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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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eben sterben. Nur deshalb hat er sich als mein Beschützer gebärdet, um mich nach der Geburt meines Kindes ungestört aus dem Weg räumen zu können. Wenn ich sterbe, erbt er mein Vermögen. Bei diesem Gedanken stockte Emma der Atem.
    Nun hörte sie Schritte, seine Schritte, und sie zog es vor, sich schlafend zu stellen. Das nützte ihr nichts, denn er schüttelte sie grob. »Dein Frühstück!«, bellte er und reichte ihr einen Teller mit Marmeladenbroten.
    »Später!«, hauchte sie, verdrehte die Augen und sank zurück in die Kissen.
    Erst nachdem Harry fröhlich pfeifend ihr Zimmer verlassen hatte, nahm sie zitternd das Brot vom Teller, tastete sich leise zum Fenster vor und warf ihr Frühstück in hohem Bogen in die Büsche. Sie war sich sicher, dass er ihr mit jeder Mahlzeit ein schleichendes Gift zuführte. Sie durfte nichts mehr anrühren von dem, was er ihr servierte.
    Um wieder zu Kräften zu kommen, schlich sie stattdessen nachts in die Küche und stärkte sich. Sie tat in den nun folgenden Nächten kein Auge mehr zu. Zu groß war ihre Angst, er werde sie im Schutz der Dunkelheit umbringen. Den Schlaf holte sie nach, wenn es hell wurde. Harry würde das bestimmt als Zeichen deuten, dass sie immer schwächer wurde.
    Während der langen Nächte hielt sie sich damit wach, Annas Tagebuch zu studieren, was ihre Stimmung allerdings noch verdüsterte. Wenn die Gespenster der Nacht über sie hereinbrachen, quälte sie sich mit der Frage, ob dieser verdammte Fluch wohl schuld an allem war. Und ob er nicht doch die Macht besaß, Annas Kinder und Kindeskinder zu vernichten?
    Ich habe es nicht mit einem Fluch zu tun, sondern mit dem ausgeklügelten Plan eines skrupellosen Mörders! Das sollte ich nie vergessen!, sprach sie sich dann im Morgengrauen stets gut zu.
    Am vierten Tag ging es ihr schon wesentlich besser. Sie wusste inzwischen, dass Harry nach dem Frühstück mindestens zwei Stunden lang fortblieb. Er machte wohl einen ausgiebigen Strandlauf. Das war ihre Chance. Morgen würde sie flüchten. Und zwar weit, weit weg. Nach Europa. Den ersten Flieger, der einen freien Platz für ihr Baby und sie hatte, würde sie nehmen. Sie hatte inzwischen in einem Reisebüro angerufen und die möglichen Abflugzeiten der kommenden Tage erfragt und auf einem Zettel notiert. Auf diese Weise hatte sie auch erfahren, dass es mittlerweile Ende April war. Wenn alles gutging, konnte sie schon in drei Tagen in einem Flieger nach Sydney sitzen und von dort aus nach London reisen.
    Noch vierundzwanzig Stunden. Die musste sie einfach noch überstehen. Sonst war sie verloren. Und er durfte nichts merken. Sie hatte hin und her überlegt, ob sie lieber die Polizei einschalten sollte. Aber was, wenn Harry sie davon überzeugen konnte, dass seine Frau unter Verfolgungswahn litt? Sie war sich inzwischen sicher, dass er an alles gedacht hatte. Sogar über die Depressionen ihrer Mutter Christine schien er Bescheid zu wissen. Und die Hebamme würde womöglich bezeugen, dass sie krank war. Wer wollte ihr glauben, dass es an dem Gift lag, das er ihr eingeflößt und ins Essen gemischt hatte? Nein, sie musste weg! Weit weg. In dieser Nacht packte sie ihre Tasche und versteckte sie im Schrank. Dann schlich sie sich zu ihrem Schreibtisch, um die Unterlagen über die verschwundene Frau einzustecken, aber die Schublade war leer ...
 
    Am folgenden Morgen agierte sie wie in Trance. Harry hatte wie jeden Morgen das Haus verlassen. Sie weinte, als sie ihren Sohn zum ersten Mal auf den Arm nahm. »Ich lasse dich nie wieder los!«, flüsterte sie bewegt. Am ganzen Körper bebend, verließ sie Pakeha . Sie drehte sich nicht noch einmal um, sondern eilte zu ihrem Wagen, den Harry gottlob noch nicht verkauft hatte. Sie hätte heulen mögen, als sie sich an das Steuer setzte, aber sie verbot sich jede Sentimentalität. Ihre Emotionen hatten sie bereits einmal an den Rand des Abgrunds gebracht. Jetzt durfte sie allein ihrem Verstand gehorchen. Als sie die Tomahawk Street Richtung Dunedin einbog, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Die Gefahr, dass Harry ihre Flucht bemerken würde, schien gebannt.
    Das Baby lag, in Decken gewickelt, auf dem Rücksitz. Es kostete sie sehr viel Überwindung, nicht anzuhalten, weil es ganz erbärmlich schrie. »Mein Kleiner, bald sind wir in Sicherheit, und dann lasse ich dich nie wieder los«, sagte sie laut.
    Erst nachdem sie die Kanzlei von Derek Franklin erreicht hatte, hielt sie an, sprang aus dem Wagen und drückte das weinende

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