Der Fluch der Makaá
Kopf. „Nein. Ich halte nichts von Zauberei. Magie ist immer nur so stark wie der Glaube an sie.“
„Was ist es dann?“
Ich presste die Lippen zusammen und blinzelte. „Es ist ganz schön hoch, dafür, dass es nicht abgesichert ist!“, wisperte ich.
Robert grinste und nickte verständnisvoll. „Soll ich vorgehen?“ Dankbar nahm ich seinen Vorschlag an, und so trotteten wir schließlich im Gänsemarsch hinter dem Wasserfall entlang.
Sobald das Wasser den Abgrund zu unserer Linken mit seinem weißen Schleier verhüllte, fühlte ich mich wieder freier. So schlimm ist es ja gar nicht , dachte ich und schämte mich ein wenig, so ängstlich gewesen zu sein. Trotzdem mussten wir vorsichtiger sein denn je: der Pfad führte nun nicht mehr über dumpfen Urwaldboden, sondern über hartes Gestein, das durch die Gischt glatt und rutschig geworden war. Der Weg war nicht sonderlich breit: nicht einmal meine Arme konnte ich ganz ausstrecken, ohne dabei entweder die Felswand zu berühren oder eine nasse Hand zu bekommen. Auch war es kühl und zugig in diesem eigenartigen Tunnel. Immer wieder blies uns der Wind die Wassertropfen des Salto Sapo ins Gesicht, sodass es nicht lange dauerte, bis wir pudelnass waren.
Mit den Händen tasteten wir uns an der Felswand entlang, krochen lieber auf allen Vieren, wenn wir auf einem besonders glitschigen Stein auszurutschen drohten, und hielten dabei stets die Augen offen nach einem möglichen Eingang zu einer verborgenen Höhle. Unsere Finger rutschten dutzende Male in schmale Ritzen, doch keine war dabei, hinter der man eine Höhle vermuten konnte. Es ist nicht leicht etwas zu suchen, von dem man eigentlich keine Ahnung hat, wie es aussehen soll. Wir alle hatten unsere eigenen Vorstellungen über den Höhleneingang und wenn einer von uns glaubte, ihn gefunden zu haben, ließ er sich nur widerwillig von den anderen überzeugen, dass diese Felsspalte unmöglich ein Eingang sein konnte. Erst nachdem wir etwa die Hälfte des natürlichen Tunnels hinter uns gelassen hatten, es mochten etwa zwanzig Meter gewesen sein, waren wir uns alle einig, als wir folgendes entdeckten: Robert, der unsere kleine Gruppe anführte, war plötzlich stehen geblieben, und fuhr mit dem Finger eine schmale Vertiefung entlang, die großzügig einen Bogen beschrieb.
„Seht euch das mal an!“, winkte er Oliver und mich zu sich heran. „Was haltet ihr denn davon?“
„Für mich sieht es nach einem Eingang aus“, stimmte Oliver aufgeregt zu. Erwartungsvoll blickten meine Brüder mich an. Dem bogenförmigen Spalt galt jedoch nur mein halbes Interesse – etwas Anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Auf dem Felsbrocken gab es einen Abdruck. Für den ahnungslosen Betrachter wohl nichts weiter als eine Laune der Natur, doch für uns war es das, was wir gesucht hatten: die Maserung auf dem Felsen, schwach und unscheinbar, formte das Zeichen des einäugigen Frosches, das Symbol der Makaá. „Ja, hier ist es“, stimmte ich zu. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Wenn es eine verborgene Höhle in diesem Felsen gab, dann war sie hier. „Und wie kommen wir hinein?“, fragte Oliver und stellte uns vor das nächste Problem. So sehr wir uns auch gegen den Felsen drückten, schoben und stemmten, er wollte sich nicht bewegen, nicht einen Millimeter! „Tja, jetzt ist guter Rat teuer“, murmelte Robert und stützte nachdenklich sein Kinn in die Hände. „Vielleicht brauchen wir ein Losungswort“, schlug Oliver vor. Ich wusste genau, wieso er gerade auf einen solchen Vorschlag gekommen war. Meine Mutter las zu Hause mit ihm gerade den Herrn der Ringe. Natürlich erinnerte er sich an die Stelle, an der Frodo und seine Gefährten vor den Höhlen Morias standen, und auch nicht in den Felsen hineinkamen, da Gandalf, der Zauberer, das Losungswort nicht wusste. Zugegeben, es war schon ein wenig seltsam, dass wir uns jetzt in einer sehr ähnlichen Situation befanden, und ich war erleichtert, dass es in der Lagune, in die der Salto Sapo hinabstürzte, keine Riesenkraken gab… hoffte ich zumindest.
„So ein Blödsinn“, meinte Robert trocken. „Die Makaá hatten diesen Weg jedem zugedacht, der den Mut hatte, sie aufzusuchen. Sie werden dabei bestimmt nicht mit Losungsworten um sich geschmissen haben.“
„Es war ja auch nur ein Vorschlag“, maulte Oliver gekränkt und fuhr trotzig mit dem Finger die Konturen des einäugigen Frosches nach. Ganz plötzlich fühlte ich den Boden unter mir vibrieren. „Spürt
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