Der Fluch der Makaá
Tür ins Schloss und dumpfe Stille umfing uns.
B is Mateo zurückkam, hatten wir ganze Arbeit geleistet. Robert hatte ein paar borstige Zweige von den Sträuchern im Vorgarten abgebrochen und benutzte diese geschickt als Besen. Eine Staubwolke nach der anderen wurde durch die Tür nach draußen befördert, jede Sitzfläche der Holzstühle gereinigt, und die vertrockneten Blumen durch ein paar frische, grüne Zweige ersetzt. Oliver fand einen kleinen Eimer, in dem ein trockenes Tuch lag. Damit rieben wir die Fensterscheiben sauber, sodass mehr Licht durch sie hindurchscheinen konnte. Schließlich sah die kleine Kapelle wieder richtig anheimelnd aus, und wir ließen uns erschöpft auf die Stühle sinken. Mateo traute seinen Augen kaum, als er in den Saal trat.
„Alle Achtung!“, staunte er. „Das habt ihr aber toll hingekriegt.“
„Wir hatten eh grade nichts Besseres zu tun“, schmunzelte ich. „Aber nun sag schon, was hat die Polizei gewollt?“
Mateo ließ sich auf einen der Stühle sinken, bevor er antwortete. „Die waren natürlich ganz schön irritiert, dass niemand wusste, wo ihr seid. Ich glaube, sie waren letztendlich ziemlich wütend auf meinen Vater, und wenn nicht das ganze Dorf beteuert hätte, dass ihr wirklich existiert, so hätten sie ihm nicht mehr geglaubt.“
„Das tut uns leid“, sagte Robert betroffen.
„Schon gut. Zum Glück hing eure Wäsche noch auf der Leine. So hatten wir wenigstens einen Beweis, dass ihr im Dorf gewesen seid. Ich habe die Sachen übrigens mitgebracht.“ Mateo reichte uns ein gut verschnürtes Bündel, in dem ich unsere Kleidung mehr oder weniger ordentlich zusammengefaltet liegen sah. „Danke“, sagte ich und nahm das Bündel. „Was sagen denn die anderen dazu, dass wir einfach so verschwunden sind?“ Mateo wiegte den Kopf hin und her. „Sie wissen nicht, was sie davon halten sollen. Sie haben mich nach euch gefragt, doch ich habe euch natürlich nicht verraten.“
Der Indianer blickte in unsere bekümmerten Gesichter und schmunzelte. „Aber macht euch mal keine Sorgen, wir Indianer haben mehr Verständnis für sonderbare Dinge als sonst irgendein Volk. Glaubt mir, wer mit Magie und Zauber aufgewachsen ist, den wundert so schnell nichts! Habt ihr Hunger?“
Er zog einen kleinen Beutel hinter dem Rücken hervor und reichte jedem von uns ein Stück Brot und etwas Wasser. Dankbar nahmen wir an. Mateo wartete, bis wir uns ein wenig gestärkt hatten, dann rückte er seinen Stuhl näher zu uns heran und holte tief Luft. „So, dann lasst uns jetzt mal zur Sache kommen. Wie sieht euer Plan aus?“
Zwischen Kauen und Schlucken legten wir Mateo unseren groben Plan dar. Wir erklärten ihm, dass wir vermuteten, die Makaá hätten unsere Eltern entführt, so wie sie es vor Jahrhunderten mit anderen Menschen gemacht hatten. Vielleicht nicht aus dem Grund, sie einem Gott zu opfern – daran wagten wir nicht einmal zu denken – aber aus dem Bedürfnis heraus, etwas Verbotenes vertuschen zu wollen, in das sie verwickelt waren, und dem mein Vater auf die Schliche gekommen war.
Als wir Mateo erzählten, dass wir uns auf den Weg der Makaá begeben wollten, schien er alles andere als begeistert zu sein. „Habt ihr mir vorhin nicht zugehört?“, fragte er ungläubig. „Auf diesem Weg lastet ein Fluch!“
„Oder ein Segen“, ergänzte Robert. „Wir haben dir sehr wohl zugehört.“
„Und wir haben keine andere Wahl, oder?“, fragte ich. „Wenn wir alles richtig zusammengezählt haben, dann befinden sich unsere Eltern in den geheimen Hallen der Makaá, also müssen wir den Weg gehen. Fluch hin oder her.“
„Und was ist, wenn eure Eltern nicht dort sind?“, warf Mateo leise ein.
„Dann haben wir es wenigstens versucht“, sagte ich.
„Ihr seid also dazu entschlossen?“ Mateo erntete auf diese Frage unser einstimmiges Nicken. Der Indianer biss sich auf die Lippen.
„Habt ihr denn gar keine Angst?“
„Natürlich haben wir Angst“, gab ich zu. „Aber nicht vor einem Fluch. Wir sind keine Indianer und wir glauben nicht an einen Zauber. Schon gar nicht, wenn er so uralt ist wie dieser. Selbst Magie nutzt sich nach einer gewissen Zeit ab, meinst du nicht auch?“
Es war als Scherz gemeint, doch Mateo verzog keine Miene und blickte weiterhin ernst und nachdenklich. „Also gut, ihr seid zu allem entschlossen, beinahe furchtlos, aber wisst ihr überhaupt, wo der Weg beginnt?“
Meine Brüder und ich blickten uns verlegen an. So mutig und cool wie
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