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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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langweilig.“
    Mateo hob kritisch eine Augenbraue und schielte auf Bleys Armverletzung. „Halb so wild“, kam Bley seiner Frage zuvor. „War ein kleiner Unfall.“
    Mateo nickte nur und holte tief Luft. „Wir haben nur noch ein paar Stunden, bevor es dunkel wird. Nutzen wir die Zeit.“ Ein zweites Mal durchkämmten wir die Höhenlagen des Roraima Tepuy, und als die Sonne sich der Erde zu neigte, waren wir noch immer nicht fündig geworden. Mit den frühen Abendstunden zogen Wolken auf, welche die Sicht auf die Ebene versperrten. Unsere Kleidung war feucht und klamm.
    Aus tiefen Steinritzen strömte Nebel herauf und legte sich über den Boden. Das war der Zeitpunkt, als wir die Suche aufgaben. Es war nun zu gefährlich, sich in dem unbekannten, zerklüfteten Gebiet frei zu bewegen. Schließlich wollte niemand riskieren in einer Felsspalte zu enden, nicht um alle Eier in der Welt.
    Mit Bleys Feuerzeug war es ein Kinderspiel ein Feuer zu entfachen, und so saßen wir im fahlen Abendlicht gemeinsam vor den Flammen und aßen schweigend unser Abendbrot.
    „Wollt ihr mir wirklich nicht erzählen, wieso ihr eigentlich hier seid?“, ergriff Bley schließlich das Wort. „Den meisten Kindern macht Eiersuchen Spaß. – Ich habe euch heute nicht ein einziges Mal lachen hören. Stattdessen riskiert ihr Kopf und Kragen. Welches Ei kann das wert sein?“
    Robert stocherte mit einem langen Zweig im Feuer und ließ kleine rote Funken in den Nachthimmel steigen. Fragend blickte ich ihn und Mateo an. Ihre Mienen blieben verschlossen. Sie überließen es mir, wie viel ich verraten wollte.
    Toll , dachte ich. Immer darf ich solche Entscheidungen treffen. Und wenn’s dann eine schlechte war, dann habe ich auch noch den schwarzen Peter.
      Ich seufzte. „Das Ei ist wichtig für uns, Bley. Es hängt viel davon ab, dass wir es finden.“
    „Du sagst das ja so, als ginge es dabei um Leben und Tod!“, lachte Bley.
    „Vielleicht geht es auch darum.“
    Nun lachte Bley nicht mehr. Er setzte sich aufrecht hin und runzelte die Stirn. „Ihr seid sonderbarer als ich gedacht habe… Ihr kamt vom Salto Sapo, ihr wolltet unbedingt zu dem Jaspis-Fluss, und nun habt ihr einen Tafelberg erklommen. Jeder dieser Orte ist heilig, seid ihr euch dessen eigentlich bewusst?“
    Meine Brüder und ich nickten verstohlen.
    „Also steckt ein Plan hinter eurer Route?“
    „So könnte man es nennen“, stimmte ich düster zu.
    „Wohin wollt ihr als nächstes gehen?“
    „Das wissen wir noch nicht. Dazu brauchen wir erst das Ei.“, erklärte Oliver. Bley nickte langsam. „Ah“, machte er, und dann sagte er eine Weile gar nichts, sondern sortierte seine Gedanken im Schein des Feuers.
    Mateo hatte die Augen geschlossen und lag mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt auf seinem Schlafsack. Er schien zu dösen, doch ich wusste, dass er hellwach war und dem Gespräch eifrig lauschte. Er hatte noch nicht viel gesprochen seit Bley wieder in unserer Mitte war. Er misstraute ihm noch immer, aber ich wusste nicht wieso. Gut, Bley war seltsam, kein Zweifel. Er war so etwas wie ein Aussteiger – waren solche Leute nicht immer etwas anders?
    „Es gibt eine alte Legende, die alle diese Orte, die ihr bereits besucht habt, miteinander verbindet“, fing Bley nachdenklich an. „Es ist die Legende eines alten Indianerstammes, der in Venezuela vor Jahrhunderten sein Unwesen getrieben haben soll. Es heißt, er habe einen unsichtbaren Weg hinterlassen, der, wenn ich mich recht erinnere, direkt in ihre Mitte führen soll. Sagt euch vielleicht… der Fluch der Makaá etwas?“
    „Was weißt du über die Makaá?“ Unverzüglich schreckte Mateo hoch und blickte Bley fest in die Augen. Meine Brüder und ich bekamen vor Verblüffung kein Wort heraus. Bleys Mundwinkel zuckten ein wenig. Er war sich bewusst ins Schwarze getroffen zu haben, doch gleichzeitig überraschte und verunsicherte ihn die heftige Reaktion des jungen Indianers.
    „Die Frage ist wohl eher: Was wisst ihr über die Makaá!“, sagte Bley in einem versucht ruhigen Tonfall und blickte uns der Reihe nach fragend an.
    „Genug, um ihnen entgegenzutreten, wenn es sein muss“, presste ich hervor und zog die Brauen zusammen.
    Bley stutzte einen Augenblick, dann brach er in ein schallendes Gelächter aus. „Ihnen entgegenzutreten? Den Makaá? Mädchen, du weißt hoffentlich, dass es diesen Indianerstamm nicht mehr gibt, oder? Ihr sucht doch nicht etwa Gespenster! Die Makaá sind längst alle

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