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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Wenn wir herausfinden, was es bedeutet, dann haben wir vielleicht eine richtig brauchbare Spur, die nicht nur zu unseren Eltern führt…“
    „…sondern auch zur Odalisque“, schloss ich den Satz und nickte zustimmend. „Robert, du bist ein Genie, hab ich dir das schon mal gesagt?“
    „In letzter Zeit nicht so häufig“, entgegnete Robert mit einem zufriedenen Lächeln und wollte sich gerade auf die Seite drehen – für ihn war das Gespräch offensichtlich beendet – als ich ihn zurückhielt.
    „Wie sieht es eigentlich aus – das Symbol?“ Im Museum hatte ich im Funzellicht der Taschenlampe von dem Abdruck nicht gerade viel erkennen können. Außerdem wollte ich mir Gewissheit darüber verschaffen, dass wir über dasselbe Zeichen sprachen.
    „Seltsam, dunkel, irgendwie unheimlich. Es lässt sich schwer beschreiben“, murmelte er.
    „Glaubst du, du könntest es zeichnen?“
    „Natürlich kann ich das! – Ähm… du meinst… jetzt?“ Die Antwort war hinfällig, ich kramte bereits im Rucksack nach der Taschenlampe und zog Roberts Skizzenblock heraus.
    „Mel?“, sagte er leise seufzend.
    „Ja?“
    „Du kannst manchmal echt nerven.“
    „Ich weiß“, entgegnete ich achselzuckend und schob ihm den Zeichenblock in die Hände. Seufzend machte sich mein Bruder an die Arbeit.
    Im Schein der Taschenlampe verfolgte ich, wie die Hand meines Bruders mit dem schwarzen Kohlestift flink über das weiße Papier glitt. Hier und da schwärzte er eine Stelle ein, sparte die andere aus, bis sich ein Geflecht wie aus Licht und Schatten zu einem Ganzen zusammenfügte, das mir, je weiter es sich vervollständigte, immer grotesker vorkam. Darüber hinaus hatte ich das beklemmende Gefühl, etwas Ähnliches schon einmal gesehen zu haben. Natürlich war das Unsinn und das wusste ich auch. Schließlich kannte ich mich nicht mit Symbolen aus. Es war auch nicht das Gefühl, das Zeichen wirklich zu kennen, es war vielmehr so, als würde sich ein verborgener Teil tief in mir drinnen an etwas erinnern, dass mein Unterbewusstsein irgendwann einmal in eine weit, weit entfernte Schublade abgelegt hatte. Wenn ich doch nur den Schlüssel dazu fände…
    „Das ist es“, sagte Robert schließlich und händigte mir mit einem unterdrückten Gähnen den Block aus. „Die runde Stelle in der Mitte habe ich weiß gelassen – eigentlich war sie rot gefärbt, aber ich habe keine Farben dabei.“
    Ich warf einen langen Blick auf die Zeichnung und studierte jede einzelne Maserung. Es konnte nicht sein…
    „So sah die Tätowierung aus – bist du sicher?“, fragte ich leise. „Ganz sicher“, erwiderte Robert bestimmt und blickte mich komisch an. Ich saß mit zusammengezogenen Augenbrauen da und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Was ist mit dir, Mel?“, fragte Robert irritiert.
    „Ich weiß nicht…“, wisperte ich. „Habe ich dir eigentlich erzählt, dass ich den Abdruck auf der Rückseite des Matisses gesehen habe?“
    „Nein, hast du nicht!“ Robert zog überrascht die linke Augenbraue hoch. Der leicht vorwurfsvolle Unterton war mir nicht entgangen.
    „Dann sag ich es dir eben jetzt: Ich habe den Abdruck gesehen. Juan hat mir die Stelle gezeigt.“
    „Und?“ Robert schien wie ich wieder hellwach zu sein. Es lag aber wohl auch daran, dass sich unsere zahlreichen Mückenstiche wieder meldeten. ( Bloß nicht kratzen! Kratzen macht alles noch viel schlimmer! Einfach an etwas anderes denken… Denk an den Abdruck… Weißt du denn noch überhaupt, wie er aussah, Mel? )
    „Und?“, fragte Robert erneut. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und fasste meinen Bruder fest in den Blick. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber dieses Bild sieht nicht so aus wie der Abdruck auf der Odalisque!“, wisperte ich.
    „Die Form mag in etwa stimmen, aber der Rest… Bist du dir wirklich ganz sicher, dass das Mal so ausgesehen hat?“ Ich brauchte einfach Gewissheit. „Glaub mir, es sah so aus“, beteuerte Robert. Er hielt meinem prüfenden Blick stand, und ich hatte keinen Zweifel mehr, dass es so war. Wenn nicht er, dann musste ich mich wohl getäuscht haben. Außerdem stand Robert nicht alleine da.
    „In Ordnung“, verwarf ich meine Gedanken wieder. „Wenn Papa glaubt, darin das Symbol erkannt zu haben, dann wird dies wohl auch stimmen.“
    Ich verstaute den Block wieder im Rucksack, machte einen Knoten in die halb leer gegessene Kräckertüte und knipste die Taschenlampe aus, die mit ihrem hellen Schein eine ganze

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