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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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existierten.“
    „Zwei zu zwei“, rief Oliver.
    „Der Überlieferung nach kennt ein Makaá keine Moral und achtet keine Gesetze“, überlegte Robert laut. „Trifft auf Carlos voll zu, wenn du mich fragst.“
    „Das trifft auf jeden Kriminellen zu“, winkte ich gereizt ab.
    „Drei zu drei.“
    Robert schaute mich schief von der Seite an. „Was ist los mit dir, Mel? Es klingt ja fast so, als wolltest du Carlos verteidigen!“
    „So ein Unsinn –“, entgegnete ich, „ich versuche lediglich, sachlich zu bleiben. Wir können nicht einfach behaupten, Carlos sei ein Makaá, wenn wir keine Argumente dafür haben. Es ist noch nicht bewiesen!“
    „Jetzt klingst du aber wie Papa!“, schmunzelte Robert. „Dabei dachte ich, ich würde nach ihm kommen!“
    „Papa“, wisperte Oliver und zog die Brauen zusammen. Robert und ich verstummten augenblicklich. Während wir einen heißen Sommertag am Fluss verbrachten, waren unsere Eltern wer-weiß-wo. Wir wussten nicht einmal, ob es ihnen gut ging!
    „Du, Mel“, fing Oliver etwas zaghaft an. „Ich glaube, Carlos ist ein Makaá.“
    „Und wie kommst du darauf?“, fragte ich überrascht.
    „Nun ja“, druckste er herum. „Mateo hat doch erzählt, dass die Makaá hin und wieder Menschen spurlos verschwinden ließen. Und unsere Eltern sind doch spurlos verschwunden. Ich wette, sie sind in den geheimen Hallen.“
    Während ich nach einem Gegenargument suchte, tippte ich mir nervös mit dem Finger gegen die Lippen. So sehr ich auch überlegte, ich konnte keines finden. „Meine Güte, Oli, du könntest recht haben“, rief ich aufgeregt.
    „Und damit steht es vier zu drei“, sagte Robert bedächtig. „Carlos ist ein Makaá.“
    Eine Weile hörten wir nur das Plätschern der sanften Wellen im seichten Wasser und die fröhlichen Kinderstimmen der kleinen Indianerschar, die noch immer unbeschwert und freudig im Wasser tobte.
    „Und was machen wir jetzt?“, fragte Oliver und blickte Robert und mich mit seinen kugelrunden Augen erwartungsvoll an. Robert ließ ein wenig Sand durch seine Hand rinnen, dessen winzige Körnchen von einer leichten Brise hinweg getragen wurden. Ich verstand die Geste: uns lief die Zeit davon. Einen Moment noch zögerte ich, dann fasste ich einen Entschluss: „Wir werden das machen, was wir im Urwald besprochen haben: wir werden Mama und Papa suchen, und wir werden sie zurückholen. Und daran werden auch die Makaá nichts ändern können!“
    Robert und Oliver stimmten mir eifrig zu. Mit einem kribbelnden Gefühl im Bauch, das man nur dann hat, wenn etwas Aufregendes bevorsteht, steckten wir unsere Köpfe zusammen und begannen, die Rettungsaktion unserer Eltern zu planen. Bereits der Anfang sollte sich als schwer erweisen. Zwar war uns allen rasch klar geworden, dass wir uns auf den besagten schwierigen Weg zu den Makaá machen mussten, um die geheimen Hallen zu finden, doch wie sollten wir eine Spur verfolgen, die über Jahrhunderte hinweg von Wind und Wetter verwischt worden war? Und noch viel schlimmer: wir wussten überhaupt nicht, wo wir anfangen sollten.
    „Das Symbol markiert den Ausgangspunkt“, erinnerte uns Robert an Mateos Worte. Doch weiter kam auch er nicht. Wir wussten, wie das Zeichen der Makaá aussah – mittlerweile würden selbst wir dieses Bild nicht mehr vergessen – doch was bedeuteten die schwarzen ineinander verschlungenen Linien, die einen roten Kern umschlossen?
    „Es muss ein Ort sein“, überlegte ich fieberhaft, aber ein Geistesblitz wollte sich nicht einstellen. „Denkt nach, welcher Ort kann damit gemeint sein?“
    Meine Brüder schüttelten nur ratlos die Köpfe. Robert seufzte. „Dieses Rätselraten bringt nichts“, schätzte er unsere Lage richtig ein. „Wir müssen Mateo fragen. Ich wette, er weiß mehr über dieses Zeichen als er uns gesagt hat.“
    Sogleich machten wir uns auf den Weg zurück zum Dorf. Keiner von uns wusste, wo Mateo steckte, wir hatten ihn seit dem Gespräch in der Hütte seiner Eltern nicht mehr gesehen. Aber Uruyén war nicht sonderlich groß, irgendwo würden wir ihn schon finden. Als wir die spitzen Dächer der Rundhütten erblickten, mischte sich ein fremdes Geräusch unter die Naturklänge der Luft. Mit jedem Schritt in Richtung Dorf wurde es lauter, bis es sich schließlich eindeutig als der Motor eines Autos entpuppte. Überrascht blickten meine Brüder mich an. Ein Auto? In Uruyén?
    Wie uns erzählt wurde, gab es im ganzen Dorf nur ein einziges Auto, das Mateos Onkel

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