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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Matisses Odalisque in einer staubigen Ecke stand. Es klopfte an der Tür. Einer der Männer stand auf und öffnete.
    „Ich komme, um den Matisse zurückzuholen“, sagte mein Vater mit fordernder Stimme. „Sonst…“
    „Sonst was?“
    „Sonst hole ich die Polizei.“
    „Wozu die Mühe. Die ist doch schon hier!“, grölte einer der Männer und brach in ein schallendes Gelächter aus.
    „Also was ist nun?“, fragte mein Vater.
    „Also was ist nun?“, wiederholte plötzlich Rico. Ich erwachte wie aus einem Traum. „Versuchst du, deinen Vater davon zu überzeugen, dass er ein Phantom jagt?“
    Ich seufzte und gab mich geschlagen. „Ich kann es versuchen, aber viel bringen wird es nicht. Vielleicht überlegen Sie sich besser schon einen Plan B. Plan A, die Tochter des Gegners auf die eigene Seite zu ziehen, läuft nicht sonderlich gut.“
    „Ach Quatsch, Gegner “, winkte Rico verlegen ab. „So meine ich das doch gar nicht, aber ich sehe schon, wie der Vater so die Tochter.“
    „Und erst einmal die Söhne!“, warf ich schmunzelnd ein. Rico rollte mit den Augen und grinste. „Das stelle ich mir lieber nicht vor. Also gut. Sag deinem Vater, er habe gewonnen. Ich werde die Linien des Abdrucks auf Symbolcharakter prüfen. Doch nur unter einer einzigen Bedingung.“
    „Und die wäre?“, hakte ich mit großen Augen nach.
    „Ich mache es auf meine Weise – und zwar allein.“
    Juan räusperte sich demonstrativ und Rico seufzte. „Schon gut, Juan, schon gut. Zu zweit also.“
    Señor Santos nickte zufrieden. „Es ist doch so“, ging er auf meinen fragenden Blick ein, „die Prüfung wird etwa eine Woche in Anspruch nehmen. Es wird nicht leicht werden, aus einem schwach gezeichneten, unvollständigen Umriss etwas Brauchbares in den Datenbanken zu finden. Dein Vater kann bei dieser Arbeit kaum helfen, er würde nur im Weg stehen.“
    „Genau“, fiel Rico mit ein. „Es wäre viel zu langweilig für ihn, und erst recht für euch. Ich habe euch doch schon den Urlaub in Griechenland verdorben –“
    „Nun, verdorben würde ich jetzt nicht sagen“, zeigte ich mich etwas versöhnlich. „Aber es ist schon wahr: wir wollten dort Urlaub verbringen. Stattdessen sind wir hier gelandet.“
    „Das meine ich ja: ihr solltet Urlaub machen“, bekräftigte Rico, „wenn nicht in Griechenland, dann doch hier in Venezuela. Deine Eltern haben ihre Arbeit schließlich offiziell beendet. Wie wäre es denn, wenn ihr euch nun ein wenig das Land anschaut. Ihr habt noch nicht viel gesehen, oder?“
    „Ein wenig von Caracas“, gab ich zu.
    „Aber das reicht nicht“, rief Juan beinahe entrüstet. „Venezuela hat so viele Gesichter, so viele wunderschöne Orte. Das solltet ihr euch wirklich nicht entgehen lassen. Weißt du was, Rico und ich werden noch einmal mit deinem Vater sprechen. Gemeinsam biegen wir schon alles wieder gerade. Einverstanden?“
    „Einverstanden!“, sagte ich und schlug in Juans ausgestreckte Hand ein. Der Ring, den er an der rechten Hand trug, bohrte sich bei unserem Händedruck unangenehm in meine Finger. Er war mir erst gar nicht aufgefallen, denn Juan trug ihn so, dass der Stein, oder was auch immer es war, in der Handfläche verschwand. Von außen sah man nur den breiten, glatten Reif. Rico machte eine leichte Verbeugung und lächelte einnehmend. „Es war mir ein Vergnügen, Se ñ orina Feldmann“, näselte er gespielt vornehm. „Ganz meinerseits!“, rief ich feierlich und lief aus dem Saal.

I ch weiß nicht, wer oder was meinen Vater letztendlich umgestimmt hatte Juan und Rico mit der Überprüfung des Symbols zu betrauen: Die Männer oder ich oder wir alle gemeinsam, aber ehrlich gesagt, in dem Moment, als das kleine Flugzeug der Linie Aérovias Venezolanas (kurz: AVENSA) auf der Landebahn in Cumana aufsetzte und die Anschnallzeichen erloschen, war es mir auch vollkommen egal. Fakt war: Unser langersehnter Urlaub sollte endlich beginnen. Von Cumana aus war es nur ein Katzensprung zur Urlaubsinsel Isla Margarita, doch diese war vorerst nicht unser Ziel.
    Nachdem wir Caracas am frühen Morgen Lebewohl gesagt hatten, und uns von Rico, Juan, Daniel und allen anderen Leuten, die wir in der kurzen Zeit kennen gelernt hatten, verabschiedet hatten – nur flüchtig, denn wir würden sie ohnehin in spätestens einer Woche wieder sehen, nämlich dann, wenn die Datenbankergebnisse vorlagen – sprachen wir von nichts anderem mehr, als dem Hinterland Venezuelas, von seiner endlosen Weite und den

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