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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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machen wir morgen!«, entgegnete Sophie schwach. Sie hatte inzwischen nicht mehr den geringsten Zweifel daran, dass Emma tot war. Plötzlich war es ihr gleichgültig, wer dieser Zeuge war. Das würde sie noch früh genug erfahren.
    »Dann hole ich Sie morgen gegen siebzehn Uhr ab. Bevor wir Judith einen Besuch abstatten, fahren wir bei der zuständigen Polizeistation vorbei. Die befindet sich nämlich in St Kilda.«
    »Dort, wo das Haus ist?«, fragte Sophie tonlos.
    »In der Nähe.«
    »Dann bis morgen!« Sophie lächelte tapfer zum Abschied, zog die Tür hinter sich zu, setzte sich in einen Sessel und blieb dort eine Weile regungslos sitzen. Bei dem Gedanken an all das, was sie in den letzten Stunden bei Franklin, Palmer & Partner hatte erfahren müssen, wurde ihr abwechselnd heiß und kalt. Schließlich stand sie auf, holte ihren Morgenmantel aus dem Koffer, zog das fremde Kleid aus und warf ihren seidenen Kimono über. Dann nahm sie das Manuskript aus der Kiste und ließ sich aufs Bett fallen.
    Statt zu lesen, blätterte sie das Skript jedoch nur von hinten nach vorn durch auf der verzweifelten Suche nach dem Namen Thomas Holden, aber der war auf die Schnelle nicht zu entdecken. Sophie kämpfte gegen ihre inneren Dämonen an. Sollte sie nicht einfach hinten anfangen, um das Geheimnis schnellstens zu lüften? Oder sollte sie ihrer Mutter eine letzte Ehre erweisen, indem sie ihr den Wunsch erfüllte, es chronologisch zu lesen?
    Seufzend beschloss sie zu tun, was ihre Mutter verlangte, auch wenn es ihr schwerfiel. In ihre Trauer mischte sich Wut. Was mutete Emma ihr da eigentlich zu? Ein Leben lang hatte sie versucht, alles Unabwägbare von ihr fernzuhalten, und nun musste sie so viel Unbegreifliches auf einmal verkraften.
    Das ist nicht fair, Emma!, dachte Sophie, bevor sie zögernd die erste Seite zur Hand nahm. Als sie die Widmung las, erstarrte sie: Für Sophie und Thomas. Mit klopfendem Herzen vertiefte sie sich in die Aufzeichnungen ihrer Mutter.

 
Dunedin/Otago, Januar 1863
 
    Anna Peters weinte stumm in sich hinein. Ihr Ehemann Christian, der neben ihr im Bett laut schnarchte, durfte es auf keinen Fall mitbekommen. Wenn er aufwachte, würde er sie bestimmt für ein undankbares, dummes Ding halten und sie dafür mit groben Worten bestrafen.
    Anna empfand es ja selbst so, dass sie eigentlich keinen Grund zum Klagen hatte. Sie wusste durchaus zu schätzen, was er auf sich genommen hatte, aber sie fühlte sich so entsetzlich einsam an diesem Ort am Ende der Welt, der ihr im Gegensatz zu Hamburg wie die Wildnis vorkam. Für Christian jedoch bedeutete er die Chance, es zu Ansehen und Reichtum zu bringen. Er war nun der Chef der neuen Handelsniederlassung Wortemann in Otago.
    Annas Tränen waren versiegt, aber die Traurigkeit blieb. Für sie war das hier nur der Beginn eines weiteren Lebensabschnitts, den andere für sie vorgesehen hatten. Seit ihrer frühen Kindheit hatten ihr Onkel Rasmus Wortemann und seine Frau Margarete über sie, das arme Waisenkind, bestimmt. Sie hatten ihr das kleinste Zimmer in der Sommervilla der Familie an der Elbe zugewiesen, nachdem sie sie bei sich aufgenommen hatten. Sie hatten auch entschieden, wie das Erbe ihrer Eltern angelegt werden solle - mit dem Ergebnis, dass angeblich nichts mehr davon übriggeblieben war. Und sie hatten beschlossen, dass ihre Ziehtochter, kaum achtzehnjährig, dem zehn Jahre älteren Christian Peters, der rechten Hand ihres Onkels in der Handelsgesellschaft Wortemann, zur Frau gegeben wurde.
    Anna atmete schwer bei dem Gedanken. Sie wusste, dass ihr Unrecht widerfahren war, nachdem ihre Eltern kurz nacheinander den Pocken zum Opfer gefallen waren, an denen sich ihr Vater auf einem Wortmann'schen Schiff nach Übersee angesteckt hatte. Andererseits hatten Onkel und Tante ihr ein neues Zuhause gegeben. Man hatte sie niemals schlecht behandelt. In einem Waisenhaus wäre es mir bestimmt schlimmer ergangen, tröstete Anna sich einmal mehr und merkte, wie weit weg Europa war. Wieder spürte sie, wie ihre Augen feucht wurden bei dem Gedanken an das ferne Hamburg.
    Es sind die Strapazen der Überfahrt, redete sich die junge Frau ein. Aber das würde Christian niemals als Entschuldigung gelten lassen. Sie war schließlich auf der Margarete gereist, einem Handelsschiff der Familie Wortemann. Der reine Luxus, wie Christian behauptet hatte, zumal er Monate zuvor auf einem einfachen Auswandererschiff nach Neuseeland gekommen war. Vier Monate hatte seine Überfahrt

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