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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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waren verklungen, doch in unseren Köpfen hallten sie noch lange nach. Sobald die Stimme aufgehört hatte zu sprechen, zogen die Gestalten lautlos ihre Speere zurück und wichen beiseite. Der Weg in den Saal war nun frei. Was sollten wir tun? Meine Geschwister und ich blickten uns fragend an. „Ganz schön unheimlich, was?“, murmelte Robert. Ich kam nicht umhin, ihm zuzustimmen. Oliver zitterte sogar ein bisschen. Die roten Augen waren noch immer auf uns gerichtet und warteten mit einer stoischen Ruhe unsere Entscheidung ab. Es machte mich furchtbar nervös, so beobachtet zu werden, und gleichzeitig machte es mich unglaublich wütend, sodass ich von einer Sekunde auf die nächste entschlossen die Hände ballte. Es gibt keinen Zauber! Und war es den Makaá auch vorerst gelungen mich daran zweifeln zu lassen, so war ich dennoch nicht gewillt, mich von ihnen weiter einschüchtern zu lassen.
    „Es ist nur eine Illusion“, flüsterte ich meinen Brüdern eindringlich zu. „Eine Illusion, die uns vorgaukeln will echt zu sein. Aber sie hat sich ein eigenes Bein gestellt. Hat die Stimme nicht so etwas gesagt wie: trau niemandem? Ich würde vorschlagen, wir misstrauen zuerst einmal diesem Humbug, der uns hier einschüchtern möchte! Also, was meint ihr? Stellen wir uns der ersten Prüfung?“
    Ohne noch länger darüber nachzudenken, willigten meine Brüder ein. Zu tief steckten wir bereits in der Sache drin, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Außerdem hing das Leben unserer Eltern hiervon ab. Dass der unsichtbare Sprecher es als Spiel bezeichnete, war für mich blanker Hohn. Ein schönes Spiel hatten sich die Makaá ausgedacht. Aber da hatten sie nicht mit uns gerechnet. Wir würden unsere Eltern befreien, koste es, was es wolle.
    Ich warf den Kreaturen einen entschlossenen Blick zu und trat einen Schritt vor. Kaum hatten meine Geschwister aufgeschlossen, da zog eine der Lichtgestalten eine Sanduhr hinter dem Rücken hervor. Er drehte sie um, sodass die volle Hälfte oben war, und ein dünner Strahl Sandkörnchen nach unten fiel. Die Wächter der Höhle neigten die froschartigen Köpfe wie zur Verbeugung, dann schlossen sie ihre roten Augen. Gleichzeitig wurde es stockfinster.
      Doch nur für einen Moment, denn kurz darauf erhellte ein gelber Lichtkegel den Höhlenraum. Robert hatte die Taschenlampe gefunden und sie angeknipst. Die geisterhaften Gestalten waren spurlos verschwunden und wir alle wussten, was das für uns bedeutete: Der Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen!

„U nd wie geht es nun weiter?“, fragte Oliver, nachdem wir eine Weile ratlos in der Höhle herumgestanden hatten. Immer wieder fielen schwere Tropfen von der feuchten Decke auf unsere Köpfe und Schultern. Da wir jedoch noch nass von der Gischt des Salto Sapo waren, war dies etwas, das uns kaum störte.
    „Wir müssen die erste Prüfung bestehen“, erklärte Robert und leuchtete mit der Lampe in jeden Winkel des Saales. Es wimmelte von Tausendfüßlern und anderem Getier, doch das, was uns alle erschaudern ließ, befand sich in der Mitte der Höhle. Robert lenkte den Lichtstrahl auf den blutroten See, der gähnend vor uns ruhte. Nicht einmal die herabfallenden Tropfen schlugen Wellen in seinem Wasser.
    Bestehst du die Taufe mit rotem Blut?
    Noch bevor die Stimme erklärt hatte, worum es in der Prüfung ging, hatte ich geahnt, dass es mit diesem schlafenden Ungetüm von Wasser – um es Mal so auszudrücken – zu tun haben würde. Ich hatte es von Anfang an befürchtet…
    „Suche nach dem Teil, das nicht hierher passt“, wiederholte Robert die Worte der Stimme. „Was glaubt ihr, kann das für ein Teil sein?“
    Oliver hob die Schultern und machte dicke Backen. „Vielleicht alles, was nicht mit Felsen, Wasser oder Tausendfüßlern zu tun hat“, schlug er vor. „Mel?“ Mein Blick ruhte nach wie vor auf dem Wasser, ich wagte es nicht, meine Augen davon abzuwenden. Ich traute ihm nicht.
    „Ich glaube, wir sollten uns zuerst die Frage stellen: Wo finden wir dieses Teil?“, sagte ich nachdenklich. „Ohne zu wissen, was es überhaupt ist?“, wunderte sich Oliver. Wortlos nickte ich und Robert verstand. „Mel hat recht. Wenn wir den Gegenstand erst einmal sehen, werden wir schon wissen, ob er hierher passt oder nicht.“ Und dann fügte er etwas zögerlich hinzu. „Hast du denn eine Ahnung, wo wir suchen sollen?“
    Ich war mir sicher, er wusste es bereits selber, doch er wollte es aus meinem Mund hören, um sich Gewissheit zu

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