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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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ihr das auch?“, fragte ich, doch an den Gesichtern meiner Brüder konnte ich die Antwort bereits ablesen. „Ein Erdbeben!“, flüsterte Oliver mit großen Augen.
    Rasch warfen wir uns auf den Boden, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Aber es war kein Erdbeben, das den Felsen erschütterte. Es war ein Grollen, das aus dem Inneren des Berges herausdrang als wäre etwas lebendig geworden! Fassungslos blickte ich auf die Maserung auf dem Felsen. Dort, wo Oliver die Konturen des Symbols nachgefahren war, glühten die Linien als wäre ein Feuer in ihnen entfacht worden. „Oliver! Was hast du nur getan?“, brüllte ich immer wieder, doch der Lärm schluckte meine Stimme. Das Donnern nahm zu, rings um uns herum bröckelten bereits kleine Steine ab. Wir duckten uns, machten uns ganz klein und verbargen den Kopf in den Armen, um nicht von ihnen getroffen zu werden.
    So plötzlich wie alles angefangen hatte, war es auch wieder vorbei. Und als wir endlich wagten, aufzuschauen, da war das Zeichen der Makaá vor unseren Augen verschwunden. Der Felsbrocken war wie von unsichtbarer Hand zurückgewichen und legte den Eingang zur Höhle des einäugigen Frosches frei.
    „Oliver, was hast du nur getan?“, wisperte ich. Mein kleiner Bruder legte den Kopf schief und zog die Brauen zusammen. „Sieht so aus, als hätte ich die Höhle geöffnet“, sagte er ungläubig, wenn auch mit unterschwelligem Stolz.
    „Sieht so aus, ja“, stimmte Robert zu und rieb sich die Augen wie jemand, der sich von einem ersten Schrecken erholen muss mit der bösen Vorahnung, nicht lange auf den zweiten warten zu müssen. Er rappelte sich vom Boden auf und tastete sich zum Eingang vor. „Wollen wir reingehen?“, fragte er vorsichtig. Oliver und ich standen bereits neben ihm. Ich lächelte Robert unsicher an. „Ich glaube, von Wollen kann keine Rede sein. Wir werden es müssen.“
    Um mein ängstliches Verhalten von vorher wieder gut zu machen, zwängte ich mich als erste hinein. Dicht gefolgt von Oliver, der darauf bestand, vor Robert die Höhle betreten zu dürfen, denn schließlich war er es gewesen, der sie für uns geöffnet hatte. Dass es wohl mehr Zufall als Absicht gewesen war, dass er die Linien des Symbols mit dem Finger abgefahren hatte, davon wollte er nun nichts wissen.
    Ein schmaler Gang und trübe Dunkelheit empfingen uns bereits nach den ersten Schritten. „Mach die Taschenlampe an, Robert!“, drängelte Oliver, doch Robert kramte bereits in seinem Rucksack. In Erwartung gleich Licht zu haben, wagten wir uns noch ein paar Schritte in die Höhle. Ein ohrenbetäubender Knall ließ uns innehalten.
    „Was war das?“, rief Oliver erschrocken und suchte im Dunkeln nach meiner Hand. „Der Felsen!“, rief Robert entsetzt.
    Wir brauchten uns nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, dass der Eingang soeben wieder versperrt worden war – wir waren in der Höhle gefangen, von jeglichem Tageslicht abgeschnitten, allein im kalten Dunkel der Ungewissheit.
    „Robert, wo bleibt die Taschenlampe?“, wisperte ich ungeduldig. „Ich hab’s ja gleich“, hörte ich meinen Bruder unweit hinter mir sagen. „Ich – kann – sie – nur – gerade – nicht – finden.“ Sowie er es gesagt hatte, tauchte plötzlich ein heller Lichtschein auf, der die Wände des schmalen Ganges rötlich erstrahlen ließ.
    „Na, endlich, Robert“, seufzte Oliver. „Das wurde jetzt auch langsam Zeit.“
    „Aber –“, sagte Robert nach einer kurzen Pause, „aber das bin ich doch gar nicht.“
    Oliver und ich fuhren herum. Tatsächlich: Robert stand noch genauso da, wie er die Höhle betreten hatte, den Rucksack in der einen Hand, die andere, die nach der Taschenlampe wühlte, im Inneren des Beutels. „Und… und woher kommt dann das Licht?“, fragte ich zögerlich. Robert deutete nach vorne. Tatsächlich nahm der Schein zum Ende des Ganges hin zu. „Es muss von dort hinten kommen.“
    Mit klopfenden Herzen tasteten wir uns den Gang entlang, um die Quelle des rötlichen Lichtes zu finden. Waren wir vielleicht doch nicht allein in dieser Höhle wie wir angenommen hatten? Plötzlich schien mir das beklemmende Gefühl der Einsamkeit, das ich beim Eintreten der Höhle empfunden hatte, gar nicht mehr so schlimm. Wenn ich jetzt noch einmal die Wahl gehabt hätte…
    Zahlreiche Tausendfüßler krochen an den Wänden entlang. Sicherlich waren sie über die unerwartete Helligkeit genauso überrascht wie wir. Mit jedem bangen Schritt, der uns tiefer in das Herz

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