Der Fluch der Makaá
in San Francisco ja nur so schrecklich eilig gehabt und wolltet nicht auf mich warten. Wie es aussieht, hättet ihr Euch ruhig Zeit lassen können, da wir ohnehin nun etwa gleichzeitig angekommen sind. Ich, zugegebenermaßen, bin mit ein wenig mehr Komfort angereist als ihr.“
Er ließ sich auf einen Steinrücken nieder und blickte uns ein wenig vorwurfsvoll an. Richtig, nun fiel es mir auch wieder ein. Er hatte vorgehabt, hierher zu fahren. Trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, ihm hier oben zu begegnen. Und doch: wie gut, dass er in der Nähe gewesen war! Ich weiß nicht, was ohne ihn geschehen wäre. Ich schüttelte ein wenig den Kopf, um mich zur Besinnung zu rufen. „Danke, Bley. Danke für deine Hilfe. Und tut mir leid, ich war wohl etwas durch den Wind. – Es ist schön dich zu sehen.“
Bley strahlte, doch dann kniff er die Augen zusammen und spähte über das zerklüftete Plateau. „Wo habt ihr eigentlich den Indianer und den Zwerg gelassen?“
„Die sind auf der anderen Seite des Tepuys“, erklärte Robert. „Wir treffen uns nachher wieder.“
Bley hob verständnislos die Augen. „Und was für einen Sinn hat das? Wieso habt ihr euch getrennt?“
Robert und ich warfen uns einen verlegenen Blick zu. Fiel uns irgendeine bessere Erklärung ein als die Wahrheit? Nicht auf die Schnelle… „Wir – wir“, druckste ich herum.
„Seid ihr etwa schon wieder auf der Suche nach etwas?“, fiel mir Bley ins Wort.
„So könnte man es nennen, ja“, stimmte Robert zu und rappelte sich langsam auf, um zu überprüfen, ob seine Knie noch zitterten. Alles war wieder in Ordnung.
„Aber was es ist, wollt ihr mir natürlich nicht verraten“, mutmaßte Bley. „Es geht nicht“, sagte ich und versuchte, meinem Blick einen Ausdruck aufrichtigen Bedauerns zu verleihen.
„Na schön“, rief der Mann mit der wilden Rasta-Frisur und klatschte kurz in die Hände. Dabei fiel mir auf, dass einer seiner Arme mit einer Art Mullbinde verbunden war, vom Handgelenk aufwärts, beinahe bis zum Ellbogen hinauf. „Wenn dem so ist, würde ich vorschlagen, ihr verlegt die Suche wieder eine Etage tiefer, hier oben gibt es nichts zu finden, und unten auf dem Hauptplateau ist es sicherer.“
„Was ist mit deinem Arm passiert?“, fragte ich erstaunt. Rasch ließ Bley den Arm sinken, machte gleich darauf jedoch eine Geste der Bedeutungslosigkeit und grinste in seiner gewohnten Art. „Ach das – das ist nichts… Ich bin ungeschickt gefallen und hab mir dabei den Arm verstaucht. Tut aber schon gar nicht mehr weh. Also was ist, wollen wir gehen?“
I ch glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass Mateo und Oliver mindestens genauso erstaunt waren Bley hier oben anzutreffen, wie wir es gewesen waren. Und ebenso wenig brauche ich wohl zu erwähnen, dass Mateos Augen nicht gerade vor Freude über das völlig unvermutete Wiedersehen mit unserem alten Freund glänzten. Was ich jedoch anfügen sollte, ist, dass sich mein kleiner Bruder im Eifer des Gefechtes verplapperte.
Oliver, der Robert und mich aus einiger Entfernung hatte kommen sehen, war sogleich aufgeregt zu uns gestürmt, ohne Bley entdeckt zu haben. „Mel, Robert!“, brüllte er aufgeregt über das Plateau. „Wir haben es rausgekriegt! Mateo und ich haben das Rätsel gelöst! Es ist ein Ei! Wir müssen ein Ei suchen, habt ihr gehört?“
Oh ja, wir hatten es gehört. Bley trat hinter einem Felsvorsprung hervor und genoss den Ausdruck auf unseren Gesichtern. „Ja, ist denn heute schon Ostern?“, fragte er belustigt und wuschelte Oliver durch das verstrubbelte, blonde Haar.
„Ganz toll gemacht, Oli. Wirklich, ganz toll“, raunte ich meinem kleinen Bruder zwischen den Zähnen hindurch zu. „Geheimnisse sind bei dir ja immer bestens aufgehoben!“
„Hey, woher sollte ich denn wissen, dass hier oben noch jemand anderes ist! Ihr hättet mich ja auch warnen können“, verteidigte sich Oliver zu Recht und zog einen Schmollmund.
„Was soll’s“, meinte Robert achselzuckend. „Was gesagt ist, ist gesagt. Und auf das Ei sind wir übrigens auch schon gekommen. Aber was viel wichtiger ist: Habt ihr es gefunden?“
Mateo und Oli hatten es nicht gefunden.
„Vielleicht kann ich euch helfen“, schlug Bley vor. Er verkniff sich ein Grinsen, auch wenn ihm die Idee auf dem Hochplateau eines Tafelberges auf Eiersuche zu gehen sehr eigenartig vorkam. „Ihr seid zwar irgendwie verrückt“, gab er zu bedenken. „Aber mit euch wird es einem wenigstens nicht
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