Lächelns, als er zu Konrad sagte: »Richtet Euerm Vater aus, dass er etwas unternehmen möge, um Uns beim nächsten Aufruf zu unterstützen. Fürst Dedo kann die Ostmark nicht als Lehen behalten, wenn er nicht Heerfolge leistet. Es sei denn, er kauft sich frei. Wir brauchen kriegstüchtige Fürsten in Zeiten wie diesen!«
    Konrad tauschte einen Blick mit Albrecht und musste nicht aussprechen, was er dachte: Sein Vater stand nun vor einer wirklich
     schwierigen Entscheidung.
    Er hatte sicher nicht genug Geld, um sich von der Heerfahrt loszukaufen, denn den Preis würde der König mit Verweis auf die Gefährdung des Reiches hoch ansetzen. Aber wie sollte der feiste Dedo, der es kaum noch in den Sattel schaffte, einen Kriegszug überstehen?
    Spannende Zeiten würden nun anbrechen. Vielleicht hatte sein fetter Vater ja ein Einsehen und übergab ihm die Ostmark. Sonst würde der Alte womöglich noch mehr gedemütigt werden als gerade sein närrischer Bruder Otto.
    An dem genüsslichen Grinsen in Albrechts Gesicht erkannte Konrad, dass dieser gerade das Gleiche dachte wie er: Unter Heinrichs Regentschaft war die Zeit der alten Männer endgültig vorbei. Vielleicht würden sie schon in ein paar Wochen gemeinsam über die östlichen Marken herrschen.
     
    Nur dank seiner lebenslangen Übung im höfischen Leben und der entsprechenden Erfahrung, Gefühle zu verbergen, wenn es nötig war, schaffte es Otto, auch noch das Festmahl zu überstehen, das den Beratungen auf der Merseburger Pfalz folgte. Zum Glück war Hedwig an seiner Seite und zog mit ihrem strahlendsten Lächeln und ihrem neuen, burgunderroten Kleid alle Blicke auf sich.
    Erneut saßen sie an der Seite Hermanns von Thüringen, des Pfalzgrafen von Sachsen. Er war ein kluger und berechnender Mann Mitte dreißig, in kriegerischen Dingen sehr erfahren. Vor zehn Jahren bei dem Krieg gegen Heinrich den Löwen hatten er und sein Bruder dem erfolglosen Bernhard von Anhalt geholfen, Goslar zu verteidigen. Doch wenig später standen die beiden Brüder bei einer Schlacht in Thüringen einer welfischen Übermacht gegenüber und gerieten in Gefangenschaft des Löwen, der

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