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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Flugzeugs nicht bald hochgezogen bekämen, dann…
    Plötzlich, wir alle hatten den Atem angehalten, gab es einen heftigen Ruck. Mein Vater hatte den Motor wieder eingeschaltet und brüllte: „Ich hab es!“ Er zog das Steuerruder zu sich heran, und wir wurden in unseren Sitzen zurückgeschleudert. Langsam erschien vor dem Cockpitfenster wieder ein Horizont. Doch da war es schon zu spät. „45 Fuß – 30 Fuß…“
    Während sich in unserem Rücken das Wasser der Angel Falls wie ein Sprühregen in das ovale Lagunenbecken ergoss, tat sich vor uns eine grüne Hölle auf.
    Das war’s dann wohl, liebe Welt , dachte ich und schloss die Augen. Das Letzte, was ich wahrnahm, war ein dumpfer Schlag und das ächzende, furchtbar klingende Geräusch sich verbiegenden Metalls. Dann raubte mir der enorme Aufprall die Besinnung.

E s war dunkel, als ich wieder zu mir kam. Dunkel und kalt. Mein Kopf dröhnte. Ich rieb mir über die Stirn und fühlte eine weiche Kruste, die unter der Berührung sofort aufbrach. Warm rann das Blut über meine Schläfe. „Was ist passiert?“, murmelte ich benommen. Eine Antwort bekam ich nicht. „Wo bin ich?“ Ich versuchte aufzustehen, doch irgendetwas hielt mich in der Magengegend zurück. Mit klammen Fingern tastete ich nach der unsichtbaren Fessel, und dann dämmerte es mir: das Flugzeug. Wir waren alle im Flugzeug gewesen… Carlos… der Fallschirm… Jimmy Angel… Wieso war es so dunkel? Es ist Nacht, Melanie , erklärte mir mein Verstand. Und wo bin ich? Na wo schon? Noch immer im Flugzeug.
    Mit einem leisen Klack löste ich die Schnalle des Anschnallgurts und purzelte schräg auf die Seite. „Mama, Papa?“, flüsterte ich und tastete mich blindlings durch die Sitzreihen. „Robert, Oliver? Wo seid ihr alle?“ Schweigen. Eine schreckliche Angst überkam mich. Erst als ich die letzte Reihe erreicht hatte und den unverkennbaren Wuschelkopf meines kleinen Bruders ertastete, atmete ich auf. „Oliver!“, rief ich und packte ihn bei den Schultern. „Oliver, wach auf!“
    Mein kleiner Bruder blinzelte ein paar Mal, dann schreckte er hoch, als wäre er aus einem bösen Traum erwacht. „Mel, bist du das?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
    „Wer denn sonst?“, erwiderte ich leise.
    „Was ist passiert?“, wollte Oliver wissen.
    Ich hob die Schultern. Mein Kopf schmerzte höllisch. „Sieht so aus als wären wir abgestürzt.“ Ich gab mir Mühe, einen möglichst sachlichen Ton anzuschlagen, der Oliver das Gefühl vermitteln sollte, dass alles unter Kontrolle war. Dass dies nicht der Fall war, spürte ich nur zu deutlich.
    „Abgestürzt…“, wiederholte Oliver nachdenklich. „Heißt das… heißt das, wir sind jetzt tot?“
    „Ich glaube nicht, dass ein Toter solche Kopfschmerzen haben kann wie ich sie gerade habe“, entgegnete ich sarkastisch. „Aber wie geht’s dir? Bist du verletzt?“
    Oliver streckte erst seine Arme aus, dann seine Beine, drehte den Kopf nach links, dann nach rechts und kam zu dem Schluss, dass ihm nichts fehlte.
    „Gut“, atmete ich erleichtert auf.
    „Wo sind Mama und Papa?“, wollte Oliver wissen, während er sich von seinem Anschnallgurt befreite. Ich fing ihn auf, bevor er wie ich auf die Seite purzeln konnte. Das Flugzeug war in einer beachtlichen Schräglage zum Stillstand gekommen.
    „Ich weiß es nicht“, sagte ich, „Sie müssen im vorderen Teil der Maschine sein, lass uns nachschauen!“
    Gemeinsam tasteten wir uns zum Cockpit vor. Allmählich hatten sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und so machten wir auf dem Copilotensitz rasch einen schmalen Körper aus. „Robert!“, rief ich und stürzte zu ihm. Robert kam nur langsam zu sich und hielt sich stöhnend den Kopf. Auf seiner Stirn klaffte eine hässliche Wunde, die meiner wohl nicht unähnlich war. „Alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt. Robert legte den Kopf schief und überlegte eine Weile. „Was ist passiert?“, fragte er schließlich.
    Ich glaube, niemand kann nach so einem Erlebnis aus der Ohnmacht aufwachen, ohne anschließend diese Frage zu stellen. Oliver und ich klärten Robert hastig auf, bis ein Schimmer der Erinnerung in seine Augen trat. Und die Eltern?
    Ja, die Eltern. Ich konnte es mir nicht erklären, aber sie waren nicht da. Wir durchsuchten das ganze Flugzeug, weder vorne noch hinten war eine Spur von ihnen!
    „Vielleicht sind sie beim Aufprall aus dem Flugzeug geschleudert worden!“, mutmaßte Robert mit banger Stimme. „Die Pilotentür

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