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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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gehörte, ein graublauer Kleinbus, mit abgeblätterter Farbe und tiefen Rostnarben. Mateos Vater hatte sich den Wagen am Morgen geliehen, um nach Kamarata zu fahren, doch er war bereits vor dem Mittagessen wieder zurückgekehrt. Wieso sollte der Wagen erneut benutzt werden? Außerdem schnurrte dieser Motor wie eine Katze, der Kleinbus dagegen stotterte und hustete als hätte sich ein alter Mann verschluckt. Das Geräusch musste also von einem fremden Auto stammen. Neugierig kamen wir bei den ersten Hütten von Uruyén an, aber noch bevor wir die Dorfstraße erreichten, riss ich meine Brüder mit mir zur Seite und drückte uns gegen den verwitterten Putz einer Rundhütte.
    „Die Polizei!“, flüsterte ich aufgeregt.
    Daher stammte das Geräusch: ein Polizeiauto stand mit laufendem Motor auf dem Dorfplatz direkt vor Mateos Hütte. Vorsichtig lugte ich hinter der Hauswand hervor. Zwei Beamte in Uniform standen No-oti und Paga-to im Türrahmen gegenüber und unterhielten sich angeregt mit ihnen. Ein paar Mal wurde in Richtung Fluss gewiesen, und als sich die Beamten zu Fuß dorthin auf den Weg machten, wurde mir schlagartig klar: sie suchten uns.
    Ich gab meinen Geschwistern ein Zeichen, keinen Ton von sich zu geben und mir zu folgen. In geduckter Haltung schlichen wir um die Hütte, sodass die Polizisten uns nicht sehen konnten. Sie liefen schnurstracks an uns vorbei, gefolgt von Mateos Eltern und, ein paar Schritte dahinter, Mateo.
    „Psst“, zischte ich hinter der Hauswand hervor, und warf einen kleinen Stein, der Mateo direkt vor die Füße purzelte. Überrascht schaute er auf. Als er uns sah, blieb er stehen. Sein Kopf fuhr zurück zu seinen Eltern und den Polizisten, sein Mund öffnete sich, als wollte er ihnen etwas zurufen, doch dann überlegte er es sich anders. Er nickte mir kurz zu, lief noch ein wenig hinter der kleinen Gruppe her, ließ sich dann immer weiter zurückfallen, um schließlich in einem großen Bogen zu uns zurückzulaufen.
    „Was macht ihr hier? Wir dachten, ihr seid am Fluss!“, schimpfte er leise mit uns. „Und was soll dieses Versteckspiel?“
    „Wir waren am Fluss“, versicherte ich ihm und zog ihn zu uns in den Schatten. „Wieso ist die Polizei hier?“
    „Mein Vater war heute Morgen doch in Kavac und hat den Absturz eures Flugzeugs gemeldet. Ein Suchtrupp ist bereits losgezogen. Natürlich musste er sagen, dass die Überlebenden, also ihr, in unserem Dorf sind – woher hätte er sonst von dem Absturz wissen sollen?“
    Robert und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu. Die Polizei passte nun überhaupt nicht in unseren Plan! „Und was wollen die Polizisten von uns?“, fragte Robert mit gefasster Stimme.
    Mateo hob die Schultern. „Ich nehme an, sie wollen nur mit euch reden. Schließlich wisst ihr mehr über den Absturz zu berichten als mein Vater.“
    „Wissen sie, dass unsere Eltern verschwunden sind?“, hakte ich vorsichtig nach.
    Mateo runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht genau, was mein Vater alles erzählt hat – aber natürlich werden sie euch nach euren Eltern fragen. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass drei Touristenkinder durch die Gran Sabana ziehen ohne Begleitung eines Erwachsenen. Aber jetzt kommt endlich mit, sie werden euch bereits am Fluss suchen. Was ist denn schon dabei, ein paar Worte mit der Obrigkeit zu wechseln?“
    Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Mateo. Wir werden nicht mit ihnen reden.“ Der Indianer hob verwundert die Augenbrauen. „Versteh doch: nicht einmal du hast uns die Geschichte glauben wollen! Meinst du diese Beamten schenken uns mehr Glauben? Und wie viel können diese Polizisten schon über uralte indianische Symbole wissen? Sie sind keine Indianer, das konnte ich von hier aus sehen!“
    Mateo nickte stumm und blickte düster. „Aber sie können euch vielleicht helfen. Denkt an eure Eltern.“
    „Das tun wir“, versicherte ich ihm und blickte ihm direkt in seine dunklen Augen. „Mateo, ich frage dich jetzt in allem Ernst: glaubst du, diese Polizisten können uns unsere Eltern zurückbringen, wenn sie keine Ahnung von den Makaá haben? Und nehmen wir an, sie informieren sich über den Indianerstamm – glaubst du, sie werden sich auf die Suche nach den geheimen Hallen machen? Wenn deine Antwort ja ist, dann werde ich sofort mit ihnen sprechen, darauf gebe ich dir mein Wort!“
    Mateo blinzelte nervös und blieb mir die Antwort schuldig. Ich hatte nichts anderes erwartet. „Was habt ihr also vor?“, fragte

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