ST - TOS 104: Der Friedensstifter
EINS
»Liebes Brautpaar«, sagte Captain Kirk.
Im Hintergrund des Aussichtsdecks kicherte jemand, und Kirk blickte auf, um den Störenfried zum Schweigen zu bringen. Natürlich konnte er niemandem einen Vorwurf machen, denn es waren kaum zwei ungeeignetere Partner als Lieutenant Nordell und Ensign Lebrun denkbar, selbst an Bord eines Schiffes mit einer so großen Besatzung wie der
Enterprise
. Trotzdem hatten die beiden beschlossen zu heiraten, und als Captain des Schiffes war Kirk die zweifelhafte Ehre zugefallen, die Trauung vornehmen zu dürfen. Ganz gleich, wie er ihre Chancen als Ehepaar beurteilte, er wollte nicht, dass die Zeremonie durch irgendwelche Störungen verdorben wurde. Also musterte er die etwa dreißig Gäste – hauptsächlich Techniker und Sicherheitsleute –, die gekommen waren, um ihren Freunden alles Gute zu wünschen. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass wieder Ruhe in der Gruppe herrschte, las er weiter den Trauungstext ab, den Ensign Lebrun verfasst hatte.
»Wir haben uns hier in dieser empfindlichen Blase des Lebens inmitten der Unermesslichkeit des Weltraums versammelt, um Zeugen zu werden, wie zwei Menschen in den heiligen Stand der Ehe treten«, trug er vor. Er war sich nicht sicher, ob ihm die Stelle mit der »empfindlichen Blase« gefiel. Das Schiff befand sich in der Tat in einer großen und größtenteils unerforschten Region des Weltraums, und der farbenfrohe Wirbel eines leuchtenden Nebels hinter den Sichtfenstern war ein schlagender Beweis für diesen Umstand, doch man konnte die
Enterprise
kaum als zerbrechlich bezeichnen. Kirk war jedoch gewillt, Lebrun um der Romantik willen eine gewisse poetische Freiheit zu gönnen. Sie und Nordell würden jede verfügbare Romantik benötigen, um die stürmische Zeit der Werbung auszugleichen, die sie auf dem Weg zum Altar durchgemacht hatten. Also lächelte er und las weiter, während das Licht der Sterne auf das glückliche Paar fiel.
Sie sahen tatsächlich glücklich aus. Nordell trug seine Galauniform, deren dunkelrote Jacke mit den Orden geschmückt war, die er sich während seiner drei Jahre im Dienst der Sternenflotte verdient hatte. Und falls er sich in dieser selten getragenen Kleidung unwohl fühlte, ließ er sich nichts davon anmerken – sein idiotisches Grinsen wies eher auf das Gegenteil hin. Lebrun hatte auf ihre Uniform verzichtet und ein traditionelles weißes Hochzeitskleid vorgezogen. Obwohl es für Kirk ein leichter Schock gewesen war, die normalerweise nüchtern gekleidete Sicherheitswächterin in Seide und Spitze zu sehen, musste er sich eingestehen, dass sie niemals hübscher ausgesehen hatte. Ihr kurzes braunes Haar schimmerte unter dem juwelenbesetzten Diadem, und ihre hohen Wangen und die großen grünen Augen schienen in einem eigenen Licht zu erstrahlen.
Ihre Trauzeugen, Montgomery Scott und Janice Rand, waren ebenfalls in Galauniform erschienen. Auch die Gäste im Hintergrund der Versammlung hatten sich in Schale geworfen. Kirk entdeckte viele lächelnde Gesichter. Alle schienen zu dieser Hochzeit gute Laune mitgebracht zu haben. Warum hatte er dann trotzdem das dumme Gefühl eines bevorstehenden Unheils?
Er hatte den Abschnitt »Die Ehe ist ein kostbares Gut« hinter sich gebracht und war gerade beim Satz »Falls irgendwer einen Grund nennen kann, warum diese zwei Menschen nicht in den Stand der Ehe treten sollten, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen«, als das Interkomsignal ertönte und Lieutenant Uhuras Stimme über den Lautsprecher kam.
»Captain, wir empfangen eine Subraumübertragung von Admiral Tyers, Priorität zwei.«
Auf dem Aussichtsdeck brachen alle Anwesenden, selbst das nervöse Brautpaar, in lautes Gelächter aus.
»Habe ich etwas Komisches gesagt, Captain?«
, fragte Uhura.
»So könnte man es unter Umständen ausdrücken«, erwiderte Kirk. »Ich werde es Ihnen später erklären. Sagen Sie dem Admiral, dass ich in wenigen Augenblicken zu sprechen bin.« Wenn es um eine Angelegenheit der Priorität zwei ging, konnte Tyers so lange warten, bis Kirk die Zeremonie zum Abschluss gebracht hatte. Er wandte sich wieder an die Hochzeitsgesellschaft und sagte: »Ich denke, wir können davon ausgehen, dass der Admiral wegen einer anderen Angelegenheit angerufen hat. Sind Sie, Simon Nordell, bereit, diese Frau zu Ihrer Ehefrau zu nehmen, sie zu lieben und zu ehren, ihr zu gehorchen, in Freude und in Leid, in Krankheit und in …«
»Einen Augenblick«, sagte Nordell. »Was soll
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