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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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fantastischen Sehenswürdigkeiten, die es dort aufzusuchen galt. Daniel hatte von den riesigen Tafelbergen geschwärmt, und Rico hatte meinem Vater ausdrücklich empfohlen, einen Rundflug über die Gran Sabana zu machen. Die Vogelperspektive vermittelt einem stets den besonderen Reiz eines Landes, und nachdem man einmal alles überblickt hat, kann man sich die Stellen, die einem besonders gefielen, später immer noch aus der Nähe ansehen. Und das war auch der Plan.
    Nach unserer Ankunft bezogen wir in einem kleinen Hotel Quartier, während mein Vater die Nummer einer Charterfluggesellschaft wählte, die Juan ihm aufgrund des hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses wärmstens empfohlen hatte. Er selber sei zwar noch nie damit geflogen, hatte er erwähnt, aber Freunde und Bekannte seien nach einem solchen Rundflug aus dem Schwärmen nicht mehr herausgekommen. Für die Niños, und damit meinte er Robert, Oliver und mich, sei es sicherlich zu langweilig, doch die Señora und der Señor sollten sich diesen Spaß nicht entgehen lassen. Und nicht vergessen: Kein Wort über das Zeichen, solange nicht feststeht, was es ist – wenn es überhaupt etwas ist. Kein Wort zu niemandem!
    „Wieso denkt Juan, wir könnten so etwas Spannendes wie einen Rundflug langweilig finden!“, wunderte ich mich und fühlte mich ein wenig gekränkt. „Er ist der Langweiler und nicht wir.“ Natürlich waren meine Brüder und ich Feuer und Flamme, und meine Eltern dachten nicht eine einzige Sekunde daran, uns am Boden zurückzulassen. „Sei nicht unfair, Melanie. Juan hat das sicher nicht böse gemeint. Er hat halt keine Ahnung von Kindern“, tröstete uns die Mutter.
    Die Telefonverbindung stand, es tutete. Mein Vater drückte auf den Lautsprecherknopf, damit wir alle mithören konnten. Nach dem 6. Klingeln hob jemand ab.
    „Adventure-Airlines, Cumana, Eliza Fernandez am Apparat“, säuselte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung auf Englisch in den Hörer. „Ja, ähm, buenas tardes“, sagte mein Vater. „Feldmann ist mein Name…“
    „Wie kann ich Ihnen helfen, Señor Feldmann?“, fragte die Frau mit heiterer Stimme.
    „Meine Familie und ich würden gerne einen Rundflug über die Gran Sabana buchen“, erklärte mein Vater und machte das Daumenhochzeichen in unsere Richtung.
    „Sehr gerne. Wann möchten Sie denn fliegen?“
    „Am liebsten schon morgen, wenn das möglich ist.“
    Man hörte ein leises Klacken am anderen Ende der Leitung. Señora Fernandez fütterte offensichtlich ihren Computer mit einer Reihe von Daten. „Mh, morgen, sagen Sie… Tut mir leid, Señor Feldmann. Wie ich sehe, sind wir leider schon ausgebucht, darf ich Ihnen vielleicht… oh, uno momento, por favor, ich bin gleich wieder bei Ihnen.“
    Im Hintergrund hörte man Señora Fernandez leise mit jemandem diskutieren. Da es Spanisch war, verstanden wir nichts. Ein paar Mal fiel der Name Feldmann, einmal wurde er sogar buchstabiert. Wir warfen uns verwunderte Blicke zu.
    „Was reden diese Leute, Papa?“, fragte Oliver neugierig. „Wenn ich das wüsste…“, wisperte mein Vater ihm zu.
    Plötzlich war die Frau wieder am Apparat. „Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung. Aber ich habe eine gute Nachricht für Sie. Einer unserer Piloten, Carlos Avilar, ist gerade ins Büro gekommen. Er hat Morgen eigentlich frei, aber er sagt, er will Sie und Ihre Familie trotzdem fliegen.“
    „Großartig!“, rief mein Vater. „Na, wenn das kein Glück ist!“
    „Sie sagen es. Dann darf ich nun um Ihre Personalien bitten…“

    Am nächsten Morgen nahmen wir ein frühes Taxi zum Flughafen. Die nette Dame der Fluggesellschaft hatte uns genau den Ort beschrieben, an dem uns Carlos abholen sollte. Wir hatten uns keine fünf Minuten in der Wartehalle eingefunden, da erschien ein gut gelaunter, großer Mann mit dunkelblonden Haaren und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. Er trug eine Army-Hose, und unter einer kakifarbenen Weste ein langärmliges, graues Hemd.
    „Mein Name ist Carlos Fueri Avilar. Ich bin euer Pilot“, stellte er sich in gutem Deutsch vor und reichte jedem von uns die Hand, auch Oliver, Robert und mir.
    Wie es sich später herausstellen sollte, war Carlos nicht gebürtiger Venezolaner, sondern eigentlich Spanier, und da er als gelernter Logistiker mal ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet hatte, beherrschte er die Sprache perfekt. Erst später hatten berufliche Gründe Carlos nach Südamerika verschlagen, wo er letztendlich in

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