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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Mateo uns gerade beschrieben hatte, fühlten wir uns nicht. Nein, am liebsten wären wir auf der Stelle mit ihm zurück nach Uruyén gegangen, um gemütlich mit den Indianern vor einem knisternden Feuer zu sitzen, warmen Tee zu trinken und die Seele baumeln zu lassen. Aber wir waren nun mal nicht der Erholung wegen hier. Meine Eltern würden dadurch nicht zurückkehren. Was blieb uns denn anderes übrig, als alle Bedenken zu verdrängen und tapfer nach vorne zu schauen?
    „Also?“, fragte Mateo erwartungsvoll, nachdem keiner von uns etwas gesagt hatte. Robert räusperte sich und fuhr sich ein paar Mal durch die Haare, bevor er kleinlaut zugab: „Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen. Gut, wir haben das Symbol, das den Ausgangspunkt markiert – aber wir haben keine Ahnung, was es bedeutet! Wir wissen einfach nichts über die indianische Kultur, und da wäre es doch schön jemanden dabei zu haben, der gewisse Dinge für uns deutet…“
    „Moment mal: soll das etwa heißen, ich soll euch begleiten?“, stutzte Mateo und blickte uns fassungslos an.
    „Wir hätten nicht gefragt, wenn die Lage nicht so ernst wäre“, versicherte ich rasch. Ich versuchte, es zu unterdrücken, doch meine Stimme klang ein wenig trotzig. Mateo hob eine Augenbraue und betrachtete mich von oben, als würde er über eine nichtvorhandene Brille hinwegsehen. „Noch habt ihr mich gar nichts gefragt“, stellte er nüchtern fest. „Und bevor ihr das tut und eine Antwort von mir verlangt, nennt mir auch nur einen Grund, weshalb ich das tun sollte?“
    „Wir nennen dir sogar drei!“, rief ich eifrig, während ich gleichzeitig krampfhaft nach Argumenten suchte. „Mh… Da wäre zum Beispiel…“
    „Was wäre, wenn uns etwas zustoßen sollte. Könntest du das mit deinem Gewissen verantworten?“, meinte Robert herausfordernd, und ich machte eine Geste, die da sagte: genau meine Worte!
    „Ah“, grinste Mateo und legte den Kopf schief. „Ah, ihr probiert es also auf dieser Schiene. Gut. Das wäre vielleicht ein Grund!“
    So wie er das Wort vielleicht betonte, wusste ich, dass er weitere Argumente hören wollte.
    „Nun ja, du hast die Wahl zwischen dem Alltag in Uruyén und einem Abenteuer.“
    Etwas Besseres war mir auf die Schnelle nicht eingefallen. Mateo blickte mich mit so großen Augen an, dass ich fürchtete, sie müssten ihm aus dem Kopf fallen.
    „Glaub mir, auf das Abenteuer verzichte ich gerne. Und sag jetzt ja nicht Feigling !“, drohte er mit erhobenem Zeigefinger. „Ihr habt ja keine Ahnung worauf ihr euch einlasst!“
    „Aber du schon. Und deswegen brauchen wir dich an unserer Seite. Unbedingt!“
    Mateo zog die Brauen zusammen und schüttelte unschlüssig den Kopf. Ich spürte es, noch einen letzten Stoß und wir hatten ihn! Fieberhaft überlegte ich nach Argumenten. Es mussten nur wirklich gute sein! Überraschenderweise wurde mir diese Aufgabe abgenommen. Oliver war zu Mateo herangeschlichen, schmiegte nun seinen kleinen, blonden Wuschelkopf gegen dessen Arm und säuselte. „Natürlich kommt Mateo mit. Er ist zu nett, um Nein zu sagen!“
    Mein Bruder sagte es mit solcher Überzeugung, dass Mateo herzlich auflachte und ihm ein paar Mal mit der Hand über das weiche Haar strich. „Na, wenn das so ist“, prustete er, „dann kann ich wohl tatsächlich nicht anders als Ja sagen.“
    Hatte mein kleiner Bruder es etwa soeben geschafft, mit einer Umarmung Mateos harten Kern zu erweichen? Und wieso war mir das nicht eingefallen?
    „Heißt das, du kommst mit?“, rief Robert erfreut. Mateos etwas zögerliche Zustimmung ging im Jubel der Begeisterung unter. Wir waren so glücklich darüber, dass uns der schwierige Weg, der vor uns lag, beinahe wie ein Spaziergang vorkam.
    Erst Mateo holte uns zurück auf den Boden der Tatsachen. „Darf ich jetzt auch wieder etwas sagen?“, fragte er, nachdem wir uns ein wenig beruhigt hatten. „Bevor wir aufbrechen, möchte ich noch etwas klarstellen, eine Bedingung: ich werde euch auf dem Weg der Makaá begleiten, darauf habt ihr jetzt mein Wort. Aber ich werde ihn nicht selber gehen.“ Unsere ratlosen Gesichter veranlassten ihn, deutlicher zu werden: „Ich bringe euch zu den jeweiligen Orten und helfe euch, die Zeichen zu deuten. Doch einmal angekommen, seid ihr auf euch allein gestellt. Was für Prüfungen euch auch erwarten mögen, ihr werdet sie ohne mich bestehen müssen. Im Gegensatz zu euch bin ich sehr wohl mit Magie aufgewachsen und weiß daher, dass die Zeit einem

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