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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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wenig schlafen, in Ordnung?“
    Wir legten uns wieder hin. Doch obgleich ich schon bald das ruhige Atmen der Jungs hörte, fand ich selbst keinen Schlaf mehr. Wieso hatten die anderen nicht dasselbe erlebt wie ich? Dann erinnerte ich mich, dass ich schon einmal von der Odalisque geträumt hatte, und auch damals war der Traum nur für mich bestimmt gewesen. Gab es etwa Unterschiede zwischen den Träumen der Odalisque und denen, die die Makaá schickten? Natürlich! Die der Makaá waren echt. Und das Erlebnis mit der Odalisque? Ein Albtraum, fürwahr! Doch wieso pochte mein Zeh so sehr! Bildete ich mir den Schmerz etwa nur ein?
    Noch heute weiß ich nicht, ob das Erscheinen der Odalisque ein Traum oder die Wirklichkeit gewesen war. Und je mehr ich darüber nachsinne, desto unsicherer werde ich. Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass diese Welt Geheimnisse birgt, die der Verstand nicht begreift, und dass es mehr gibt als das, was das Auge sieht.
    Noch lange lag ich mit offenen Augen da, beobachtete teilnahmslos das stetige Fortschreiten des Morgens, grübelte über die Odalisque nach und begab mich in Gedanken noch einmal auf den Weg, auf den sie mich mitgenommen hatte. Plötzlich schreckte ich auf und konnte es keine Sekunde länger im Schlafsack aushalten. Hastig weckte ich meine Brüder, Mateo und Bley. „Ich weiß, wo das Ei versteckt ist! Kommt mit, beeilt euch!“

Tag 14 nach dem Absturz

    R obert staunte nicht schlecht, als ich unser Grüppchen genau zu der Felswand führte, an die er noch so schlechte Erinnerungen hatte.
    „Du hattest recht, Robert!“, rief ich. „Das Ei ist in der Höhle dort oben!“
    „Da klettere ich aber nicht mehr rauf!“, murrte Robert. „Und überhaupt, was macht dich so sicher?“ „Vertrau mir einfach, okay? Wir klettern nicht hoch, sondern gehen den Weg, den Bley gegangen ist. Die Höhle können wir auch von oben erreichen.“
    Als wir das schmale Plateau erreicht hatten, lehnte ich mich über den Abhang um die Stelle zu finden, an der die Höhle lag. „Hier ist sie! Kommt her, ich brauche eure Hilfe! Erinnerst du dich noch an die Fledermäuse, Robert? Wir müssen sie erst vertreiben.“
    Rasch waren ein paar faustdicke Steinbrocken gesammelt, die wir von oben in die Höhle zu werfen gedachten. Das war gar nicht so einfach, da wir schräg nach unten in unsere eigene Richtung werfen mussten, und die ersten Versuche verfehlten ihr Ziel um Längen.
    „So hat das keinen Sinn!“, beschloss Mateo. „Wir müssen es anders machen.“ Er legte sich auf den Boden und schob sich bäuchlings über den Abgrund. „Haltet mich an den Beinen fest!“, rief er.
    Mateo hing mit dem halben Oberkörper über der Böschung. Er hob den Stein zum Wurf, zielte, und traf. Hastig zogen wir ihn wieder zurück. Im selben Moment stoben Dutzende kleine Fledermäuse unter protestartigem Tumult aus der Höhle. Sie fühlten sich ganz offensichtlich in ihrer Ruhe gestört, waren sie doch soeben erst von ihrem nächtlichen Ausflug zurückgekehrt. Verstört flatterten die Tiere in einer dunklen Wolke umher und entfernten sich schließlich.
    Jetzt war der Augenblick! Mateo schob sich erneut über die Böschung, während wir ihn an den Beinen festhielten. Diesmal musste er ein wenig weiter hinab, um in die Höhle hineinschauen zu können. Ich stellte mir vor, wie er mit den Händen in dem dunklen Höhlenvorraum herumtastete, auf dem was weiß ich nicht alles herumlag – es waren schließlich sehr viele Fledermäuse – und ich war froh, dass ich nicht an seiner Stelle da unten hing.
    „Ich glaube, ich sehe etwas“, drang es dumpf zu uns herauf. „Lasst mich noch ein Stück runter, ich komme nicht heran…   noch ein Stück! Ja, super – ich hab es. Zieht mich wieder rauf!“
    Mateo war noch nicht lange oben, als die Bewohner der Höhle wieder zurückkamen. „Puh, das stinkt vielleicht da drin!“, grinste der Indianer, an dessen Stirn und Händen Dreck klebte. Doch in seiner Hand hielt er das Ei! Es glänzte in schwachem Rot. Im Dunkeln der Höhle musste es regelrecht geglüht haben. Das Tageslicht brachte sein Glimmen allmählich zum Erlöschen, und als es ohne Schein und Glanz in Mateos schmutziger Hand lag, sah es aus wie ein ganz gewöhnliches Vogelei.

W ir saßen im Kreis zwischen nacktem Fels und funkelndem Quarzgestein, in unserer Mitte das kleine ovale Ding, das sein Glühen nun vollends verloren hatte, und dessen gräuliches Äußeres nicht viel mehr hergab als ein glatter Stein in

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