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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gebeten, mit niemandem über sein Projekt zu
reden. Es befand sich noch im streng geheimen Frühstadium, und es sollte
vorerst nichts davon an die Öffentlichkeit gelangen. Weatherby wollte nicht,
daß gewisse Kollegen schon jetzt davon erfuhren.
    »Ich erzähl’s dir beim
Abendessen. Gib mir noch zehn Minuten Zeit.«
    Als er den Hörer auflegte,
zuckte Ben Messer die Achseln. Angie war gewiß eine Ausnahme, ihr könnte er das
Geheimnis ruhig anvertrauen.
    Als er die Fotografien in den
Umschlag zurückschieben wollte, hielt er von neuem inne, um das Manuskript in
seiner klaren Sprache noch einmal zu bestaunen. Da lag es vor ihm in schlichtem
Schwarz-Weiß. Die Stimme eines Mannes, der seit fast zwei Jahrtausenden tot
war. Ein Mann, dessen Messer das Ende des Schreibrohrs angespitzt hatte, dessen
Hände das vor ihm liegende Papyrus geglättet hatten, dessen Speichel den Farbstein
benetzt hatte, um daraus Tinte zu machen. Hier waren seine Worte, die Gedanken,
die er vor seinem Tod unbedingt noch festhalten wollte.
    Eine ganze Weile stand Ben
wie angewurzelt vor seinem Schreibtisch und starrte wie hypnotisiert auf die
glänzenden Ablichtungen des alten Schriftstücks.
    John Weatherby hatte recht.
Falls noch weitere David Ben Jona-Schriftrollen gefunden würden, wäre dies eine
Sensation.
    »Warum?« fragte Angie,
während sie ihm Wein nachschenkte. Ben antwortete nicht sofort. Geistesabwesend
starrte er auf das lodernde Kaminfeuer. In dem hellen, heißen Licht sah er
wieder die Handschrift David Ben Jonas vor sich, und er erinnerte sich, wie
sehr es ihn am frühen Abend erstaunt hatte, zu entdecken, daß die Schriftrolle
von einem Privatmann und in alltäglicher Sprache verfaßt worden war. Ben war
ganz darauf eingestellt gewesen, einen religiösen Text zu übersetzen,
vielleicht das Buch Daniel oder das Buch Ruth, und statt dessen war ihm die
Überraschung seines Lebens bereitet worden. »Ben?« sagte Angie ruhig. Sie hatte
ihn schon einmal so gesehen, im »Schrein des Buches« in Israel, wo sie im Jahr
zuvor als Touristen vor den eindrucksvollen Originalen der berühmten
Schriftrollen vom Toten Meer gestanden hatten. Wenn Ben sich mit seiner einzigen
großen Liebe beschäftigte – rissiges Papier und verblichene Tinte – zog er sich
völlig in sich zurück und verlor den Bezug zur Wirklichkeit. »Ben?«
    »Hm?« Jäh wurde er aus seinen
Gedanken gerissen. »Oh, verzeih mir, ich glaube, ich bin in Gedanken woanders.«
    »Du hast mir gerade von
Kopien einer Schriftrolle erzählt, die du heute abend aus Israel erhalten hast.
Du hast gesagt, Dr. Weatherby hat sie dir geschickt, und alles spricht dafür,
daß es sich dabei um eine sensationelle Entdeckung handelt. Warum? Stammen sie
etwa vom Toten Meer?«
    Ben lächelte
und nippte an seinem Weinglas. Angies Kenntnis alter Manuskripte war nur
laienhaft. Bestenfalls kannte sie die Qumran-Handschriften vom Hörensagen. Aber
die hochgewachsene, gertenschlanke und auffallend hübsche Angie war ja
schließlich Mannequin und hatte daher nur eine äußerst begrenzte Vorstellung
davon, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente.
    »Nein, sie stammen nicht vom
Toten Meer.« Er und Angie saßen bei einem Glas edlen Weines auf dem Fußboden
vor dem Feuer. Reste des Abendessens standen noch auf dem Tisch. Bevor er
antwortete, drehte sich Ben ein wenig zur Seite um ihr hübsches Gesicht besser
betrachten zu können.
    »Sie wurden unter den
Überresten einer alten Wohnstätte gefunden, an einem Ort namens Khirbet Migdal.
Sagt dir das etwas?« Sie schüttelte den Kopf. Im Schein des Feuers schien ihr
glänzendes Haar wie aus Bronze zu sein.
    »Nun, vor etwa sechs Monaten
teilte mir John Weatherby mit, daß er von der israelischen Regierung endlich
die Genehmigung erhalten habe, in Galiläa eine Ausgrabung durchzuführen. Wie
ich dir sicherlich erzählt habe, gilt Weatherbys Hauptinteresse den ersten drei
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Daher beschäftigt er sich unter anderem mit
dem alten Rom und seinem Niedergang, der Zerstörung Jerusalems und dem Aufstieg
des Christentums. Jedenfalls zog John die richtigen Schlußfolgerungen aus den
Hinweisen, die er vorfand, und konzentrierte seine Forschungen schließlich auf
ein bestimmtes Ausgrabungsgebiet, auf das ich hier nicht näher eingehen will,
und trug den Israelis sein Anliegen vor. Dann brach er vor fünf Monaten mit
einem Archäologen-Team aus Kalifornien auf, schlug in der Nähe des Ortes
Khirbet Migdal sein Lager auf und begann

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