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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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gedauert. Das sind kaum vorstellbare Strapazen gewesen, würde er ihr vorhalten, während sie wie eine Prinzessin gereist sei. Es würde wenig nützen, ihm zu erklären, dass es auch für sie eine einzige Qual gewesen war, hatte sie doch volle drei Monate unter Seekrankheit gelitten. Er würde ihr entgegenhalten, er habe die Menschen wie Vieh unter Deck sterben sehen und sei einer um sich greifenden Seuche nur knapp entronnen. Vor allem würde er ihr in Erinnerung rufen, dass er Tag und Nacht geschuftet hatte, um diese Handelsvertretung im vom Goldrausch profitierenden Otago aufzubauen, damit er ihr, dem verwöhnten Hamburger Mädchen, ein gutes Leben bereiten könne. Nein, es war besser, ihm nicht zu zeigen, wie elend ihr zumute war.
    Er durfte vor allem niemals erfahren, dass es einen viel tieferen Grund für ihre Tränen gab. Sie war keine gute Ehefrau, und sie würde es niemals werden, denn sie hasste das, was er ihr soeben hatte antun wollen. Wie ein Tier hatte er sich auf sie gewälzt, sie mit seinem Gewicht fast zerquetscht, und sie hatte ihn schließlich angefleht, sie heute noch nicht anzurühren. Sie hatte seit ihrer Ankunft vor zwei Tagen nur blass und erschöpft im Bett gelegen. In der vergangenen Nacht hatte er sie in Ruhe gelassen, aber nun hatte er versucht, ihre ehelichen Pflichten einzufordern, und sie dabei mit seinem ekelhaft stinkenden Atem angehaucht. Er hat Schnaps getrunken, vermutete Anna. Sie spürte immer noch die groben Hände auf ihren Schenkeln, die ihr Nachthemd immer höher schoben. »Bitte, nicht!«, hatte sie gefleht. »Mir ist nicht gut!« Und das war die reine Wahrheit gewesen, war ihr doch beim Geruch seines widerlichen Atems speiübel geworden.
    Mit einem brummigen »Morgen ist die Schonfrist vorüber!« hatte er die Pranken von ihren Schenkeln genommen, sein Schlafhemd mit einem Ruck hinuntergezogen und sich wütend auf die andere Seite gerollt. Bald danach hatte er laut zu schnarchen angefangen.
    In diesem Augenblick hörte Anna ein pfeifendes Geräusch, erst leise, dann immer lauter. Sie vermutete, dass es ein einheimisches Tier war, eines von diesen vielen unbekannten Wesen dort draußen, die ihr Angst einjagten.
    Das Pfeifen wurde immer lauter und ging in ein Zischen über. In diesem Augenblick schreckte ihr Mann hoch. Anna schloss die Augen und wagte kaum zu atmen, damit er nicht merkte, dass sie noch wach lag. Der Mond beleuchtete das Zimmer so hell, dass man alles deutlich erkennen konnte. Das schlichte Eisenbett, die Kommode, den Schrank, die Nachttische und zwei Stühle für ihre Kleidung. Dazwischen ihre riesigen Überseekoffer.
    Anna hielt die Augen fest zusammengekniffen, als das Geräusch noch einmal ertönte. Täuschte sie sich, oder ging das Zischen in einen menschlichen Ruf über? Annas Herz klopfte bis zum Hals. Sie hoffte, er würde es nicht hören und damit erraten, dass sie noch nicht schlief. Zu groß war ihre Angst, dass er seinen massigen Körper noch einmal auf sie wälzen würde. Sie konnte nicht garantieren, dass sie bei dem nächsten Versuch nicht vor Ekel würgen würde. Es war ja nicht nur der Schnaps, es war ja auch der Geruch nach erkaltetem Schweiß, der in seinem Nachthemd saß und den er bei jeder Bewegung ausdünstete.
    Hat er eigentlich immer schon solche übel riechenden Schwaden ausgestoßen?, fragte sich Anna und versuchte sich zu erinnern. Sie hatte ihn ja schließlich schon über ein Jahr nicht mehr gesehen.
    Doch statt sich an seinen Geruch zu erinnern, fiel ihr plötzlich die erste Begegnung mit ihrem Mann ein. Auf dem Sofa des Onkels in der Sommervilla an der Elbe.
    »Das ist Christian. Er hat um deine Hand angehalten.« Mit diesen Worten hatte der Onkel ihr den linkisch wirkenden Mann vorgestellt.
    Sie war zu Tode erschrocken, als Christian ihr eine Hand entgegenstreckte, die sie an die Pranke des Braunbären erinnerte, den sie einmal in einem Wanderzirkus bewundert hatte. Dieser Mann war das Gegenteil von Frederik Goldhammer, ihrem schöngeistigen Klavierlehrer, den sie lange heimlich verehrt hatte. Bis zu dem Tag, an dem er beim vierhändigen Spiel ihre Hände berührt hatte. Bei dem Gedanken, was dann geschehen war, konnte Anna ein Zittern nicht unterdrücken. Sie hatten sich angesehen, bis ihre Münder einander gefunden hatten.
    »Ich halte gleich morgen um deine Hand an, Liebste«, hatte Frederik ihr nach diesem Kuss hoch und heilig versprochen. Und sie hatte ihn nie wiedergesehen! Sie wusste nur, dass er dem Onkel tatsächlich

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